Tiananmen-Massaker: Chinas blutiges Tabuthema

A captured tank driver is helped to safety by students as the crowd beats him during the army crackdown on the pro-democracy movement in Beijing in this June 4, 1989 file photo. Relatives of victims went to Beijing cemeteries on June 4, 2003 to mark the anniversary of the 1989 Tiananmen massacre, laying flowers and bowing to portraits of loved ones under the watchful eyes of police. For many Chinese, interest has faded as they enrich themselves from economic reform, but 14 years after troops and tanks crushed student-led demonstrations on June 3 and 4, the relatives find it hard to forgive and harder to forget. REUTERS/Stringer/Files
Das Massaker jährt sich zum 24. Mal. Bis heute wurden die Ereignisse nicht aufgearbeitet, viele Menschen sind seit 1989 in Haft.

Sie wurden erschossen, hingerichtet oder von Panzern überrollt: In der Nacht vom 3. auf den 4. Juni 1989 eröffnete die chinesische Volksbefreiungsarmee in Peking das Feuer auf eine wehrlose Menschenmenge. Auf dem Platz des Himmlischen Friedens, auf chinesisch Tiananmen, hatten Diktatur-Gegner im Vorfeld wochenlang gegen Korruption, für freie Wahlen und Pressefreiheit demonstriert. Zunächst waren es Studenten, nach und nach schlossen sich Millionen Bürger aller gesellschaftlichen Schichten an.

Tiananmen-Massaker: Chinas blutiges Tabuthema
FILES) Photo dated from 22 April '89 shows student protesters face to face with policemen outside Great Hall of the People. 04 June will mark the seventh anniversary of the Tiananmen Square massacre and the bloody crackdown of pro-democracy students. Last week-end, Chinese dissidents have sent two petitions to parliament, demanding the release of political prisoners and a public apology for the shooting of hundreds of unarmed demonstrators.

Symbol aufkeimender Zivilcourage

Der Platz, einst ein Wahrzeichen unangefochtener Staatsmacht, wurde zum Symbol aufkeimender Zivilcourage. Und ein Dorn im Auge der chinesischen Staatsführung. Die Proteste wurden zuerst verboten und dann blutig niedergeschlagen. Offizielle Zahlen sprechen von 319 Toten – Menschenrechtsorganisationen hingegen von bis zu 3000 Toten. Auf dem Platz selbst hat die Armee niemanden getötet.

Tiananmen-Massaker: Chinas blutiges Tabuthema
A Beijing citizen stands in front of tanks on the Avenue of Eternal Peace in Beijing in this June 5, 1989 file photo during the crushing of the Tiananmen Square uprising. Relatives of victims went to Beijing cemeteries on June 4, 2003 to mark the anniversary of the 1989 Tiananmen massacre, laying flowers and bowing to portraits of loved ones under the watchful eyes of police. For many Chinese, interest has faded as they enrich themselves from economic reform, but 14 years after troops and tanks crushed student-led demonstrations on June 3 and 4, the relatives find it hard to forgive and harder to forget. REUTERS/Arthur Tsang/Files

Gedenkfeier unterbunden

Mittlerweile sind 24 Jahre vergangen, China ist zur wirtschaftlichen und politischen Supermacht aufgestiegen. Das Massaker hingegen ist und bleibt eines der großen Tabuthemen des Landes. Auch am 4. Juni 2013 unterbindet die Polizei jegliche Gedenkfeier. Offiziell wird der Einsatz als Niederschlagung konterrevolutionärer Unruhen bezeichnet. Die Behörden zensieren jede Art von Berichterstattung und blockieren dazu auch jede Suchanfrange im Internet. Noch immer ist nicht bekannt, wer den Armeeeinsatz zu verantworten hat.

Bis heute legte die Regierung außerdem keine Rechenschaft über diejenigen ab, die bei dem Militäreinsatz getötet, inhaftiert oder danach vermisst wurden. Vergangenes Jahr forderte die US-Regierung auf, alle seither inhaftierten Teilnehmer freizulassen - bisher vergeblich.

In einem Brief, der von Human Rights China verbreitet wurde, haben die „Tiananmen-Mütter“ die Regierung nun erneut zum Handeln aufgefordert. Seit 1995 haben sie sich bereits 36 Mal in Petitionen und offenen Briefen an die chinesische Staatsführung gewandt. Eine Antwort blieb jedoch bis jetzt aus. Die Hoffnung, dass sich tatsächlich etwas ändert ist daher gering: „Wir glauben unseren Führern nicht – und wir legen wenig Vertrauen in ihre Worte“.

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