Strauß war "Kraftwerk" mit zu wenig Sicherungen
Mit einer Messe in der Pfarrkirche von Rott am Inn gedachte die bayerische CSU am Sonntag ihres "Übervaters" Franz Josef Strauß. Der am 6. September 1915 als Sohn eines Fleischhauers und einer Bäuerin geborene Politiker wäre gestern 100 Jahre alt geworden. Als "einen der Baumeister Deutschlands und Schöpfer des modernen Bayern" bezeichnete der derzeitige CSU-Chef Horst Seehofer den oft polternden Strauß, der von 1961 bis zu seinem Tod 1988 CSU-Vorsitzender war, diverse Ministerämter im Bund innehatte und zwischen 1978 und 1988 bayerischer Ministerpräsident war.
Auch der frühere SPD-Chef Hans-Jochen Vogel, der mit dem CSU-Urgestein als langjähriger Münchner Oberbürgermeister viel zu tun hatte, würdigte Strauß. Dieser habe über ein "umfassendes Wissen verfügt, über eine nicht alltägliche Intelligenz und eine nahezu unerschöpfliche Lebens- und Arbeitskraft".
Allerdings sei sein Temperament so stark gewesen, dass er oft die Selbstbeherrschung verloren habe. "Deswegen verglich ich ihn häufig mit einem Kraftwerk, dessen Turbinen hundert Megawatt erzeugen können, das aber nur mit Sicherungen für drei Stall-Laternen ausgestattet ist", Vogel über Strauß.
Strauß als US-Agent?
Indes legen neue Veröffentlichungen des Deutschlandarchives der Zentrale für politische Bildung nahe, dass Franz Josef Strauß während des Zweiten Weltkrieges für die USA als Agent tätig gewesen sein könnte. Demnach weisen Akten der früheren DDR-"Stasi" und des Bundesnachrichtendienstes (BND) darauf hin, dass der Bayer im Oktober 1944 geheim in die Schweiz gereist sei und sich dort mit US-Beamten getroffen habe.
Dabei soll er vertrauliche Dokumente über die Luftverteidigung übergeben haben, darunter auch Skizzen der Standorte der Flakbatterien in und um Würzburg.
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