Syrien: Rebellen wollen Aleppo nicht aufgeben
Im Ostteil der syrischen Stadt Aleppo zeichnet sich eine Entscheidungsschlacht ab. Nach russischen Angaben hat die syrische Armee fast die Hälfte des bisher von Rebellen und Extremisten beherrschten Stadtteils zurückerobert. In den vergangenen 24 Stunden sei ihr ein Durchbruch in dem Kampf gelungen, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau.
Die Kämpfe hielten nach Angaben der Rebellen auch am Dienstag unvermindert an. In der Nacht gab es neue Luftangriffe, bei denen nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mindestens 18 Menschen getötet wurden.
Bis zu 16.000 vertrieben
Für die Zivilbevölkerung bedeutet die Schlacht immenses Leid. Wo es möglich ist, versuchen die Menschen, den Kämpfen zu entfliehen. Nach UNO-Angaben wurden bereits bis zu 16.000 vertrieben. In Ost-Aleppo gebe es keine funktionierenden Krankenhäuser mehr, sagte der UNO-Koordinator für humanitäre Hilfe, Stephen O'Brien. Die Reserven an Nahrungsmitteln seien weitgehend aufgebraucht.
Rebellen wollen nicht aufgeben
Trotz großer Gebietsgewinne der Regierungstruppen in der nordsyrischen Großstadt wollen die Rebellen nicht aufgeben. "Der Kampf geht weiter", sagte Usama Abu Seid, Berater der oppositionellen Freien Syrischen Armee (FSA), am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Der Vormarsch des Regimes sei das Ergebnis von "massivem militärischem Druck" gegen Rebellen, die nur leichte Waffen besäßen. "Das bedeutet nicht, dass die Schlacht zu Ende ist." Abu Seid warf dem Westen vor, die belagerten Rebellen in Aleppo im Stich gelassen zu haben. Stattdessen unterstützte er die Kurdenmiliz YPG und damit auch das Regime, da beide in Aleppo gemeinsame Sache machten.
Steinmeier: Kein Ende des Konflikts
Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier warnte die syrische und russische Regierung vor der Annahme, mit der Einnahme Aleppos einen entscheidenden Sieg zu erringen. "Dieser Konflikt wird nicht zu Ende gehen - unabhängig davon was gegenwärtig in Ost-Aleppo militärisch passiert", sagte er in Berlin. Steinmeier verwies darauf, dass viele regionale Akteure "in diesen Konflikt investiert" hätten. In dem 2011 ausgebrochenen Bürgerkrieg verfolgen die Türkei, der Iran, Saudi-Arabien, die USA und Westeuropa sowie Russland unterschiedliche Interessen und unterstützen verschiedene Gruppen.
Deutschland fordert Feuerpause
Die deutsche Regierung forderte am Montag eine umgehende humanitäre Feuerpause. Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" (MSF) hält 45 Tonnen Medikamente und medizinisches Material bereit. Die Hilfsgüter könnten mit einem Konvoi innerhalb von 24 Stunden nach Ost-Aleppo gebracht werden, teilte die Organisation mit.
Doch trotz anhaltender Bemühungen um die Erlaubnis für einen Transport sei es bisher nicht möglich, Zugang in den Osten Aleppos zu bekommen, wo es "praktisch keine Gesundheitsversorgung mehr" gebe. Höchstens 32 Ärzte seien noch vor Ort. Viele Krankenwagen seien beschädigt und die Straßen wegen des Schutts durch zerbombte Gebäude unpassierbar.
Bürgerkrieg in Syrien
Syriens Präsident Bashar al-Assad wird von Russland, Iran und der libanesischen Hisbollah-Miliz unterstützt. Seine Gegner sind eine heterogene Mischung aus Oppositionellen und Extremisten, die vom Westen und den konservativen arabischen Golfstaaten Hilfe erhalten. Zwischen den Fronten werden Zehntausende Zivilisten zerrieben. Sie sterben im Bombenhagel. Medizinische Versorgung und Lebensmittel gibt es kaum noch. Wo sie können, versuchen Tausende, den Kämpfen zu entfliehen.
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