Neue Bedrohung bis zur Krim-Brücke: Die britischen "Storm Shadows"

Neue Bedrohung bis zur Krim-Brücke: Die britischen "Storm Shadows"
Die Ukraine weitet ihren Radius aus: Bei all den Vorteilen wie etwa der hohen Reichweite haben die Marschflugkörper jedoch eine Schwachstelle.

„Wenn das gelingt, wird die ukrainische Luftwaffe eine Hochpräzisionswaffe mit Infrarot-Suchkopf und einer Reichweite von 250 bis 300 Kilometern besitzen“, warnten russische Militärblogger bereits im Oktober vergangenen Jahres.

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Damals wurde ein ukrainischer Su-24-Bomber nach Polen gebracht, um technische Lösungen für das Anbringen von „Storm-Shadow“-Raketen an das sowjetische Flugzeug zu finden. Mittlerweile sind diese Marschflugkörper am Weg in die Ukraine – oder gar bereits im Einsatz. Bei all den Vorteilen wie der hohen Reichweite haben die Storm Shadows jedoch eine Schwachstelle.

Viel spricht dafür, ein ukrainischer Angriff auf eine Militäreinrichtung in der Stadt Luhansk am Wochenende könnte mittels zweier Storm Shadows durchgeführt worden sein. Auf russischen Telegramkanälen tauchten Fotos von Fragmenten mit der Seriennummer sowie „MBDA France“ auf. Dieses Unternehmen stellt die Storm Shadows her. Schon allein, dass die Entfernung von der Frontlinie zur Stadt mehr als 80 Kilometer (die Einsatzschussweite der HIMARS) beträgt, ist ebenfalls ein wichtiges Indiz.

Abgefeuert sollen sie von einer Su-24 (die Russland nach eigenen Angaben, doch bisher ohne Beweise, abgeschossen hat) worden sein. Dem ging offenbar der Abschuss von ADM-160-Täuschkörpern voraus, um die russischen Luftabwehr-Radare aufzuklären, die dann ebenfalls bekämpft wurden. Täuschkörper sollen Angriffe feindlicher Waffen auf sich selbst ziehen und so das angreifende Flugzeug oder die angreifende Rakete schützen.

Täuschkörper-Einsatz

Auch der Einsatz von ADM-160-Täuschkörpern ist der erste, der im Ukraine-Krieg verzeichnet wurde. Die USA hatten die Lieferung an die Ukraine nicht angekündigt, was erklären würde, warum sich die russischen Luftabwehr-Einheiten zum Einsatz verleiten ließen. 

Technische Daten der Storm Shadows

Der 1.300 Kilogramm schwere und 5,10 Meter lange Flugkörper steuert sein Ziel im Tiefflug in einer Höhe von 30 bis 40 Metern an und identifiziert dieses mithilfe eines Infrarotsensors. Vor allem ist es aber die Reichweite der Storm Shadows, die sie für die ukrainischen Streitkräfte so besonders machen. Es ist die bisher weitreichendste Rakete, die die Ukraine geliefert bekam. So liegt etwa die Brücke von Kertsch, die das russische Festland mit der Krim verbindet, im Radius der Waffe. Gerade gegen immobile Ziele wie Versorgungslager oder Kommandoposten soll die Storm Shadow effektiv sein, was einer weiteren Vorbereitung der ukrainischen Gegenoffensive dienlich wäre. Der Gefechtskopf der Storm Shadow ist auf das Zerstören von gehärteten Zielen optimiert. Ein erster Sprengkopf durchbricht den Beton, ein zweiter detoniert im Inneren.

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Wegen der gezielten Bombardements durch die HIMARS-Systeme waren die Russen gezwungen, ihre Lager zu dezentralisieren, beziehungsweise außerhalb des Radius von 80 Kilometern zu bringen. Mit dem Einsatz der Storm Shadows vergrößert sich dieser Radius auf das Dreifache. Damit dürfte es den russischen Streitkräften noch schwerer fallen, ihre Versorgungslinien intakt zu halten.

Der Schwachpunkt

Der Schwachpunkt der Storm Shadows ist allerdings, dass die Ukraine ihn nur von ihren verbleibenden Su-24- und Su-27-Flugzeugen aus abfeuern kann. Diese können bereits im Moment das Abflugs von russischem Radar erfasst – und in weiterer Folge bekämpft werden.

Nichtsdestotrotz bedeutet die vor einer Woche von London offiziell gemachte Lieferung der Storm Shadows eine Verschärfung der Bedrohungslage für die russischen Streitkräfte in der Ukraine.

 

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