Terror in Paris: So schreibt die internationale Presse

Terror in Paris: So schreibt die internationale Presse
In den Analysen der Zeitungen wird unisono ein verstärker Kampf gegen den Terrorismus gefordert.

"Liberation" (Paris)

"Die Terroristen sind ohne Behinderungen von Belgien nach Frankreich gereist, das ist ein Argument dafür, wieder nationale Grenzen einzuführen. Dies gehört zu den rituellen Forderungen der (rechtsextremen) Front National. Doch man darf nicht den europäischen Geist und die Zusammenarbeit in ganz Europa schwächen, denn die Terroristen sind tragischerweise sehr viel fortschrittlicher als die Verfechter des Nationalstaats. Die fanatischen Mörder haben schon längst ein Europa des Terrors errichtet. Sie planen ihre Anschläge auf internationaler Ebene, und schlagen in verschiedenen Ländern zu. Die Union macht die Stärke, dies gilt auch im Kampf gegen den Terrorismus. Nur mit einer europaweiten, engeren Zusammenarbeit können wir diesen Kampf wirkungsvoll führen."

"The Times" (London)

"In einer seltenen Demonstration gebündelter Kraft greifen französische und US-Kampfflugzeuge das Hauptquartier des 'Islamischen Staats" (IS) in (der nordsyrischen Stadt) Al-Rakka an. Auch britische Flugzeuge sollten dabei sein, um mit den Worten von (Premierminister David) Cameron, der Schlange das Haupt abzuschlagen. Der Premierminister sollte das Unterhaus über einen Syrieneinsatz abstimmen lassen. Jedes militärisches Engagement birgt die Gefahr eines rächenden Terrorangriffs in Großbritannien, daher sollte ein Engagement von breiter Zustimmung getragen werden. Darüber sollte schnell und folgerichtig entschieden werden. Großbritannien ist zu lange im Abseits gestanden."

"Neue Zürcher Zeitung"

"Fest steht nach den Anschlägen in Paris eins: Der islamistische Terror muss auf der Prioritätenliste weiter nach oben rücken: beim Nachrichtendienst und bei anderen Behörden, aber auch an den Landesgrenzen oder in der Aussenpolitik. Neue Sicherheitsmassnahmen bergen das Risiko, dass alles durch die Anti-Terror-Brille betrachtet wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Terroristen über die Balkanroute einschleusen, besteht natürlich. Richtigerweise wird auch jedes Asylgesuch aus diesen 'Problemstaaten' vom Nachrichtendienst geprüft. Die bisherigen IS-Anschläge in Europa wurden aber nicht von Asylbewerbern verübt, sondern von normal Eingereisten und vor allem von hier Geborenen. Hier kann das Asylgesetz wenig ausrichten. Hilfreicher sind verstärkte Integrations-, Präventions- und Überwachungsmassnahmen."

"Dagens Nyheter" (Stockholm)

"Es ist gut, dass die EU-Kommission jetzt ein Gesetzespaket mit dem Ziel vorangebracht hat, die Zahl der im Umlauf befindlichen Schusswaffen zu verringern. Und dass das neue Regelwerk voraussichtlich ungewöhnlich schnell in Kraft treten kann. Gut ist auch, dass sämtliche EU-Länder sich willens erklärt haben, Frankreich im Kampf gegen IS beizustehen, auch wenn das Abkommen bisher vor allem symbolisch zu verstehen ist. Sollten die Franzosen ihre Wünsche spezifizieren und die Mitgliedsländer etwa bitten, mit Bodentruppen beizustehen, wäre die Antwort wahrscheinlich eine andere. Aber der Wert der Übereinkunft darf nicht unterschätzt werden."

"Magyar Nemzet" (Budapest)

"Auf durchdachte, besonnene, zugleich aber auch an Ressourcen nicht sparende und entschlossene Weise muss jetzt überall in Syrien, im Irak und Libyen gegen die vom IS okkupierten Gebiete und Hochburgen vorgegangen werden. Der amöbenartigen Terrormiliz darf kein Hinterland gelassen werden (...) Europa darf dabei nur solche Akteure unterstützen, die das Potenzial haben, (auf den betreffenden Gebieten) eine akzeptable Staatlichkeit wiederherzustellen. Der Gedanke, dass man mit irgendwelchen fälschlicherweise als 'gemäßigt' bezeichneten extremistischen Gruppen eine Demokratie schaffen könnte, ist zu verwerfen. Die Illusion, dass nur die USA, die diese Gruppen protegieren, und ihre regionalen Vasallen nützliche Partner sein können, ist zu begraben. Vielmehr muss man - und jetzt bitte tief durchatmen! - die Türkei, den Iran und Russland als Partner zu gewinnen suchen."

"Moskowski Komsomolez" (Moskau)

"Schon seit zwei Jahrzehnten ist der Terror praktisch ein Bestandteil des alltäglichen Lebens. Und er hat bewiesen, dass er den Lauf der Geschichte ändern kann. Längst ist klar, dass die Behauptung, dass Extremisten leicht zu besiegen seien, ein Selbstbetrug ist. Jetzt ist die Zeit gekommen, mit diesen Märchen Schluss zu machen und ernsthaft darüber nachzudenken, wie die Welt vor diesem Wahnsinn besser geschützt werden kann - ohne die eigene Freiheit aufzugeben. Auch wenn die Versuchung aus verständlichen Gründen groß ist, Verluste zu dramatisieren und jeden Angriff als historische Wende darzustellen: Der Kampf gegen den Terror braucht vor allem Rationalität."

"El Mundo" (Madrid)

"Die Bewohner von Paris und anderen Großstädten in Europa sollten die Angst überwinden und zu ihren normalen Aktivitäten zurückkehren. Wir sollten wieder ins Restaurant und ins Kino gehen oder Fußballspiele und Konzerte besuchen. Wenn wir unsere Alltagsroutine aufgäben, wäre dies ein Sieg für die Terroristen. Die Behörden sollten darauf achten, dass nicht grundlos Alarmstimmung erzeugt wird. Absagen von Fußballspielen wie Belgien gegen Spanien oder Deutschland gegen die Niederlande sollte es nur geben, wenn ein ernsthafter Terrorverdacht besteht. Man sollte Ruhe bewahren und die Sicherheitskräfte den Kampf gegen die in Europa ansässigen Terrorzellen führen lassen. Derweil sollten die politischen Führer eine gemeinsame Strategie absprechen, um den 'Islamischen Staat' in Syrien und im Irak zu erledigen."

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