Öffentliche Supermärkte? Spanien streitet über hohe Lebensmittelpreise
In Österreich war es FPÖ-Obmann Herbert Kickl, der dieses Jahr einen „Österreich-Korb“ vorgeschlagen hat. Dieser soll Grundnahrungsmittel beinhalten, die nicht von Preisschwankungen durch die Inflation betroffen sind. Handelsunternehmen sollen diese Produkte auf freiwilliger Basis zusammenstellen, um so „ihre soziale Verantwortung unter Beweis zu stellen“. Kritik kam vom Bauernbund. Man befürchtet, dass in der Umsetzung billigere Importprodukte bevorzugt und österreichische Landwirte benachteiligt würden. Von der Diskussion bleibt das Problem, auf das zuletzt die Arbeiterkammer hingewiesen hat: Die Preise der billigsten Lebensmittel sind erneut gestiegen. Darunter Kaffee, Vollmilch und Pasta.
Nicht nur in Österreich, auch in Spanien wird über den Umgang mit steigenden Lebensmittelpreisen debattiert. Die Inflation liegt hier aktuell bei über drei Prozent. Dem gegenüber stehen niedrige Löhne. Anders als in Österreich sind es in Spanien die linken Parteien Más Madrid und Podemos, die eine Idee für preisstabile Lebensmittel verfolgen. Sie stellen sich ein Netz aus öffentlichen Supermärkten vor, in denen die Preise für Nahrungsmittel wie Eier, Milch, Fleisch, Fisch, Brot, Obst und Gemüse vom Staat gedeckelt werden. Anders als in Österreich ist es in Spanien die Sozialistische Arbeiterpartei (PSOE), die den Vorschlag immer wieder kippt.
Bei Abstimmung enthalten
In Getafe, einem Vorort von Madrid, hat sich die PSOE erst diese Woche wieder bei einer Abstimmung enthalten. Dadurch hat sie die benötigte Mehrheit verhindert, um die Idee der linken Parteien zu testen, mit denen sie auf nationaler Ebene in der Regierung koalieren. Beobachtern zufolge gab es unter den Sozialisten Bedenken, da der staatliche Eingriff in den Markt an ideologische Grenzen stößt.
Schon 2023 hat die Regierungspartei PSOE einen solchen Vorschlag der Linken abgeblockt und als Begründung andere Maßnahmen betont, die der Staat ergriffen hat, um der Teuerung entgegenzuwirken.
Weiter sind die Portugiesen. In der Stadt Viseu, südöstlich von Porto hat am 17. Oktober ein Supermarkt geöffnet, in dem Produkte verkauft werden, die große Handelsketten aussortiert haben. In „Sempre Bom“ gibt es Artikel, die ästhetische Fehler haben, wie eine Delle in der Verpackung oder ein schlecht aufgebrachtes Etikett. Ziel sei es einerseits nachhaltig zu handeln.
Andererseits soll dadurch den Verbrauchern ein voller Warenkorb für 40 Euro ermöglicht werden. In Österreich kostet dieser laut Arbeiterkammer aktuell doppelt so viel. Auch hier gibt es bereits die Möglichkeit, Lebensmittel für weniger Geld zu „retten“. Über Apps beispielsweise können Verbraucher Angebote von Restaurants und Supermärkten finden, die günstiger verkauft oder verschenkt werden. Das Erlebnis ist allerdings ein anderes als der Gang zu einem Supermarkt, in denen sich das Sortiment an der Nachfrage orientiert.
Kommentare