Eskalation nach Anschlag in der Türkei
Mindestens 32 Todesopfer hatte der Anschlag in Suruc am Montag gefordert, rund 100 Menschen wurden verletzt. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte, es gebe nach ersten Erkenntnissen Hinweise auf einen Selbstmordanschlag der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Der Täter sei jedoch noch nicht identifiziert worden. Der Sprengsatz explodierte nach Medienberichten im Garten eines Kulturzentrums in der Grenzstadt Suruc. Dort hatten sich Anhänger einer sozialistischen Jugendorganisation zu einer Pressekonferenz versammelt. Rund 300 Jugendliche hätten an dem Treffen teilgenommen. Nach Angaben der Organisation wollten sie ins benachbarte Kobane nach Syrien reisen, um dort Hilfe zu leisten.
Kurz nach der Explosion in Suruc wurden auch in Kobane mindestens zwei Kämpfer der kurdischen Volksschutzeinheiten durch eine Autobombe getötet. Der Anschlag in Suruc ist der schwerste in der Türkei, seit im Mai 2013 in der Grenzstadt Reyhanli zwei Autobomben explodierten und 51 Menschen in den Tod rissen.
Mit Tränengas gegen Demonstranten
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte die Tat. Im Zentrum Istanbuls gingen am Montagabend mehrere Tausend Menschen aus Protest gegen den Anschlag auf die Straße - aber auch gegen die Syrien- und Kurdenpolitik der AKP-Regierung. Die Polizei setzte Tränengas ein und löste die Demonstration auf. Die Demonstranten hatten "Apo! Apo! Apo!" gerufen - so nennen PKK-Anhänger Abdullah Öcalan, den inhaftierten Chef der als Terrorgruppe eingestuften kurdischen PKK.
Seit Jahren betreibt Ankara den Sturz des syrischen Machthabers Assad, bisher ohne Erfolg. Immer wieder sagen Experten, dass Ankara in der Hoffnung, den syrischen Präsidenten doch noch zu Fall zu bringen, es zugelassen habe, dass die türkisch-syrische Grenzregion ein Zentrum für den islamistischen Terrorismus geworden sei. Der Chef der kurdischen HDP, Selahattin Demirtas, machte am Montag auch die AKP-Regierung für den Anschlag mitverantwortlich: "Die Staaten und Regime, die dem IS und ähnlichen brutalen Einheiten Unterstützung zukommen lassen, haben eine Mitschuld an dieser Barbarei. Die politischen Führer Ankaras, die die HDP täglich bedrohen und nicht genug Mut haben, den IS anzuklagen, sind ebenfalls mitschuldig an dieser Barbarei", wird Demirtas von der Tageszeitung "Hürriyet" zitiert.
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