Trumps Atomtest-Pläne: Ein Satz mit nuklearer Sprengkraft

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Trump will wieder Nukleartests durchführen, wohl um Druck auf Moskau aufzubauen. Experten halten das für eine Drohkulisse. Doch macht er Ernst, käme es zum nuklearen Wettrüsten.

Der Zeitpunkt war wohl kein Zufall. Nur fünf Minuten, bevor Donald Trump in Südkorea seinen chinesischen Amtskollegen Xi Jinping traf, verkündete er via Truth Social: „Ich habe das Kriegsministerium angewiesen, wieder mit dem Testen unserer Atomwaffen zu beginnen – unverzüglich.“ Der Grund dafür: „Auch andere Staaten testen.“

Spirale der Verunsicherung

Der US-Präsident Trump hat, wie so oft, mit einem simplen Tweet eine Spirale der Verunsicherung in Gang gesetzt. Denn genau gesagt, was und wie getestet werden soll, hat er nicht.

Meint Trump Nukleartests im historischen Sinne, also das Zünden von Sprengkörpern auf einem Testgelände, wäre das der gröbste Bruch der US-Nuklearpolitik der letzten drei Dekaden. Seit 1992 haben die USA keine solchen Tests mehr durchgeführt. Fast alle Staaten, die Atomwaffen besitzen, haben sich nach dem Kalten Krieg Moratorien auferlegt. In China fanden die letzten Tests 1996 statt, und Russland, das das größte Arsenal hat, hat zumindest offiziell selbst nie Sprengköpfe auf der Erdoberfläche gezündet – das machte zuletzt die UdSSR ein Jahr vor ihrem Zerfall. Lediglich Nordkorea führt noch Atomwaffentests durch, wird dafür aber international geächtet.

Will Trump diesen Bann tatsächlich brechen? Experten sind da vorsichtig. Atomtests wurden mittlerweile durch Computersimulationen und Tests mit Nuklearmaterial, bei denen keine nukleare Kettenreaktion stattfindet, ersetzt; echte Detonationen sind nicht mehr nötig. Ihm gehe es eher um ein Signal, und zwar nach Russland, schreibt Hans M. Kristensen, Nuklearexperte bei der Federation of American Scientists: „Auslöser waren wohl die beiden jüngsten Raketentests Russlands.“

Er nennt sie „Wunderwaffen“

Moskau hat in den vergangenen Tagen zwei Innovationen präsentiert, die auch die Schlagzeilen im Westen füllten. Man habe den nuklear bestückbare Marschflugkörper Burewestnik, der 14.000 Kilometer schaffe, und die atomar betriebene Unterwasserdrohne Poseidon, die einen Kilometer tief tauchen und „nukleare Tsunamis“ auslösen könne, erfolgreich getestet, so der Kreml.

Diese „Wunderwaffen“, wie Putin sie nennt, kommen immer dann zum Einsatz, wenn der Druck von außen steigt: Fühlt Moskau sich bedrängt, wird den Bürgern im TV versichert, was das eigene Waffenarsenal könne – inklusive der Illustration einer Detonation über einer europäischen Hauptstadt. Das ist auch jetzt geschehen; Putins Machtdemonstration folgte der Ankündigung, dass die USA Russlands Ölgiganten massiv sanktioniert.

Trump hat mit seinem Tweet nun aber das Eskalationspotenzial nach oben geschraubt. Aus dem verbalen Wettrüsten könnte nämlich schnell ein nukleares werden, sagen Experten: „Das würde mit Sicherheit nukleare Tests Russlands und Chinas und auch Indiens und Pakistans auslösen“, so Kristensen. Ex-Bill-Clinton-Sicherheitsberater Gary Samore meint sogar, Trump würde „Russland und China ein Geschenk machen“ – beide Staaten würden „neue Arten von Atomwaffen entwickeln.“

Moskau kalmiert

Macht Trump Ernst, wäre das aber gar nicht so einfach. Mindestens 18 Monate bräuchten die Behörden, um stillgelegte US-Testgelände wieder zu reaktivieren, dazu wäre mit Bürgerprotesten zu rechnen. Auch, ob der Kongress ihm dafür die Mittel freigibt, ist unklar.

Derzeit ist man in Moskau ohnehin darauf bedacht, den verbalen Krieg nicht eskalieren zu lassen. Putins Sprecher Peskow wies am Donnerstag darauf hin, dass man die „Wunderwaffen“ ja nicht mit atomaren Sprengkörpern bestückt habe, sondern nur die Trägersysteme getestet wurden. Und das, fügte er lächelnd hinzu, machen die USA auch ständig.

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