TV-Duelle: Nur große Schnitzer bewegen noch etwas

Diese Spitzenkandidaten rittern um die ersten drei Plätze bei der EU-Wahl am Sonntag: Eugen Freund (SPÖ, li.) liegt laut Umfragen gleichauf mit Othmar Karas (ÖVP) und vor Harald Vilimsky (FPÖ, re.)
Europa-Wahl. Im Finale verlagert sich der Wahlkampf in die TV-Arena. Bislang glänzte dort keiner der Spitzenkandidaten.

Der cleverste TV-Auftritt im EU-Wahlkampf war streng genommen gar keiner: Als EU-Mandatar Martin Ehrenhauser im April in die ORF-Pressestunde eingeladen war, pfiff er auf die Sendezeit – immerhin eine Stunde – stand zu Beginn der Live-Sendung unter einem Vorwand mit Protest einfach auf, um auf den Ballhausplatz zu spazieren und einen Sitzstreik zu beginnen.
„Strategisch war die Aktion das Beste, was er tun konnte“, sagt Wahlkampf-Experte Thomas Hofer. Ehrenhausers Nicht-Teilnahme habe Interesse ausgelöst, das der Kandidat des Wahlbündnisses „Europa anders“ mit einem „klassischen Auftritt“ wohl nie hätte lukrieren können.

Elefantenrunde auf Puls4

Am Montag eröffnete Puls4 mit einer „Elefantenrunde“ das TV-Finale des EU-Wahlkampfes. Am Dienstag diskutieren Eugen Freund (SPÖ) und Othmar Karas (ÖVP) in der ZIB 2, morgen und Donnerstag folgen Konfrontationen aller Kandidaten auf ATV und ORF. Die spannende Frage vorab lautet: Inwiefern können die Auftritte das Ergebnis noch verändern? Für Politik-Analyst Hofer, ist die Wirkung überschaubar: „Bei der Nationalratswahl haben die TV-Debatten den Wahlkampf strukturiert und deshalb wesentlich beeinflusst. Bei der EU-Wahl ist die Sache anders.“ Hier gehe es für die Parteien nicht darum, ein „Heer an Unentschlossenen“ zu gewinnen, sondern um die Mobilisierung der Sympathisanten; zudem sei bislang kein Kandidat aufgefallen. „Keiner stach heraus.“
Sollte es also nicht zu einem „völligen Aussetzer“ eines Teilnehmers kommen, seien die TV-Duelle nicht wahlentscheidend. Das „Setting“ spricht jedenfalls gegen Überraschungen: „Bei Elefantenrunden“, sagt Hofer, „teilt sich die Sendezeit auf so viele Teilnehmer auf, dass dem Einzelnen wenig Zeit für veritable Fehler bleibt.“

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