Terrorgefahr: US-Konsulat in Mailand evakuiert

Eine amerikanische Flagge hängt auf Halbmast, gesehen durch ein Gitter.
Fehlalarm: Ein verdächtiger Koffer und ein Brief mit Hinweis waren gefunden worden.

Das US-Konsulat in Mailand ist am Dienstag Medienberichten zufolge nach einem Bombenalarm evakuiert worden. Wie die Zeitung Corriere della Sera auf ihrer Internetseite berichtete, wurde der Alarm wegen eines verdächtigen Koffers ausgelöst. Die italienische Nachrichtenagentur ANSA meldete, das Konsulat habe einen Brief erhalten, der auf eine Bombe hingewiesen habe.

Der Corriere berichtete kurze Zeit später, dass es sich um einen Fehlalarm gehandelt habe. Die Hintergründe sind noch unklar, Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt.

20 Botschaften geschlossen

Vor dem Hintergrund aktueller Terrorwarnungen sind derzeit mehr als zwanzig diplomatische Vertretungen der USA in Nahost und Nordafrika geschlossen. US-Bürger im Jemen wurden aufgefordert, das Land "sofort" zu verlassen. Auch andere Länder, darunter Deutschland, schlossen ihre Botschaften im Jemen (siehe unten).

In der britischen Ankündigung wurde vor "einer großen Terror-Gefahr im ganzen Jemen" gewarnt. Das Auswärtige Amt in Berlin teilte mit, Außenminister Guido Westerwelle habe die Schließung der deutschen Botschaft auf unbestimmte Zeit angeordnet. Zunächst bleibt die Vertretung bis zum 11. August geschlossen. Die Sicherheitslage sei weiterhin kritisch.

Die vorübergehende Schließung der US-Botschaften und die Reisewarnung des US-Außenministeriums sind nach Medienberichten auf ein abgehörtes Telefonat zurückzuführen. Wie die Los Angeles Times und der Sender CBS News am Montagabend übereinstimmend unter Berufung auf Regierungsbeamte berichteten, sei ein Telefonat zwischen El-Kaida-Chef Ayman al-Zawahiri und seinem Regionalleiter im Jemen, Nasser al-Wuhayshi, abgehört worden. In diesem Gespräch habe Wuhayshi den Befehl erhalten, vom vergangenen Sonntag an Angriffe gegen US-Einrichtungen zu führen. Es sei um "etwas Großes" gegangen, berichtete CBS.

Niederländer sollen Jemen verlassen

Nach anderen westlichen Ländern hat auch die niederländische Regierung ihre Bürger im Jemen dringend aufgerufen, das Land zu verlassen. Das teilte das Außenministerium am Dienstag in Den Haag mit. Die Warnung wurde mit erhöhter Terrorismusgefahr und zunehmender politischer Unruhe in dem Land begründet.

Rund 40 Niederländer, darunter sechs Mitarbeiter der Botschaft, halten sich nach Angaben des Ministeriums derzeit im Jemen auf. Sie müssen ihre Abreise selbst regeln. Die niederländische Botschaft wurde bereits am vergangenen Wochenende geschlossen.

Gibt es im Jemen Anzeichen erhöhter Gefahr, hat sich die Situation in den letzten Tagen verändert?

Wir haben derzeit die Feiertage des Fastenbrechens, da sind ohnehin die meisten Büros geschlossen und der Verkehr sehr ruhig. Viele Leute sind zu Verwandten oder ins Ausland gefahren, schon bevor die Nachrichten über eine erhöhte Gefahr und die Botschaftsschließungen kamen. In Sanaa wurden aber jetzt weite strengere Sicherheitsmaßnahmen als sonst ergriffen, in den Hauptstraßen und rund um die Diplomaten-Viertel. Es gibt viele Sicherheitsleute, nicht von der Armee, sondern von der Polizei.

Rolle der El Kaida im Jemen?

Ich glaube, die El Kaida ist interessiert am Jemen wegen zwei Vorgängen: Der Drohnenkrieg, den der Jemen und die USA in Kooperation führen, und die Demokratisierung. Der Jemen geht den Weg in die Demokratie und in die Moderne. Damit sind sie nicht glücklich. Sie wollen die Scharia, den islamischen Staat, so wie sie ihn sehen. Der Jemen ist ohnehin muslimisch, aber nicht wie die El Kaida es versteht. Und wir bewegen uns in die Demokratie. Hinzu kommen die Drohnen, die in manchen Gebieten des Südjemen runtergehen.

Ist die El Kaida im Jemen dabei, stärker zu werden?

Nein, im Gegenteil, sie fühlen sich bedroht. Sie ziehen nicht mehr so viele Leute wie früher an. Im Land gibt es nun Hoffnung, die von anderswo als der El Kaida kommt. Als der Jemen im Chaos versank, während unserer Krise, sprach die El Kaida die Armen und Hungrigen an. Nun gibt es eine Alternative: den neuen Jemen. Der politische Prozess dorthin geht sehr schnell. Die Leute bewegen sich weg von der El Kaida. Ob das in anderen Ländern auch so ist, kann ich nicht beantworten.

Was sagen Sie zu den Warnungen der USA (Reisewarnung, Botschaftsschließungen)?

Das rührt von den Geheimdiensten und ihren Informationen her. Wir alle hören ständig Gerüchte oder sehen Seiten mit Drohungen im Internet. Wenn die USA normalerweise Botschaften schließen oder ähnliches, andere Staaten ziehen da aber nicht mit, meint man manchmal, die USA übertreiben. Jetzt aber haben alle Panik, nicht nur im Jemen, auch in anderen Ländern werden Maßnahmen getroffen. Ich glaube, das ist eine ernsthafte Angst, und gerechtfertigt. Denn sie haben die Information. Wenn so viele Staaten Botschaften schließen, dann gibt es eine ernsthafte Bedrohung.

Warum heißt es, die Botschaften werden bis Ende des Ramadan geschlossen?

Ich denke, das hat wenig mit dem Ramadan zu tun. Wir haben unsere Konferenz des Nationalen Dialogs im Jemen. Hier kommen politische und gesellschaftliche Führungsfiguren zusammen. Diese haben sechs Monate lang zusammengearbeitet, um eine neue Verfassung zu schaffen. Damit sind wir fast fertig, am 18. August haben wir die letzte Sitzung. Dann gibt es ein Referendum. Für Extremisten ist jetzt die letzte Chance, diesen Prozess zu stoppen. Dass es die Zeit des Ramadan ist, ist Zufall.

Gab es Veränderung im Umgang mit El Kaida, seit die neue Regierung im Amt ist?

Die Regierung ist eigentlich nicht neu, es gibt sie seit 2011. Und sie ist nicht mehr lange im Amt, nur mehr bis Februar 2014. Sie ist eine Übergangsregierung. Sie soll den Staat aufrechterhalten, bis wir unsere neue Verfassung haben. Aber Präsident Hadi hat den Umgang mit El Kaida verändert: Es gibt eine starke Politik gegen Extremisten, bei der er auch mit den USA und anderen Ländern zusammenarbeitet.

Kommentare