Stau an der Grenze: Für deutsche Urlauber wurde die Rückreise zur Tortur

Stau an der Grenze: Für deutsche Urlauber wurde die Rückreise zur Tortur
Bis zu 15 Stunden im Stau: Wenn nichts mehr geht – schlafen am Asphalt, Hupkonzerte und kaum Informationen.

Menschen, die auf Matratzen neben ihrem Auto schlafen oder in einer Hängematte, gespannt zwischen zwei Tafeln über der Leitplanke. Ein anderer Autofahrer liegt rücklings auf der Motorhaube – nach gemütlicher Rast sieht nichts davon aus.

Die Bilder vom kilometerlangen Stau an der Grenze zwischen Österreich und Slowenien fanden am Sonntag auch ihren Weg in die deutschen Abendnachrichten. Eine im neunten Monat schwangere Frau berichtete dem Team der Tagesschau, sie habe bei der Polizei angerufen und gefragt, ob sie durchkomme. Auch eine andere Mutter wandte sich an die Behörden, die ihr aber nur sagen konnten, dass sie sich gedulden müsse: 50 Autos würde man pro Stunde durchlassen.

Am Ende steckten Urlauber bis zu zwölf Stunden oder länger im Stau fest. Manche drehten davon Videos oder machten ihren Unmut im Netz Luft.

So wie Bernhard Neuhoff, Journalist beim Bayerischen Rundfunk, der mit seiner Familie am Rückweg von Kroatien war und im aktuellen KURIER-Podcast von den Szenen erzählt, die sich in der Nacht von Samstag auf Sonntag abgespielt haben. Am Anfang wäre die Stimmung noch nett gewesen: Junge Menschen haben Musik angemacht, jemand praktizierte Yoga. Später wurde dann verstärkt gehupt, da einige in ihren Autos eingeschlafen wären. Manche, so Neuhoff, hätten da „ihrer Wut freien Lauf lassen“.

Mit etwas Stau hätten sie gerechnet, aber „es gab keinerlei Informationen, was uns da erwartet und warum wir stehen“, kritisiert er. Auch auf der Webseite des deutschen Auswärtigen Amtes fanden sie vorab keine Hinweise zu der Verordnung.

Diplomatisch

Im Außenamt gab man sich mit Blick auf das Maßnahmenmanagement der Österreicher diplomatisch: „Grundsätzlich sind wir der Meinung, dass in Europa alle Maßnahmen zur Eindämmung von Corona – sofern sie die Reisefreiheit betreffen – so gut wie möglich miteinander abgestimmt werden sollten, damit Reisende wissen, was sie erwartet und weil die Maßnahmen dann am wirksamsten sind, wenn sie gut koordiniert sind.“ Aus dem für Grenzkontrollen zuständigen deutschen Innenministerium hieß es, dass man mit den Behörden der Nachbarstaaten in ständigem Austausch stehe. „Dies sollte insbesondere bei Maßnahmen an den gemeinsamen Grenzen eine Selbstverständlichkeit sein.“

Bernhard Neuhoff hätte sich jedenfalls eine bessere organisatorische Vorbereitung der Österreicher gewünscht – mit mehr Personal oder Online-Registrierung. Dass er nach mehr als 15 Stunden mit Stop-and-go-Verkehr einfach ohne Kontrolle durchgewunken wurden, sei nicht zu verstehen.

S. Lumetsberger, Berlin

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