Die Simpsons als Kriegs-Propheten

Jenseits: In Syrien wird die Kunde verbreitet, dass die US-Fernsehserie am Aufstand schuld wäre.

Der Bürgerkrieg in Syrien wütet seit 2011, als sich erstmals unzufriedene Männer und Frauen gegen Diktator Assad erhoben. Angezettelt wurde der Aufstand, so behauptete nun ein ägyptischer Privatsender, von außen – und zwar von den USA und schon Jahre vor Beginn des "Arabischen Frühlings".

Als Beweis nennt Al-Tahrir TV nicht etwa Geheimdokumente, abgehörte Telefonate oder von WikiLeaks veröffentlichte Diplomatenpost. Sondern: eine 13 Jahre alte Folge der US-Cartoon-Serie "Die Simpsons". In der feiert der zehnjährige Spross der gelben Familie, Bart, Erfolge als Sänger der gecasteten Boygroup "Party Posse" (Partytruppe), die ohne ihr Wissen Schleichwerbung für die US-Marine macht. Im Videoclip zu ihrem Hit "Drop da bomb" (Wirf die Bombe ab) bombardieren Bart & Co Kämpfer eines arabischen Landes.

Flagge als Beweis

Im Songtext ist von Saddam die Rede – dem 2003 von den USA gestürzten irakischen Ex-Diktator. Am Auto der von der Boygroup attackierten Kämpfer prangt aber nicht die irakische Flagge, sondern die der heutigen syrischen Opposition. Dass diese schon 2001 bei den Simpsons zu sehen gewesen ist, ist für Al-Tahrir TV ein Hinweis auf eine Beteiligung Washingtons am Ausbruch des Bürgerkriegs.

Al-Tahrir TV ließ bei seiner Argumentation jedoch ein wichtiges Detail außer Acht: Ihre Flagge haben die syrischen Rebellen nicht selbst kreiert. Sie haben auf die alte Nationalflagge zurückgegriffen, die schon zuvor verwendet worden war, etwa als Flagge der Syrischen Republik 1932 bis 1958. Warum diese Flagge überhaupt bei den Simpsons gezeigt wurde, bietet Spielraum für weitere Spekulationen.

Die Kämpfe in Syrien haben bereits rund 150.000 Menschenleben gekostet, Millionen sind auf der Flucht. Erst gestern starben bei einer Explosion in Aleppo Dutzende Rebellen und Soldaten.

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