Trump dämpft Erwartungen an Gipfel mit Kim Jong-un

Trump wolle den Machthaber Nordkoreas in Fragen der atomaren Abrüstung nicht drängen, besteht aber darauf, dass keine Tests gemacht werden.

In Vietnams Hauptstadt Hanoi findet am Mittwoch und Donnerstag der zweite Gipfel zwischen Kim Jong-un und US-Präsident Donald Trump statt. Der nordkoreanische Machthaber war am Samstag in Pjöngjang zu einer Zugreise über 4.000 aufgebrochen, die zweieinhalb Tage dauern dürfte. Am Samstagabend hat der Zug die Grenze nach China überquert, seine Route durch die Volksrepublik ist allerdings geheim.

Gedämpfte Erwartungen

US-Präsident Donald Trump hat indes die Erwartungen an weitreichende Ergebnisse beim bevorstehenden zweiten Gipfeltreffen mit Nordkoreas Machthaber gedämpft. Er sei nicht in Eile, ein Atomwaffenabkommen mit Kim zu schließen, sagte Trump am Sonntag in Washington. Er wolle niemanden drängen: "Ich will nur keine Tests. Solange es keine Tests gibt, sind wir zufrieden."

Nach Angaben eines südkoreanischen Präsidialamtssprechers könnten Trump und Kim auch ein formelles Ende des Korea-Kriegs vereinbaren. "Die Möglichkeit besteht", sagte der Sprecher der Nachrichtenagentur Yonhap zufolge. Seit dem Kriegsende 1953 gibt es nur einen Waffenstillstand.

Konkrete Schritte fehlen

Bei ihren ersten Gipfel vor acht Monaten in Singapur hatten beide die Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel als Ziel vereinbart. Konkrete Ergebnisse haben die Gespräche beider Seiten nicht erbracht. Nordkorea hat seit September 2017 keinen Atomsprengsatz mehr getestet, der letzte Test einer ballistischen Langstreckenrakete fand im November 2017 statt. US-Außenminister Mike Pompeo sagte dem TV-Sender Fox, er hoffe auf substanzielle Fortschritte beim Treffen in Hanoi, denn es fehlten immer noch konkrete Schritte Nordkoreas zur atomaren Abrüstung. Davon machen die USA Zugeständnisse bei Sanktionen abhängig, unter denen das abgeschottete Nordkorea ächzt. Trump erklärte in den vergangenen Tagen, bedeutende Fortschritte würden es ihm ermöglichen, Sanktionen aufzuheben.

Abbau von Yongbyon

Dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in sagte Kim im September, er sei willens, den großen Nuklearkomplex Yongbyon abzubauen, falls die USA entsprechende Gegenleistungen erbringen würden. Dort stehen unter anderem ein Reaktor und eine Wiederaufbereitungsanlage, die den Bombenstoff Plutonium erzeugen. Es wird vermutet, dass Kim auf dem Gipfel in Hanoi vielleicht Pläne für den Abbau der Atomanlagen und die Zulassung internationaler Inspekteure vorlegen könnte.

Aber selbst wenn der Abriss von Yongbyon beginnen sollte, gewinnt Nordkorea weiter Zeit, ohne sich von seinen Atomwaffen zu trennen. Nach Angaben des früheren hochrangigen nordkoreanischen Diplomaten Thae Yong-ho, der 2016 nach Südkorea geflüchtet war, befinden sich dort 390 Atomanlagen. "Selbst wenn es ein Abkommen gibt - die Inspektionen, die Demontage und dann die Überprüfung der Schließung der Einrichtungen können innerhalb der Amtszeit von Präsident Trump nicht abgeschlossen werden."

Auch Thae, der sich von einem Systembefürworter zu einem lautstarken Kritiker Pjöngjangs gewandelt hat, ist sich sicher, dass Nordkorea seine Atomwaffen niemals aufgeben wird: "Was haben sie, wenn ihnen die Atomwaffen weggenommen werden? Nichts."

Ende des Korea-Krieges

Trumps Äußerungen haben Spekulationen befeuert, die USA könnten sich mit begrenzten Abmachungen zufriedengeben. Nach Angaben aus Washington und Seoul ist unter anderem die Rede von der Zulassung von Beobachtern bei der Demontage des Reaktors Yongbyon und die Eröffnung von Verbindungsbüros beider Länder. Zudem könnte das formale Ende des Korea-Krieges erklärt werden. Die Kampfhandlungen im Korea-Krieg von 1950 bis 1953 wurden mit einem Waffenstillstand beendet. Einen von Nordkorea seit Jahren geforderten Friedensvertrag gibt es nicht. Die kommunistische Führung in Pjöngjang verlangt zudem Sicherheitsgarantien.

Trump wird nach Angaben des nordkoreanischen Außenministeriums am Dienstagabend in Hanoi erwartet, wo für Mittwoch in der Früh ein Treffen mit Präsident Nguyen Phu Trong angesetzt ist. Details zu Ort und Zeit des Gipfeltreffens mit Kim sind noch nicht bekannt.

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