Syrien: IS erobert erneut Oasenstadt Palmyra

Palmyra, zerstört.
Die Jihadistenmiliz hatte bereits im Mai 2015 erstmals die Kontrolle über die historische Oasenstadt errungen, konnte jedoch vertrieben werden.

Die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" hat offenbar erneut die historische syrische Oasenstadt Palmyra erobert. "Der IS ist am Samstag nach Palmyra eingedrungen und hat den Nordwesten der Stadt besetzt. Im Zentrum der Stadt finden noch Kämpfe mit der (syrischen, Anm.) Armee statt", erklärte der Leiter der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahmane.

Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem breiten Netzwerk in Syrien, ihre Angaben können aber von unabhängiger Seite kaum überprüft werden. Allerdings war der IS bereits in den vergangenen Tagen immer weiter in Richtung Palmyra vorgedrungen. Die Jihadistenmiliz hatte bereits im Mai 2015 erstmals die Kontrolle über die historische Oasenstadt errungen, konnte jedoch im März dieses Jahres von Regimetruppen verdrängt werden.

Weltkulturerbe zerstört

Damals zerstörten die Extremisten zahlreiche einzigartige, rund 2000 Jahre alte Ruinen, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. So sprengten sie die Tempel Baal und Bal-Shamin sowie den Triumphbogen. Traurige Berühmtheit erlangte auch ein Video aus Palmyra, in dem zu sehen ist, wie der österreichische Jihadist Mohamed M. einen vor ihm knienden Mann erschießt, während ein deutscher Jihadist auf einen weiteren Mann feuert. Am Rande des Drehs sollen zudem sieben weitere Menschen unter Führung von Mohamed getötet worden sein, wie ein IS-Aussteiger behauptete.

Die Terrormiliz hatte in dieser Woche eine Offensive in der Region um Palmyra begonnen und die Regimetruppen aus mehreren Richtungen angegriffen. Mittlerweile kontrolliert die Terrormiliz wieder mehrere Gasfelder, darunter Al-Shair. Dieses hatten die Extremisten bereits 2014 sowie im Mai diesen Jahres zeitweilig unter Kontrolle. Die Gasanlagen wurden bei den Kämpfen schwer beschädigt. Die Gasfelder und Pipelines in der Region sind von zentraler Bedeutung für die Energieversorgung des Landes.

Türkei drängt IS in Hochburg zurück

Gleichzeitig sind die Jihadisten in ihrer Hochburg al-Bab zum Rückzug gezwungen. "Sie (die türkische Armee, Anm.) sind nach heftigen Kämpfen mit den Jihadisten nach al-Bab einmarschiert, während die türkische Artillerie die Stadt bombardiert hat", erklärte die Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Al-Bab liegt rund 20 Kilometer nördlich von Aleppo und rund 20 Kilometer südlich der türkischen Grenze und galt als letzte Bastion der Jihadistenmiliz in der Provinz Aleppo.

Angesichts des erbitterten Widerstands der Jihadisten dort entsandte die Türkei Medienberichten zufolge zuvor 300 weitere Elitesoldaten in das Nachbarland. Die türkische Armee will mit der Intervention in Nordsyrien alle bewaffneten Gruppen, insbesondere kurdische, aus der Grenzregion zurückdrängen.

Das US-Verteidigungsministerium meldete unterdessen den Tod eines führenden IS-Vertreters. Der 33-jährige Franko-Tunesier Boubaker El Hakim sei am 26. November bei einem Luftangriff der US-geführten Koalition auf die IS-Hochburg Raqqa im Norden Syriens getötet worden, teilte ein Pentagonsprecher am Samstag mit. Er sei ein "langjähriger Terrorist mit Verbindungen zu anderen französischen und tunesischen Jihadisten", erklärte der Sprecher.

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