Trumps Strippenzieher
Es war der "beste Deal" ihres Lebens, sagt Ivanka Trump gerne über ihre Beziehung zu Ehemann Jared Kushner. Ihr Vater, der designierte US-Präsident Donald Trump, sieht das offenbar genauso: Er hat den 35-jährigen Geschäftsmann zum wichtigsten Berater neben seiner ebenso klugen wie ehrgeizigen Tochter gemacht. Derzeit übt Kushner diese Rolle nur inoffiziell aus, die Gerüchte wollen aber nicht verstummen, wonach Trump seinen Schwiegersohn auch offiziell zu seinem Berater machen möchte.
Nicht nur in politischen und strategischen, sondern auch in Personalfragen scheint Kushners Wort Gewicht zu haben. Nach Informationen seriöser Medien wie der New York Times verbannte Trump auf Kushners Betreiben hin den anfänglichen Leiter seines Übergangsteams, Chris Christie, in die hinteren Ränge. Es wird ein Rachefeldzug vermutet: Christie hatte Kushners Vater Charles, einen milliardenschweren Immobilienunternehmer, einst als Staatsanwalt wegen Steuerhinterziehung, Zeugenbestechung und anderer Delikten hinter Gitter gebracht.
Businessman mit Erfolg
Auf dem Weg zum offiziellen Berater gibt es allerdings ein Hindernis. Per Gesetz ist es verboten, Verwandte in Regierungsposten zu hieven. Kushner hat bereits Anwälte konsultiert, um herauszufinden, ob das zu umgehen ist, etwa wenn er auf ein Honorar verzichtet und seine Unternehmen in die Hände eines Verwalters legt. Zahlreiche Republikaner sind von der Idee dennoch nicht angetan: Ein Schwiegersohn und Geschäftsmann als enger Mitarbeiter biete große Angriffsflächen für kritische Medien und politische Gegner.
Kushner, der nach Millionenspenden seines Vaters an Eliteuniversitäten studiert hatte, übernahm nach dessen Verurteilung 2008 mit 27 Jahren das Unternehmen und machte es noch erfolgreicher. Schon ein Jahr zuvor hatte er für Aufsehen gesorgt: Er kaufte ein Gebäude in der New Yorker Fifth Avenue für 1,8 Milliarden Dollar – der höchste je für einen Bürobau gezahlte Preis. Peanuts dagegen waren die zehn Millionen Dollar, die er für die Zeitung New York Observer ausgab.
Kushner gilt seither in der Ostküstenmetropole als mindestens so einflussreich wie Trump – wenn auch deutlich medienscheuer. Er hält sich im Hintergrund, besitzt kein Facebook-Profil und twittert nicht. Was paradox klingt, war er es doch, der die Social-Media-Kampagne seines Schwiegervaters konzipierte, die einen Gutteil zu dessen Wahlsieg beigetragen hat. In sozialen Medien taucht er nur auf, wenn seine Frau wieder einmal perfekt inszenierte Bilder ihrer Familie postet.
Jared und Ivanka hatten 2009 nach zwei Jahren Beziehung geheiratet, sie war für ihn zum Judentum konvertiert. Mit ihren Kindern Arabella (5), Joseph (3) und Theodore (sieben Monate) bilden die beiden eine Bilderbuchfamilie, in der – dank Haushältern und Nannys – alles möglich scheint: Glamour, Erfolg im Beruf und eine erfüllte, gleichberechtigte Beziehung.
All das half Trump im Wahlkampf: Das Powerpaar Kushner/Trump stellte laut Medien das "freundliche Gesicht" Trumps dar. Wortreich versuchte es, von Trumps frauen- und judenfeindlichen Aussagen abgeschreckte Wähler zu überzeugen. Mit Erfolg, wie sich zeigte.
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