SPD: Die Angst des Chefs vor der eigenen Partei
Mit Gegenwind aus den eigenen Reihen kennt er sich aus. Insofern ist die Besetzung gut gewählt: Ex-Kanzler Gerhard Schröder ist der erste Redner am Parteitag der SPD – er tritt am Donnerstag als "Einpeitscher" vor die 600 Delegierten, die in Berlin zur Wiederwahl ihres Chefs zusammenkommen.
Dabei ist zu hoffen, dass Schröder als auch Werner Faymann, der den Parteitag ebenso beehren wird, ein paar Durchhalte-Tipps für Gabriel bereithalten – denn sein internes Standing ist derzeit denkbar schlecht. Seit der Wahl 2013 kann die SPD zwar als Juniorpartner in der Regierung durchaus politische Erfolge wie etwa den Mindestlohn vorweisen, in der Wählergunst merkt man das aber nicht: Die Partei dümpelt unverändert bei 25 Prozent vor sich hin – eine Konkurrenz für die CDU sieht anders aus. Auch aus Angela Merkels Schwäche in der Flüchtlingskrise konnte die SPD keinen Nutzen ziehen, das gelang nur der rechtspopulistischen AfD. Sie kommt laut einer neuen Umfrage im Osten nun schon auf bis zu 16 Prozent.
Für Gabriel geht es nun darum, bei seiner Wiederwahl möglich gut abzuschneiden. Die Angst, dass das nicht gelingt, scheint angebracht. Für eine Kanzlerkandidatur im Jahr 2017 favorisieren die Genossen laut Umfrage nicht ihn, sondern Außenminister Frank-Walter Steinmeier – nur 17 Prozent votieren für Gabriel. Dies liegt auch daran, dass er die Partei in letzter Zeit verstimmt hat; sein Liebäugeln mit dem Grexit oder der Pegida-Besuch schaden bis heute. Die 83,6 Prozent, die er bei seiner letzten Wahl 2013 bekam, muss er also übertreffen – es war das schlechteste Ergebnis eines SPD-Chefs seit 2003. Damals hieß der Parteichef noch Gerhard Schröder.
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