Tausende Brieftauben verloren die Orientierung

Mehrere weiße Tauben stehen in einem Käfig.
Die neue Besitzer suchen Kontakt zu den vorherigen - aber nicht per Taube.

Eigentlich war geplant, dass sie vom südfranzösischen Narbonne nach Hause irgendwo in Deutschland fliegt. Den Weg sollte sie ohne weiteres finden, weil sie sich dank kleiner Körnchen in ihrem Schnabel am Erdmagnetfeld orientieren kann.

Aber die Brieftaube zog es in den Süden, nach Sardinien, wo sie auf dem Segelboot der Franzosen Christine und Marc Gauthrot landete. Die beiden fütterten das Tier mit Brot und Wasser. Fuhren es tagsüber zum Tauchen. Warteten auf es am Hafen.

Dann sahen die Gauthrots in den Nachrichten, dass im Juli etliche Brieftauben bei einem internationalen Wettbewerb verloren gegangen waren – und zählten eins und eins zusammen.

Gewitter verwirrte

Ein heftiges Gewitter hatte den Orientierungssinn von Tausenden der Vögel gestört. Sie kamen nie zu Hause an – für ihre Besitzer ein „emotionales wie auch finanzielles Drama“, sagte der Präsident der belgischen Taubensport-Vereinigung, Pascal Bodengien. Ein Züchter investiert meist zwei bis drei Jahre in das Training, manche Exemplare können sehr wertvoll sein.

Ein Warnschild kündigt eine scharfe Linkskurve vor einem bewölkten Himmel an.

Symbolbild

Ausgerichtet hatte den Wettbewerb mit 26.150 Tieren der belgische Taubensport-Verband „L’Indépendante de Liège“. Er geriet in die Kritik, weil er die Veranstaltung nicht verschoben hatte.

Das Ehepaar Marc Gauthrot kontaktierte den französischen Taubenzüchter-Verband, wo man anhand des Identifikationsrings ihren Begleiter einem deutschen Besitzer zuordnen konnte. „Wir schrieben dem deutschen Verband, aber erhielten keine Antwort.“ Hätten sie die Adresse des Besitzers, könnten sie ihm einen Brief schreiben – den die Taube idealerweise selbst überbringen würde.

von Simone Weiler, Paris

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