Tausende Zivilisten fliehen aus Sirte

Tausende Zivilisten fliehen aus Sirte
Libyen: Der Vorort von Gaddafis Geburtsstadt wird von Rebellen kontrolliert. Am Montag gelang neuerlich Tausenden die Flucht - zumindest einmal aus der Schusslinie.

In Sirte tobt der Krieg. Die Feierstimmung, die Tripolis und andere Städte Libyens ergriffen hat, ist in die Geburtsstadt von Ex-Diktator Gaddafi noch nicht vorgedrungen. Die einstigen Rebellen, die Truppen des Nationalen Übergangsrates (NTC), stehen vor Sirte. Die Stadt ist weiterhin fest in der Hand Gaddafi-treuer Milizen. Die Belagerung zeigt ihre Auswirkungen. Internationale Helfer berichten von katastrophalen Zuständen: Von Wassermangel, Nahrungsknappheit und fehlender medizinischer Versorgung.

Am Montag gelang neuerlich Tausenden Bewohnern der Stadt die Flucht - zumindest einmal aus der Schusslinie. An einem Checkpoint rund 20 Kilometer hinter der Frontlinie ist die Reise der Fliehenden zumindest vorerst einmal zu Ende. Dort werden die Flüchtenden erfasst, ihre Autos durchsucht, ehe sie weiterkönnen. Menschen, die medizinische Versorgung benötigen, werden in einem Feldlazarett versorgt. Eine britische Mitarbeiterin des International Medical Corps (IMC) berichtet von schwangeren Frauen, deren Männer abgemagert seien; von Menschen, die berichten, dass es in Sirte keinerlei medizinische Versorgung für Zivilisten gebe. Das Spital der Stadt sei von Gaddafis Milizen in Beschlag genommen worden.

Zurück nach Sirte

Die IMC-Mitarbeiterin berichtet aber auch von Zivilisten, die nach der Behandlung sofort wieder nach Sirte wollen. Anscheinend dringen kaum Nachrichten über die Lage im Rest Libyens in die Stadt. Sehr oft, so erzählt ein Arzt, würden die Menschen aus der Stadt noch nichts vom Fall Tripolis und vom Sturz Gaddafis wissen. Sie glaubten, die El Kaida regiere jetzt Libyen.

Das Rote Kreuz brachte am Wochenende medizinische Hilfsgüter nach Sirte - Material zur Behandlung von bis zu 200 Verwundeten. Bis ins Spital kamen die Helfer aber nicht. Der Besuch habe wegen anhaltenden Gewehrfeuers nicht fortgesetzt werden können, hieß es. Die Helfer berichteten, dass der Wasserturm des Krankenhauses durch Beschuss beschädigt worden sei, es daher dort vermutlich kein Wasser gebe.

Am Montag galt kurz eine Feuerpause um die belagerte Stadt - laut NTC, um Zivilisten die Flucht zu ermöglichen. Bevor die Truppen wieder zum Angriff aufgebrochen sind. Vor allem hoch trainierte Scharfschützen erschwerten aber den Sturm auf die Stadt. Und die würden auch auf fliehende Zivilisten zielen. Dennoch schafften es die Truppen des NTC nach eigenen Angaben, einen Vorort von Sirte im Süden der Stadt einzunehmen.

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