Welche Rolle Österreich bei Trumps Iran-Bombardement spielte

Trump und Netanjahu bei einem Treffen im April im Weißen Haus.
Benjamin Weinthal aus Jerusalem
Tut er es oder tut er es nicht? Lange hatte sich US-Präsident Donald Trump bedeckt gehalten, ob er seinem Freund, dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu, in dessen Krieg gegen den Iran zur Seite springen würde. In der Nacht auf Sonntag war es dann so weit: Das US-Militär griff drei iranische Atomanlagen mit bunkerbrechenden Bomben an.
Inwieweit die Operation „Mitternachtshammer“ das iranische Atomprogramm zerstört oder zurückgeworfen hat, ist umstritten. Ebenso ist unklar, was den US-Präsidenten letztlich zum Eingreifen bewogen hat. Für seine Entscheidung dürften jedoch auch Informationen aus Österreich eine Rolle gespielt haben: So sorgte weniger als zwei Wochen vor den US-Bombardements der Jahresbericht der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) in der Trump-Regierung für Aufsehen.
Entwicklung von Irans Kernwaffen "weit fortgeschritten"
In dem im Mai veröffentlichten Bericht wird das iranische Programm zur Entwicklung von Kernwaffen als „weit fortgeschritten“ beschrieben. „Ein Arsenal ballistischer Raketen steht bereit, um nukleare Sprengköpfe über lange Distanzen zu tragen“, heißt es darin. Und: Atomwaffen sollen das Regime „unantastbar machen und seine Dominanz im Nahen und Mittleren Osten sowie darüber hinaus ausbauen und festigen“.
In aller Ausführlichkeit beschrieb der DSN-Bericht also die iranische Gefahr für die Welt – und entsprach damit der Haltung von US-Außenminister Marco Rubio und Verteidigungsminister Pete Hegseth, die zum Lager der „Falken“ innerhalb der Republikaner gehören und für einen möglichst harten Kurs gegenüber dem Iran werben.
Lager der Isolationisten
Teile der Trump-Administration, die sich gegen eine Kriegsbeteiligung in Nahost aussprechen, waren wiederum darum bemüht, „einen Fox News-Bericht über einen Bericht des österreichischen Geheimdienstes zu diskreditieren, der nahelegte, dass der Iran große Pläne zur Entwicklung von Atomwaffen habe, um seine Vorherrschaft in der Region zu behaupten“, wie Politico schreibt.
Denn: Innerhalb von Trumps „Make America Great Again“-Bewegung hat die Gruppe der Isolationisten, die sich gegen eine Verwicklung der USA in internationale Konflikte stemmen, großes Gewicht. Zu großen Verwerfungen innerhalb der MAGA-Bewegung führte der österreichische DSN-Bericht letztlich aber nicht. Isolationisten wie Fox News-Moderator Tucker Carlson, die sich gegen ein Eingreifen aussprachen, haben verloren.
Iranisches Regime erbost
Das iranische Regime zeigte hingegen sich über den DSN-Bericht erbost. So bestellte die Regierung in Teheran als Reaktion die Geschäftsträgerin der österreichischen Botschaft im Iran ein.
Inwieweit Donald Trump innenpolitisch von seinem Nahost-Kurs profitiert, ist indes unklar. Nur wenige Tage vor den US-Angriffen auf den Iran zeigt eine Umfrage von J. L. Partners, dass 65 Prozent der „MAGA-Republikaner“ einen Angriff auf den Iran unterstützen würden. Nur 19 Prozent waren gegen einen US-Eintritt in den Krieg gegen die Islamische Republik.
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