Vor Trump-Treffen mit Putin: Merz will, dass Ukraine einbezogen wird

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskyij hat den europäischen Staats- und Regierungschefs für ihre Unterstützung vor dem Gipfel von US-Präsident Donald Trump mit Kremlchef Wladimir Putin gedankt. Der Krieg müsse auf faire Weise beendet werden, er sei deshalb allen dankbar, die auf der Seite der Ukraine stehen, sagte Selenskyj. Sein Land verteidige europäische Sicherheitsinteressen.
Deutschlands Bundeskanzler Friedrich Merz forderte eine Beteiligung der Ukraine an Gesprächen über ein Ende des russischen Angriffskriegs.
Er gehe davon aus, dass Selenskyj an dem für Freitag im US-Bundesstaat Alaska geplanten Gipfel "beteiligt wird", sagte Merz am Sonntag in einem ARD-Interview. "Wir können jedenfalls nicht akzeptieren, dass über die Köpfe der Europäer und die Köpfe der Ukrainer hinweg über Territorialfragen zwischen Russland und Amerika gesprochen oder gar entschieden wird."
Kiews Außenminister Andrij Sybiha warnte auf der Plattform X vor "Geschenken" an den Aggressor. "Jedes Zugeständnis wird zu weiterer Aggression führen."
Vertreter europäischer Staaten haben den USA einem Medienbericht zufolge einen eigenen Friedensvorschlag für die Ukraine vorgelegt. Demnach fordern die Europäer einen Waffenstillstand vor allen weiteren Schritten, berichtet das Wall Street Journal nach den Unterredungen von Vertretern der Ukraine und weiterer Staaten in Großbritannien. Zudem müsse jeglicher Gebietsaustausch auf Gegenseitigkeit beruhen, und es müsse feste Sicherheitsgarantien geben.
Ein Reporter des Nachrichtenportals Axios zitiert einen nicht näher bezeichneten US-Vertreter mit den Worten: "Die heutigen stundenlangen Treffen haben erhebliche Fortschritte zu Präsident Trumps Ziel gebracht, den Krieg in der Ukraine zu beenden."
Treffen am 15. August
US-Präsident Donald Trump und der russische Staatschef Wladimir Putin werden am Freitag, den 15. August in Alaska zusammentreffen, wie Trump in der Nacht auf Samstag ankündigte und der Kreml bestätigte.
Dabei soll es einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge um ein Abkommen zur Beendigung des Ukraine-Krieges gehen. Dieses solle die Besetzung der von Moskau eroberten Gebiete festschreiben. Ein Vertreter des Weißen Hauses bezeichnete den Bericht als Spekulation.
"Das mit Spannung erwartete Treffen zwischen mir als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika und Präsident Wladimir Putin aus Russland wird am kommenden Freitag, dem 15. August 2025, im großartigen Bundesstaat Alaska stattfinden", schrieb der US-Präsident auf seiner Truth Social-Seite und fügte hinzu, dass weitere Details später bekannt gegeben würden.
"Russland und die USA sind enge Nachbarn und grenzen aneinander. Es scheint ganz logisch, dass unsere Delegation einfach über die Beringstraße fliegt und dass ein so wichtiges und lang erwartetes Gipfeltreffen zwischen den Führern der beiden Länder dort stattfindet", sagte Kremlberater Kreml-Berater Juri Ushakow.
Trump und Putin würden sich darauf konzentrieren, Optionen für eine "langfristige friedliche Lösung der Ukraine-Krise" zu erörtern. Dies werde offensichtlich ein schwieriger Prozess sein, den man jedoch aktiv und energisch angehen werde, erklärte Ushakow weiter. Ein nächstes Treffen der beiden Staatschefs solle in Russland stattfinden. Eine entsprechende Einladung sei bereits an Trump ergangen.
Trump bestätigt geplanten "Gebietsaustausch"
Trump bestätigte vor Journalisten in Washington, eine Vereinbarung mit Russland könne einen Gebietsaustausch beinhalten. "Es wird einen gewissen Austausch von Gebieten zum Wohle beider Seiten geben", sagte Trump. Das Treffen sei wegen Sicherheitsvorkehrungen verschoben worden.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij forderte eine Teilnahme Kiews an Verhandlungen über ein Ende des russischen Angriffskrieges. "Der Weg zum Frieden für die Ukraine muss gemeinsam und nur gemeinsam mit der Ukraine bestimmt werden, das ist eine Frage des Prinzips", sagte Selenskij in seiner abendlichen Videoansprache.
Ein würdiger, verlässlicher und dauerhafter Frieden könne nur das Ergebnis gemeinsamer Anstrengungen sein. In seiner abendlichen Videoansprache sagte Selenskij, ein Waffenstillstand sei möglich, solange auf Russland ausreichender Druck ausgeübt werde. Er habe mehr als zwölf Gespräche mit Staats- und Regierungschefs verschiedener Länder geführt. Sein Team stehe zudem in ständigem Kontakt mit den USA.
Der russische Präsident beansprucht die vier ukrainischen Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson sowie die 2014 annektierte Halbinsel Krim für Russland. Die russischen Truppen kontrollieren jedoch nicht das gesamte Gebiet in den vier Regionen. Dem Bloomberg-Bericht zufolge würde Russland im Rahmen des angestrebten Abkommens seine Offensive in den Regionen Cherson und Saporischschja entlang der derzeitigen Frontlinien einstellen.
Die Ukraine hatte in der Vergangenheit bei der Suche nach einem Ende des Krieges Flexibilität signalisiert. Der Krieg hat Städte und Dörfer des Landes verwüstet und zahlreichen Soldaten und Zivilisten das Leben gekostet. Die Anerkennung des Verlusts von rund einem Fünftel des ukrainischen Staatsgebiets wäre für Selenskij und seine Regierung jedoch schmerzhaft und politisch schwierig.
Klitschko: Müssen diplomatische Lösung finden
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko plädiert unterdessen für eine Verhandlungslösung. "Wir müssen eine diplomatische Lösung finden", sagte Klitschko der "Bild"-Zeitung in Kiew. "Jeder in unserem Staat, in unserem Land ist müde von diesem Krieg", sagte er. "Leider haben wir für diesen Krieg einen riesigen Preis bezahlt: Die Leben von unseren Patrioten, von unseren Soldaten, von unseren Bürgern. Hunderte von Städten sind zerstört. Ein großer Teil der Ukraine ist von Russland okkupiert."
Zu Forderungen Russlands nach Gebietsabtrennungen sagte Klitschko, es sei noch "viel zu früh" für solche Gespräche - schloss dabei einen Verzicht auf Gebiete aber nicht explizit aus. Das sei eine Frage für Selenskyj, sagte Klitschko. "Er muss schwierige Entscheidungen treffen." Ein Teil der Menschen werde nie bereit sein, einen Teil des Landes an Russland abzutreten, sagte der frühere Box-Weltmeister.
Seit seiner Rückkehr ins Weiße Haus im Jänner hat Trump versucht, die US-Beziehungen zu Russland zu verbessern und den UKraine-Krieg zu beenden. Angesichts der Weigerung Putins, die Offensive zu stoppen, hatte Trump mit neuen Sanktionen gedroht.
Am Mittwoch verhängte die US-Regierung einen zusätzlichen Zoll von 25 Prozent auf Waren aus Indien wegen dessen Importen von russischem Öl. Zuvor hatte Trumps Sondergesandter Steve Witkoff in Moskau dreistündige Gespräche mit Putin geführt, die beide Seiten als konstruktiv bezeichneten.
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