Trump-Anhänger: „Wann beginnt das Schießen?“

Trump: „Gesetzlosigkeit, politische Verfolgung, Hexenjagd müssen offengelegt und gestoppt werden“.
Überzeugte Anhänger des Ex-Präsidenten reagieren mit extremer rhetorischer Militanz auf die FBI-Hausdurchsuchung in Mar-a-Lago.

Die Nachricht von der Hausdurchsuchung bei Donald Trump durch die Bundespolizei FBI war erst wenige Minuten alt, da tauchte auf einschlägigen Internet-Seiten bereits die Frage auf: „Wann beginnt das Schießen?“. Rechtsradikale Gruppen wie die „Proud Boys“ sowie andere Trump-Fürsprecher mit großer Anhängerschaft riefen auf diversen Social Media-Kanälen kaum verhohlen dazu auf, zu den Waffen zu greifen und den „tiefen Staat“ (deep state), den man hinter der Aktion der Behörden gegen ihr Idol vermutet, anzugreifen.

Kriminologen zeigten sich gestern in US-Medien schockiert über die „extreme Militanz in der Rhetorik“. Befürchtet wird, dass sich schon bald reale Gewalt gegen Vertreter der Regierung und der Justiz richten könnte. Zum Beispiel gegen Bruce Reinhart. Der Richter in Florida hatte den von FBI und Justizministerium beantragten Durchsuchungsbefehl gegen Trump unterzeichnet. „Ich sehe ein Seil um seinen Hals“, schrieb ein Anhänger des Ex-Präsidenten im Internet. Dort tauchte bereits ständig der Begriff „Bürgerkrieg“ auf.

Wollen Trump zerstören

Viele Trumpianer wähnen die USA zumindest geistig bereits dort. Dabei wird die Regierung von Joe Biden als der „Feind“ identifiziert, der mit „übergriffigen juristischen Tricks“ den mutmaßlichen republikanischen Präsidentschaftskandidaten zerstören wolle: Donald Trump.

Zerstören im physischen Sinne des Wortes. Steve Bannon, Ex-Top-Berater Trumps, und selbst mit einem Fuß hinter Gittern, verstieg sich in einer Talkshow zu der These, das FBI bereite die Ermordung Trumps vor. Die Razzia in Mar-a-Lago bezeichnete Bannon als „Schändung“. Zuvor hatte bereits der ehemalige Polizeichef von New York den Verdacht in die Welt gesetzt, der „tiefe Staat“ wolle Trump umbringen.

Hitler-Vergleiche

In der aufgeheizten Atmosphäre, so kommentieren US-Zeitungen, sind Politiker gefragt, die zur „Deeskalation“ beitragen. Sprich darauf hinweisen, dass die Hausdurchsuchung nach allem, was bisher bekannt ist, rechtlich einwandfrei zustande kam und die Ergebnisse abgewartet werden müssen.

Im republikanischen Establishment sind solche Stimmen kaum zu hören. Ohne zu wissen, wonach die FBI-Beamten während des achteinhalbstündigen Einsatzes in Florida gesucht haben, vergleichen selbst prominente Kongress-Abgeordnete das FBI-Gebaren mit Adolf Hitlers „Gestapo“ und sehen Amerika als „Bananenrepublik“, in der politische Verfolgung herrsche. Lautstark fordern Senatoren den Rauswurf von Justizminister Merrick Garland und FBI-Direktor Christopher Wray. Beide hatten den Einsatz abgesegnet, dem monatelange Versuche voraus gegangen waren, auf friedlichem Wege an Regierungs-Dokumente zu gelangen, die qua Gesetz ins National-Archiv gehören und nicht in Trumps Privatbesitz.

Weil beide Männer schweigen, wie es in laufenden Verfahren dieser Art üblich ist, erhöht das Trump-Lager den Druck. Garland und Wray sollen in Kürze im Kongress vorgeladen werden. Analysten befürchten „echte Ausschreitungen“, falls die Top-Beamten nicht glaubhaft die „Notwendigkeit und Angemessenheit der Durchsuchung darstellen können“.

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