Südkorea führt Zivildienst ein

Südkoreanische Soldaten bei Anti-Terror-Übung.
Die zivile Alternative dauert allerdings deutlich länger als der Wehrdienst.

Südkorea führt einen seit langem geforderten Zivildienst für Wehrdienstverweigerer aus Gewissensgründen ein. Allerdings: Die neue Regelung stößt auf heftige Kritik. Südkoreaner, die aus religiösen oder anderen persönlichen Überzeugungen den Pflichtwehrdienst verweigern, können demnach von Beginn des nächsten Jahres an einen dreijährigen Dienst in einer Justizvollzugsanstalt antreten.

Das teilte das Verteidigungsministerium in Seoul am Montag. Der Zivildienst wird damit bei weitem länger als der Militärdienst sein, der in Südkorea je nach Waffengattung 21 bis 24 Monate dauert.

Christen und Zeugen Jehovas weigerten sich

Das südkoreanische Parlament hatte am Freitag das Gesetz verabschiedet. Es folgte damit einer Entscheidung des Verfassungsgerichts vom vergangenen Jahr, wonach bis Ende 2019 eine Regelung eingeführt werden müsse. In fast jedem Jahr wurden bisher Hunderte Wehrdienstverweigerer zu Haftstrafen verurteilt, die 18 Monate lang oder länger sein konnten. Die meisten Betroffenen waren oder sind Mitglieder der christlichen Glaubensgemeinschaft Zeugen Jehovas.

Amnesty sieht "Stigma"

Das Urteil der Verfassungsrichter wurde damals von den Gruppen, die sich für die Rechte der Wehrdienstverweigerer einsetzten, begrüßt. Doch kritisierte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International in einer Reaktion auf den Parlamentsbeschluss, dass Wehrdienstverweigerer aus Gewissensgründen durch die neue gesetzliche Regelung "weiterhin bestraft und stigmatisiert" würden. "Menschen darauf einzuschränken, in einem Gefängnis zu arbeiten, und das fast zweimal so lang wie beim normalen Militärdienst, respektiert nicht ihr Recht auf Gedanken-, Gewissens-, Religions- oder Glaubensfreiheit", sagte der Ostasien-Forscher bei Amnesty, Arnold Fang. Mit 36 Monaten ist laut Amnesty der alternative Dienst in Südkorea der längste weltweit.

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