Taliban-Anführer Achundsada kehrte offenbar nach Afghanistan zurück

Taliban-Führer Haibatullah Achundsada
Die Machtübernahme in Afghanistan wird größtenteils aus Katar organisiert. Nur wenige führende Köpfe ließen sich blicken - bis jetzt.

Der bislang als verschollen geltende Taliban-Führer Haibatullah Achundsada befindet sich nach Angaben des Sprechers der Islamisten in Afghanistan. „Haibatullah Achundsada führt derzeit Gespräche in Kandahar“, sagte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid in einem Interview mit der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu. Nach der Machtübernahme der Taliban Mitte August war der Vize-Chef der Bewegung, Mullah Abdul Ghani Baradar, in Afghanistan eingetroffen. Der Aufenthaltsort von Achundsada war bislang nicht bekannt.

Konservatives "Oberhaupt der Gläubigen"

Achundsada gilt als extrem konservativ und ist höchster Chef der Taliban. Er trägt den Titel „Amir ul-Momenin“, Oberhaupt der Gläubigen. Er entscheidet allein und ist nicht absetzbar, gilt allerdings unter Experten eher als ideologische statt als politische Führungsfigur. Beraten wird er durch den sogenannten Führungsrat, in dem alle politischen Diskussionen geführt werden. Der Führungsrat hatte unter Mullah Omar ursprünglich zehn Mitglieder. Heute soll er auf geschätzt 30 oder mehr Mitglieder angewachsen sein, deren Autorität auch religiös legitimiert ist.

Taliban brauchen Geld

Taliban-Sprecher Mudschahid kündigte außerdem an, die Taliban würden den Zugriff auf blockiertes Geld im Ausland fordern. Nach Gründung der neuen Regierung werde man die finanziellen Probleme allmählich lösen, Afghanistan verfüge über eigene Einnahmequellen, sagte er. Die Taliban haben auf Geldreserven im Ausland derzeit keinen Zugriff. Internationale milliardenschwere Hilfszusagen liegen auf Eis.

Mit der Türkei strebten die Taliban eine enge Zusammenarbeit an, sowohl beim Thema Wirtschaft als auch in der Bildung, sagte Mudschahid. „Das türkische Volk und der Staat sind unsere Freunde. Es gibt sehr viele Gründe dafür, dass unsere Freundschaft bestehen bleibt.“

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte bereits zuvor erklärt, sein Land wolle den Taliban beim Aufbau von Infrastruktur in Afghanistan behilflich sein. Die Türkei hat ihre Soldaten aus Afghanistan abgezogen. Während andere Länder ihre diplomatischen Vertretungen in Kabul geschlossen haben, ist die türkische Botschaft weiter geöffnet.

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