Syrien: Rebellion wird für manche zum Dschihad

Syrien: Rebellion wird für manche zum Dschihad
Anschläge im Irak, islamistische Splittergruppen in Syrien – El Kaida versucht in der Krisenzone wieder verstärkt Fuß zu fassen.

Es ist ein einigermaßen seltenes Eingeständnis, das die weltgrößte Spionageagentur dieser Tage über anonyme Quellen an Medien durchsickern ließ. Die Washington Post zitiert US-Vertreter – und die sagen zusammenfassend, dass die CIA keine Ahnung habe, wer die syrische Opposition genau sei und wer das Sagen habe in den Reihen der Freien Syrischen Armee (FSA). "Die USA haben große Mühe, ein klares Bild von den Oppositionskräften in Syrien zu bekommen", der CIA sei es "nicht gelungen, eine Präsenz in Syrien aufzubauen". Am Dienstag rangen sich die USA dennoch durch, ihre Strategie zu ändern: Die FSA soll stärker als bisher mit Kommunikationsmitteln und Geheimdienst-Informationen versorgt werden.

Schwere Kämpfe toben seit Tagen in Aleppo im Norden. In der Hauptstadt Damaskus gab es erneut Kämpfe um Vororte. Chemische Waffen wurden laut Angaben des Regimes in sichere Basen gebracht, um zu verhindern, dass sie Rebellen in die Hände fallen. Und nach missverständlichen Aussagen vom Montag und darauf folgenden US-Drohungen hieß es in Damaskus, man werde diese Waffen keinesfalls einsetzen. Mehrere Grenzübergänge werden seit Tagen von Rebellen kontrolliert – zur Türkei und zum Irak. Der Irak öffnete die Grenze am Dienstag für Flüchtlinge.

Schwierige Grenze

Aber gerade die Grenze zum Irak ist es, die internationalen Beobachtern Sorgen bereitet. Als der Aufstand im Irak tobte und sunnitische und schiitische Milizen einander bekriegten, war sie eine wichtige Nachschubroute für die El Kaida. Heute beobachten irakische Stellen und US-Analysten Bewegungen in die andere Richtung – aus dem Irak nach Syrien. Und es sind die selben Netzwerke, die über die Grenze hinweg aktiv sind. Die Befürchtung – auch seitens moderater oder säkularer syrischer Oppositioneller: El Kaida könnte den Krieg in Syrien für sich nutzen.

Im Irak hatten am Montag offenbar El-Kaida-Attentäter nahezu zeitgleich in 18 Städten 40 Ziele angegriffen und mehr als 100 Menschen getötet. Ein Vertreter der US-Armee im Irak sprach von einer "Rückkehr der El Kaida". Und Analysten bemerken, dass der Krieg in Syrien ohnehin bestehende inner-irakische Konflikte zwischen Schiiten, Sunniten und Kurden weiter anheize. Ein "Ansteckungseffekt", meint Emma Sky. Sie war zivile Beraterin der US-Armee im Irak.

In einem Bericht des Thinktanks Jamestown Foundation ist davon die Rede, dass Wahhabiten oder Salafisten derzeit nur einen kleinen Teil der Rebellen in Syrien ausmachen. Zugleich aber ließe die schwache Organisationsstruktur der FSA und deren vage politische Ausrichtung Islamisten viel Raum. Offiziell hat die FSA-Führung wiederholt Verbindungen zu El Kaida kategorisch zurückgewiesen. Einige ihrer sehr autonom agierenden Brigaden geben sich aber offen als radikale Islamisten.

Nicht unter dem Schirm der FSA dagegen agiert eine Gruppe mit dem Namen Jabhat al-Nusra, die besonders im Osten Syriens an der irakischen Grenze aktiv ist, sich aber überregionale Bedeutung zuschreibt. Sie stützt sich auf Schmuggler-Netzwerke, die seit dem Krieg im Irak existieren. Die Gruppe tauchte erst zu Jahresbeginn unter diesem Namen auf. Ihr werden Verbindungen zu El Kaida im Allgemeinen und zur El Kaida im Irak im Besonderen nachgesagt.

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