Türkische Militäroffensive: Wahlschlacht in Kurdistan

PKK-Kämpfer im Nordirak - jeden Tag kommt es zu Kämpfen mit er türkischen Armee, die in den Irak vorgerückt ist

Die Wahlen in der Türkei rücken näher. Am kommenden Sonntag finden Präsidenten- und Parlamentswahlen statt. Und mitten im Finale des Wahlkampfes intensiviert die türkische Armee ihr Vorgehen gegen kurdische Rebellen im Nordirak. Zuletzt hatten 24 Kampfjets türkischen Angaben zufolge das Hauptquartier der linken kurdischen Arbeiterpartei PKK in den Quandil-Bergen massiv bombardiert. Türkische Bodentruppen sind in den vergangenen Wochen bis an den Fuß des Bergmassivs herangerückt – 30 Kilometer tief in irakisches Gebiet. Täglich kommt es zu Kämpfen. Ausgegangen wird davon, dass die türkische Armee dort einen massiven Angriff auf die PKK vorbereitet, die sich in den Bergen seit Jahrzehnten bestens verschanzt hat.

Die PKK hat ihrerseits ihre Aktionen auf türkischem Gebiet verstärkt. Täglich ist von Sabotageakten oder Hinterhalten die Rede. Türkische Regierungsstellen melden indes, bei Luftangriffen auf Quandil ein Treffen hochrangiger PKK-Kommandanten getroffen zu haben. Seitens der PKK wird das zurückgewiesen. Wohl aber hätten die Angriffe dazu geführt, dass viele Zivilisten das Gebiet aus Angst vor den anhaltenden Angriffen sowie einer möglichen Bodeninvasion verlassen hätten. Das Gebiet umfasst mehrere Hochgebirgstäler mit zahlreichen Dörfern und ist nur über ebenso enge wie steile Bergstraßen erreichbar.

Quandil wird militärisch von der PKK gehalten, wobei die Gruppe das Gebiet nicht beansprucht. Sie beteuert, dass durchwegs irakisch-kurdisches Recht gelte. Sie steht dabei aber in Konflikt mit der Regierung der autonomen Region Kurdistan, der die Präsenz der PKK ein Dorn im Auge ist – betrachten doch die Türkei wie der Iran (beides wichtige Handelspartner für die Regierung in Erbil) die PKK als Terrorgruppe.

Einige PKK-Verbände waren zuletzt auch in den Iran eingesickert und hatten dort eine lokale Miliz bei Gefechten gegen iranische Sicherheitskräfte unterstützt. Die Regierung Kurdistans beteuerte jetzt, alles zu unternehmen, um Gewaltakte im Iran von irakisch-kurdischem Gebiet aus zu unterbinden.

Die PKK ruft im Nordirak indes zu Protesten gegen die türkische Invasion auf – was auch bei solchen Kurden gut ankommt, die die Regierung in Erbil stützen. S. Schocher

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