Trotz Coronavirus-Krise: US-Vorwahl in Wisconsin abgehalten
Schutzmasken, Plexiglas in den Wahllokalen und tausende Nationalgardisten im Einsatz: Trotz der Coronavirus-Pandemie hat der US-Bundesstaat Wisconsin Vorwahlen abgehalten. Wegen fehlender Wahlhelfer blieben am Dienstag aber zahlreiche Wahllokale geschlossen. Ex-Vizepräsident Joe Biden war bei den Präsidentschaftsvorwahlen der Demokraten Favorit gegen Senator Bernie Sanders.
In der Großstadt Milwaukee, wo nur fünf Wahllokale öffneten, bildeten sich lange Schlangen. Die meisten Menschen trugen aus Sorge vor Ansteckungen einen Mundschutz und hielten Sicherheitsabstand zueinander. Rund 2.500 Nationalgardisten unterstützen den Ablauf der Wahl und desinfizierten regelmäßig Tische und Wahlmaschinen. In einigen Wahlbüros trennten Plexiglas-Scheiben Wähler und Wahlhelfer.
Seit Mitte März keine Vorwahl mehr
Wegen der Coronavirus-Krise haben bereits 15 Bundesstaaten Vorwahlen verschoben, seit Mitte März wurde keine Vorwahl mehr abgehalten. Wisconsin ging damit am Dienstag einen Sonderweg. Dort fanden nicht nur die Präsidentschaftsvorwahlen der Demokraten und der Republikaner von Präsident Donald Trump statt. Es wurde auch über eine Reihe lokaler und regionaler Ämter abgestimmt - darunter über einen wichtigen Richterposten am Obersten Gericht des Bundesstaates.
Auch deswegen führte der Wahltermin zu einem erbitterten Ringen zwischen Demokraten und Republikanern in Wisconsin. Der demokratische Gouverneur Tony Evers hatte das von den Republikanern kontrollierte Regionalparlament aufgerufen, den Wahltermin zu verschieben und die Möglichkeiten einer Briefwahl auszuweiten. Die Republikaner lehnten das aber ab.
Evers unterzeichnete daraufhin am Montag ein Dekret, das die Vorwahlen auf Juni verschiebt. Die Republikaner zogen dagegen aber umgehend vor den Obersten Gerichtshof des Bundesstaates. Das von konservativen Richtern dominierte Gericht erklärte die Verschiebung der Wahlen in einer Eilentscheidung für ungültig.
Evers kritisierte das Vorgehen der Republikaner scharf und sprach von einer "Schande". Die Bürger von Wisconsin müssten jetzt entscheiden, ob sie ihr Wahlrecht ausüben oder "gesund und sicher" bleiben wollten. Die Lokalzeitung Milwaukee Journal Sentinel sprach von der "undemokratischsten Wahl" in der Geschichte des Bundesstaates.
Empört äußerte sich auch Präsidentschaftsbewerber Sanders. Die Wahl inmitten der Coronavirus-Krise abzuhalten, könne "tödliche" Folgen haben. Der 78-jährige Linkspolitiker verzichtete deswegen auf Aufrufe zur Wählermobilisierung.
Trump rief zur Stimmabgabe auf
Dagegen rief Präsident Trump die Wähler zur Stimmabgabe auf. Sie müssten dem konservativen Richter Daniel Kelly zur Wiederwahl verhelfen, schrieb Trump im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Wahlergebnisse später erwartet
Wahlergebnisse werden erst zu einem späteren Zeitpunkt erwartet. Bei den Demokraten-Vorwahlen war Ex-Vizepräsident Biden klarer Favorit: Umfragen hatten den 77-jährigen Mitte-Politiker klar vor Sanders gesehen.
Der einstige Stellvertreter von Präsident Barack Obama hatte schon bei den letzten Vorwahlen triumphiert und sich einen großen Vorsprung erarbeitet. Biden ist die Nominierung als Präsidentschaftskandidat der Demokraten rein rechnerisch kaum mehr zu nehmen - Senator Sanders lehnt es aber bisher ab, sich aus dem Rennen zurückzuziehen.
Die Demokraten haben wegen der Pandemie ihren ursprünglich für Juli geplanten Parteitag zur formellen Kür des Präsidentschaftskandidaten auf Mitte August verschoben. Die Präsidentschaftswahl ist für Anfang November angesetzt.
Die USA sind zu einem der Brennpunkte der weltweiten Coronavirus-Pandemie geworden. Inzwischen sind rund 380.000 Infektionen und mehr als 11.800 Todesfälle bestätigt worden.
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