Tiananmen: Pekings Angst vor dem Aufbegehren

Am Jahrestag des Massakers sichert ein Großaufgebot den Platz des himmlischen Friedens.

Vor genau 25 Jahren war der Traum einer Demokratisierung des kommunistischen China ausgeträumt. Am heutigen Jahrestag der grausamen Niederschlagung auf dem Tiananmen-Platz patrouillieren Tausende Sicherheitskräfte, alle Passanten werden streng kontrolliert. Besonders genau wurden Ausländer überprüft. Auch Militärpolizisten, teils mit Automatikwaffen, Sicherheitskräfte in Zivil - die Staatsmacht ist omnipräsent in Peking. Auf der großen Straße im Norden des Tiananmen-Platzes standen zahlreiche Polizeifahrzeuge, aber auch Feuerwehr und Krankenwagen bereit. An den Ausgängen der U-Bahn und in den Straßen bildeten sich teilweise lange Schlangen wegen der Sicherheitskontrollen. Passanten mussten ihre Ausweise vorzeigen und ihre Taschen durchsuchen lassen. Alles aus Angst vor neuen Protesten.

Ausländer wurden besonders genau kontrolliert, weil die kommunistischen Behörden befürchteten, dass Journalisten anlässlich des Jahrestages des Blutbades aus Peking berichten wollten. Ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP wurde gezwungen, Aufnahmen einer Auseinandersetzung zwischen Polizisten und Fußgängern zu löschen, die sich über lange Warteschlangen erbost hatten.

Soldaten und Zivilisten demonstrieren auf dem Tiananmen-Platz.

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Ein chinesischer Polizist gibt Anweisungen vor einem Polizeiwagen auf dem Tian'anmen-Platz.

EPAepa03247682 A Chinese paramilitary officer gestures to visitors to leave Tiananmen Square on the eve of the 23rd anniversary of the Tiananmen Square massacre in Beijing, China, 03 June 2012. Hundreds of students died in the Tiananmen Square area of Bei
Menschen demonstrieren mit Schildern, die an das Tian’anmen-Massaker von 1989 erinnern.

REUTERSA student protester holds a painting of Beijings Tiananmen Square smeared with red colouring symbolizing blood, during a march in Hong Kong May 27, 2012. The demonstration was to mark the upcoming anniversary of the military crackdown on the pro-de
Ein Demonstrant mit einem Aufkleber „Human Rights“ auf der Wange.

EPAepa03237859 A protester chants slogans during a pro-democracy march, in Hong Kong, China, 28 May 2012. The march was to commemorate the upcoming anniversary of the military crackdown on the pro-democracy movement in Beijings Tiananmen Square that took

US-Außenamtssprecherin Marie Harf sagte am Dienstag in Washington, die Zeit sei reif für "mehr Raum" für die Diskussion "insbesondere anlässlich eines solchen Jahrestages". Wie Harf forderte auch UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay von der chinesischen Führung die sofortige Freilassung dutzender Aktivisten. Diejenigen, die wegen der Ausübung ihres Rechts auf freie Meinungsäußerung inhaftiert seien, müssten umgehend freikommen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (ai) sprach von mindestens 66 Festnahmen. Davon seien einige unter strikter Geheimhaltung und ohne juristische Verfahren erfolgt. Regelmäßig verschärft die chinesische Regierung vor dem Gedenken an Tiananmen das Vorgehen gegen ihre Gegner. Die chinesischen Behörden hatten im Vorfeld auch die Internetzensur weiter verschärft. So funktionierten Angebote des US-Konzerns Google praktisch nicht mehr.

In der Nacht zum 4. Juni 1989 war die chinesische Armee mit Panzern gegen Studenten vorgegangen, die seit Wochen auf dem Platz des Himmlischen Friedens für mehr Demokratie demonstriert hatten. Dabei wurden hunderte, möglicherweise sogar tausende Menschen getötet. Die Führung in Peking begründete das Vorgehen mit der Notwendigkeit, "Chaos" zu beenden. Bis heute lässt sie keine wirkliche Aufarbeitung der Vorfälle zu.

Die Soldaten lachten

Ein bisher geheimer US-Militärbericht, der am Dienstag (Ortszeit) vom Nationalen Sicherheitsarchiv an der George Washington University veröffentlicht wurde, zitiert nun eine nicht genannte Quelle, die das Geschehen von einem Hotelzimmer am Tiananmen-Platz aus beobachtete und vom "brutalen" Vorgehen der Sicherheitskräfte sprach. Ziel sei es gewesen, der Demokratiebewegung möglichst große Verluste beizubringen.

Soldaten der 27. Armee, die nicht den Pekinger Dialekt sprachen und offensichtlich aus verschiedenen Provinzen eingezogen worden waren, "lachten und schossen wahllos auf Gruppen, denen sie begegneten", heißt es weiter.

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