Tank mit Salpetersäure in Sewerodonezk von Rakete getroffen

Joint operation to blow up a bridge connecting Sievierodonetsk and Lysychansk to Rubizhne, amid Russia's invasion of Ukraine
Selenskij meldet Erfolge bei Cherson und Charkiw und fordert weiter mehr Waffen.

Tag 96 im Krieg: Russische Truppen haben die seit Wochen umkämpfte Stadt Sjewjerodonzek (Sjewjerodonezk) im Osten der Ukraine nach ukrainischen Angaben weitgehend erobert. Der größte Teil der Stadt sei jetzt unter russischer Kontrolle, sagte Regionalgouverneur Serhij Gajdaj am Dienstag in einer Videoansprache. 90 Prozent der Stadt seien zerstört.

Laut Gajdaj wurde bei einem russischen Angriff am Dienstag auch ein Tank mit Salpetersäure in einer Chemiefabrik von Sjewjerodonzek getroffen. Der Gouverneur rief die Bevölkerung auf, in Schutzräumen zu bleiben. Salpetersäure sei gefährlich beim Einatmen, Verschlucken und bei Hautkontakt, betonte er.

Sjewjerodonzek ist seit Wochen heftig umkämpft. Die durch einen Fluss getrennten Städte Sjewjerodonezk und Lyssytschansk sind die letzten in der Region Luhansk, die zumindest teilweise noch von der Ukraine kontrolliert werden. Sjewjerodonezk hatte vor Beginn des russischen Angriffskrieges rund 100.000 Einwohner, Schätzungen zufolge harren dort noch rund 15.000 Menschen aus.

Nach ukrainischen Angaben sind große Teile der Stadt durch russischen Beschuss zerstört. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte erklärt, rund 90 Prozent der Gebäude von Sewerodonezk seien beschädigt, mehr als zwei Drittel der Wohnhäuser zerstört.

Nach Erkenntnissen des britischen Militärgeheimdienstes rücken die russischen Truppen in dem Gebiet weiter vor. "Der Vormarsch erfolgt langsam, aber die Geländegewinne werden gehalten", teilte das britische Verteidigungsministerium auf Basis des Lageberichts auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit. Russland habe durch die Bündelung seiner Truppen und die Konzentration des Beschusses örtlich mehr Erfolge erzielt als zu Beginn der Invasion. Die Straßen in die umkämpften Gebiete seien jedoch weiterhin unter ukrainischer Kontrolle. Zudem müssten die russischen Streitkräfte mit dem massiven Zusammenziehen der Truppen Risiken in anderen besetzten Gebieten eingehen.

Auch bei den Kämpfen im Süden leisten die ukrainischen Streitkräfte nach eigenen Angaben erbitterten Widerstand. Die russischen Truppen seien auf Verteidigungspositionen an drei Dörfern am südlichen Ufer des Flusses Inhulez zurückgedrängt worden, teilte die Regierung in Kiew mit. Der Fluss bildet die Grenze zur Provinz Cherson, in der Russland versucht, seine Kontrolle zu festigen. In der nahegelegenen Region Mykolajiw schoss Russland nach eigenen Angaben einen ukrainischen Su-25-Kampfjet ab. Das russische Verteidigungsministerium teilte zudem mit, dass seine Streitkräfte eine Radarstation und zwei Munitionsdepots in der Ostukraine bombardiert hätten. Die Angaben beider Seiten aus den Kampfgebieten konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Die ukrainischen Streitkräfte hätten einige Erfolge nahe der Stadt Cherson im Süden des Landes erzielt und sie würden in Teilen der Region Charkiw östlich von Kiew vorstoßen, sagt Präsident Wolodymyr Selenskij. "Unsere Verteidiger zeigen äußersten Mut und bleiben Herr der Lage an der Front, obwohl die russische Armee erheblich im Vorteil bei Ausrüstung und Anzahl der Soldaten ist", sagt er in einer Ansprache.

Der Staatschef sagte einmal mehr, dass die ukrainischen Streitkräfte wegen des Mangels an Waffen in einer schwierigen Lage seie . Die Situation werde erschwert durch die große Zahl an Kampftechnik des Gegners, aber auch durch die militärischen Gruppierungen Russlands und der "Verräter, darunter Kollaborateure, Separatisten, Vertreter der angeblichen Volksrepubliken Donezk und Luhansk". Die Ukraine werde sich ihre völkerrechtlich verbrieften Gebiete zurückholen, sagte Selenskij.

Kommentare