Im Vergleich zum Vorjahr seien zuletzt dreimal mehr Menschen von Nordafrika aus auf den beiden italienischen Inseln angekommen, sagte Patronaggio der deutschen Tagesschau. "Die Pandemie hat niemanden aufgehalten - weil viele dieser Migranten vor größeren Problemen flüchten."
In Tunesien etwa verloren rund 53 Prozent der aus dem Ausland stammenden Arbeitskräfte laut einer Studie der Internationalen Organisation für Migration (IOM) ihren Job.
Unter Deck versteckt
Das mag dazu beitragen, dass sich - wie Patronaggio sagt - die Fluchtrouten im Mittelmeer derzeit ändern. Die meisten Migranten starten demnach nicht mehr im Bürgerkriegsland Libyen, wo sie von Milizen in kaum seetüchtige Schlauchboote gesteckt werden, sondern im benachbarten Tunesien. Hocheffektive kriminelle Organisationen organisierten die Überfahrten, so Patronaggio, für einen Preis zwischen 1.000 und 2.000 Euro pro Person.
In Tunesien würden diese Migranten von früheren Fischern, die die Routen Richtung Italien gut kennen, unter Deck versteckt - Küstenwache, Finanzpolizei oder die EU-Grenzschutzagentur Frontex hätten es schwer, die Schlepperboote zu identifizieren.
Von Bord gelassen werden die Migranten laut Patronaggio an abgelegenen Stränden. Es handle sich sowohl um Menschen aus Subsahara-Afrika als auch um Tunesier. Rund ein Drittel der Tunesier sei bereits einmal wegen Vorstrafen aus Italien abgeschoben worden.
"Für Fischer ist der Menschenschmuggel deutlich attraktiver als die Fischerei", resümiert der Staatsanwalt. Er plädiert dafür, die Möglichkeit einer regulären Migration nach Europa zu schaffen - nur das könne Schleppern die Geschäftsgrundlage entziehen.
Kommentare