Trumps Falken drängen auf Angriff auf Nordkorea
Victor Cha war so gut wie gesetzt für den sensibelsten Botschafter-Posten, den die USA im Moment zu vergeben haben.
Einst Asiendirektor des Nationalen Sicherheitsrates, galt der Sohn südkoreanischer Einwanderer angesichts der Krise um das nordkoreanische Atomprogramm bis vor kurzem im Weißen Haus als die perfekte Wahl für den Job des Chef-Diplomaten in Seoul. Perdu. Präsident Trump hat den anerkannten Experten kurzfristig aus dem Rennen nehmen lassen.
Warnung vor Tragödie
Der Grund hat in Washington all jene in Alarmstimmung versetzt, die Trumps Säbelrasseln gegen das Regime von Diktator Kim Jong-un ("kleiner Raketenmann") für brandgefährlich halten.
Anders als Trump und der in dieser Frage immer mehr an Einfluss gewinnende Nationale Sicherheitsberater H.R. McMaster lehnt Cha Pläne für einen begrenzten Erstschlag gegen Pjöngjang ab. Die Idee berge die Gefahr eines militärischen Flächenbrandes mit Hunderttausenden Toten.
Weil Cha in Washington zu den wenigen Insidern gehört, die bereits auf Verhandlungserfahrung mit Nordkorea zurückblicken können, wird die gescheiterte Personalie mit Besorgnis verfolgt.
Asien-Experten bei den Demokraten gehen davon aus, dass nach Ende der Olympischen Winterspiele, bei denen Süd- und Nordkorea begrenzte Gemeinsamkeit demonstrieren wollen, was Trump die Hände binde, die "trügerische Ruhe" zwischen Pjöngjang und Washington vorbei ist.
Die Aussicht auf eine militärische Konfrontation im kommenden Sommer sei "nicht kleiner, sondern größer geworden", sagten Fachleute der Denkfabrik Brookings nach Trumps Rede zur Lage der Nation.
McMaster drängt
Der Präsident hatte am Dienstag seine bisherige Linie befestigt. Danach ist die Zeit der "strategischen Geduld" mit Pjöngjang vorüber.
Victor Cha glaubt, dass vor allem Sicherheitsberater McMaster den Präsidenten auf Kurs bringen will, Kim Jong-un eher früher als später mit Hilfe eines Erstschlags eine "blutige Nase" zu verpassen. Anders, so die Überzeugung der "Falken" im Weißen Haus, sei dem Diktator nicht begreiflich zu machen, dass Trump tatsächlich eine Atom-Macht Nordkorea nicht hinnehmen werde.
Daher auch das laut New York Times energischer werdende Drängen des Präsidenten in Richtung Pentagon auf Vorlage verschiedener Angriffsoptionen. Aber Verteidigungsminister James Mattis, der in zwei Wochen die US-Delegation bei der Münchner Sicherheitskonferenz anführen wird, zögert.
Der kriegserfahrene General will keine Fakten schaffen. Eine militärische Auseinandersetzung werde auf der koreanischen Halbinsel und vermutlich darüber hinaus zu einer Katastrophe mit gewaltigen Opferzahlen führen.
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