Trump befiehlt Abzug weiterer Truppen aus Afghanistan und Irak

Trump will Niederlage nicht eingestehen
Truppenreduktionen versprach der US-Präsident bereits im ersten Wahlkampf 2016. Kurz vor Ende seiner Amtszeit schafft er Fakten.

US-Präsident Donald Trump hat den Abzug weiterer US-Truppen aus Afghanistan und dem Irak angeordnet. Bis 15. Jänner werde die Zahl der Soldatinnen und Soldaten auf jeweils etwa 2.500 reduziert, erklärte der geschäftsführende Verteidigungsminister Christopher Miller am Dienstag. Der Teilabzug würde damit unmittelbar vor Amtseinführung des gewählten US-Präsidenten Joe Biden umgesetzt. Die Vereidigung ist für den 20. Jänner geplant.

Das Verteidigungsministerium machte keine Angaben dazu, wie viele US-Soldaten derzeit noch in Afghanistan und im Irak stationiert sind. Dem US-Sender CNN zufolge sind es derzeit noch 4.500 US-Soldaten in Afghanistan und 3.000 im Irak. Miller erklärte, die USA träten in eine neue Phase im Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Seit mehrere US-Medien am Montag über entsprechende Vorbereitungen berichtet hatten, war die Ankündigung erwartet worden.

Der Teilabzug folgt auf die Wahlniederlage Trumps gegen Biden. Kurz danach hatte der amtierende Präsident Verteidigungsminister Mark Esper entlassen, was wiederum die Neubesetzung hochrangiger Positionen im Pentagon mit Trump-Befürwortern nach sich zog.

So wurde der ehemalige Heeresoffizier Douglas Macgregor zum leitenden Berater des geschäftsführenden Ministers Miller ernannt. Macgregor ist als Kritiker der Einsätze im Irak und in Afghanistan bekannt.

Die USA hatten mit den militant-islamistischen afghanischen Taliban Ende Februar ein Abkommen unterzeichnet, das den schrittweisen Rückzug aller US- und NATO-Streitkräfte bis Ende April 2021 in Aussicht stellt. Die Taliban verpflichteten sich zu Friedensgesprächen mit der Regierung in Kabul, die im September aufgenommen wurden. Der Prozess geriet jedoch ins Stocken.

Trump hatte bereits im Wahlkampf 2016 versprochen, Truppen nach Hause zu holen. Er drängte insbesondere auf den Abzug aus Afghanistan. US-Medienberichten zufolge war er zuletzt zunehmend frustriert über das Tempo des Abzugs.

Anfang August hatten die USA ihre NATO-Verbündeten darüber informiert, ihre Truppen bis Ende November von damals rund 12.000 auf unter 5.000 reduzieren zu wollen. Mitte September hatte Trump dann erklärt, dass die Truppenstärke rasch auf weniger als 4.000 gesenkt werden solle. Knapp vier Wochen vor der US-Wahl Anfang November kündigte Trump auf Twitter sogar an, dass die Soldaten bis Weihnachten zurück in den USA sein sollten.

Der Krieg in Afghanistan ist der längste in der Geschichte der USA. Seit 2001 sind amerikanische Soldaten in dem Land. Nach den Anschlägen vom 11. September jenes Jahres waren von den USA angeführte Truppen dort einmarschiert.

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