Trumps Kandidatin für die Bildung muss zittern

Die Nominierung der Milliardärin Betsy DeVos steht auf der Kippe.

Die meisten Personalentscheidungen von US-Präsident Donald Trump sind hochumstritten. Und viele seiner Kabinettskandidaten warten weiterhin auf die erforderliche Zustimmung des Senats, um ihr Amt anzutreten. Am stärksten um ihren Regierungsjob bangen muss dabei erstaunlicherweise die designierte Bildungsministerin Betsy DeVos - obwohl das ihr zugewiesene Ressort wegen seines vergleichsweise schmalen Budgets und Aufgabengebiets zu den weniger bedeutenden gehört.

Breite Angriffsfläche

Trumps Republikaner verfügen im Senat nur über eine knappe Mehrheit von 52 der 100 Sitze - und zwei republikanische Senatorinnen haben angekündigt, DeVos die Stimme zu verweigern. Damit könnte es zu der höchst außergewöhnlichen Konstellation kommen, dass Vizepräsident Mike Pence gemäß der ihm verfassungsmäßig zustehenden Befugnis mitstimmt und das Patt zugunsten von DeVos bricht. Sie wäre dann das erste Kabinettsmitglied der US-Geschichte, das allein dank der Intervention des Vizepräsidenten ins Amt kommt. Die 59-jährige Milliardärin bietet breite Angriffsfläche für Kritik. Nicht nur, dass sie keinerlei Erfahrung als Pädagogin oder in der staatlichen Verwaltung hat. Vor allem hat sie sich jahrelang dafür eingesetzt, das öffentliche Schulwesen aufzubrechen, das sie nun beaufsichtigen soll.

Trumps Speerspitze

Mit großem Erfolg propagierte DeVos in ihrem Heimatstaat ein System, das dem staatlichen Schulsystem Gelder entzieht: Dabei werden aus Steuergeldern finanzierte Gutscheine an Familien verteilt, die ihre Kinder an private oder halbprivate Schulen schicken. Die oppositionellen Demokraten sehen DeVos deshalb als Trumps Speerspitze, die weitere Löcher in das öffentliche Bildungswesen treiben soll. DeVos wuchs in reichen Verhältnissen auf. Ihr Vater machte mit einer Zulieferfirma der Automobilindustrie ein Vermögen. DeVos studierte Betriebswirtschaft und Politologie an einer protestantischen Hochschule und heiratete einen Sohn von Richard DeVos, dem Gründer des Direktmarketing-Giganten Amway. Mit ihrem Mann gründete DeVos eine Firma für Windenergie. Das Paar spendete überdies Millionen an christliche Organisationen und die Republikaner.

In ihren Anhörungen im Senat fiel die designierte Bildungsministerin aber vor allem durch Wissenslücken auf. So patzte sie etwa bei der Frage, nach welchen Grundmaßstäben die Leistungen von Schülern bewertet werden. Und viel Spott löste sie zudem mit ihrer Begründung aus, warum Waffen unter Umständen an Schulen erlaubt sein sollten: Mancherorts könne dies sinnvoll sein, um das Gelände gegen "Grizzlybären" zu verteidigen, sagte DeVos.

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