Sturm auf IS-Hochburg Mossul

Irakische Paramilitärs bereiten sich auf den Kampf gegen den IS vor
Die irakische Stadt soll nun zur Gänze befreit werden. 750.000 Zivilisten sind zwischen den Fronten.

Im Juli 2014 rief der Chef des "Islamischen Staats" (IS), Abu Bakr al-Bagdadi, im irakischen Mossul ein Kalifat aus, das damals große Teile des Zweistromlands und Syriens umfasste. Gut zweieinhalb Jahre später ist davon nur noch wenig übrig.

Am Sonntag startete die irakische Armee mit der "entscheidenden Schlacht" um den Westteil der sogenannten Hauptstadt des IS im Irak, Mossul. Der Osten der Metropole am Tigris, die die letzte irakische Großstadt in der Hand des IS ist, war nach dreimonatigen Kämpfen im Jänner befreit worden.

"Der Angriff startete im Morgengrauen mit Hunderten gepanzerten Fahrzeugen, Tausenden Kämpfern und Unterstützung durch Kampfhelikopter", twitterte BBC-Reporter Quentin Sommerville, der sich den Streitkräften angeschlossen hat. Deren erstes Ziel ist der Flughafen der Stadt, einige Dörfer in dessen Umfeld sollen schon kurz nach Beginn der Offensive eingenommen worden sein.

In den vergangenen Tagen hatte die internationale Anti-IS-Koalition unter Führung der USA massive Luftangriffe geflogen. Millionen Flugblätter wurden abgeworfen, um die Bevölkerung zu warnen und IS-Kämpfer zur Aufgabe zu bewegen.

"Grausige Wahl"

Im Westen Mossuls befinden sich Schätzungen zufolge bis zu 750.000 Zivilisten, fast die Hälfte davon Kinder. Bereits jetzt ist das Leben unerträglich, Lebensmittel und Wasser sind rar. "Die Kinder haben die grausige Wahl zwischen Bomben, Kreuzfeuer und Hunger, wenn sie bleiben, oder Hinrichtung und Heckenschützen, wenn sie zu fliehen versuchen", warnt der Chef der Hilfsorganisation Save the Children, Maurizio Crivallero.

Während die Eroberung des Ostteils von Mossul vorigen Monat vergleichsweise schnell vonstatten ging, erwarten Experten im Westteil wochen-, wenn nicht gar monatelange schwere Kämpfe. Der Westteil mit der Altstadt ist zwar kleiner, aber dichter besiedelt. Zudem hat der IS in einigen Gebieten Rückhalt. Enge Gassen verhindern den Einsatz von Panzern und der IS hat ein Netzwerk aus Tunneln und Durchgängen geschaffen .

"Mossul wäre für jede Armee der Welt ein harter Kampf", sagte der Befehlshaber der Anti-IS-Koalition, US-General Stephen Townsend.

Gelingt die Rückeroberung ganz Mossuls, wäre der IS als Territorialmacht im Irak weitgehend besiegt. Auch in Syrien wird es eng für den IS, dessen dortige Hauptstadt Rakka von einer arabisch-kurdischen Koalition mit Unterstützung der USA umzingelt ist. Weniger Terrorgefahr in Europa bedeutet diese Schwächung allerdings nicht unbedingt: Schon in der Vergangenheit zeigte sich, dass der IS seine Aktivitäten in Europa gerade dann erhöht, wenn er Gebiete im Irak und in Syrien verliert.

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