In diesem EU-Land werden die meisten Asylanträge gestellt

Madrid: Exil-Venezolaner demonstrieren gegen das Maduro-Regime in der südamerikanischen Heimat.
Kolumbianische und venezolanische Restaurants säumen die Straßen im Norden und Süden von Madrid, Telefongeschäfte bieten günstig Gespräche nach Ecuador und in die Dominikanische Republik an. In Barbershops und Nagelstudios bemühen sich Südamerikaner um die Schönheit der Spanier, sie putzen die Wohnungen, pflegen die Alten und am Sonntag treffen sie sich in der evangelikalen Messe. Über eine Million spanischsprachiger Südamerikaner lebt in der spanischen Hauptstadtregion, ein Siebtel der Bevölkerung. Und die Tendenz zur Einwanderung ist steigend.
In ihrer jüngsten Veröffentlichung für März 2025 hat die Europäische Asylagentur festgehalten, dass Spanien das EU-Land mit den meisten Asylanträgen ist - vor Italien, Frankreich und Deutschland. Das liegt einerseits daran, dass die Zahl der Menschen, die aus Syrien in die EU und dort bevorzugt nach Deutschland fliehen, zurückgeht. Andererseits liegt es an Entwicklungen in amerikanischen Ländern, die sich immer mehr in Spanien bemerkbar machen. Besonders die Anzahl der Asylanträge aus Venezuela ist zuletzt stark gestiegen. Für Südamerikaner ist Spanien eine Alternative zu den USA.
Trump-Administration
Seit Donald Trump seine zweite Amtszeit angetreten hat, geht er gegen Migranten aus Venezuela vor. Mit der Begründung, sie seien Kriminelle, hat die US-Regierung ihren Schutzstatus aufgehoben und ihnen die Möglichkeit genommen, in den USA temporär Schutz zu finden. Gleichzeitig hat sie damit begonnen, Venezolaner abzuschieben und teilweise unbegründet in El Salvador zu inhaftieren. In ihre Heimat zurückzukehren, ist für viele Venezolaner keine Option. Das Land steckt wirtschaftlich, sozial und politisch in der Krise. Präsident Nicolás Maduro regiert autoritär, unterdrückt Kritiker und ignoriert Menschenrechte. In den letzten zehn Jahren sind mehr als sieben Millionen Venezolaner geflohen. Unter anderem in die USA und seit sich der amerikanische Traum als Alptraum entpuppt hat, auch nach Europa.
In Spanien ist die Zahl der Asylanträge von Venezolanern zwischen März 2024 und März 2025 um 21 Prozent gestiegen. In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der in Spanien lebenden Venezolaner verzehnfacht. Auch Oppositionsführer Edmundo González Urrutia lebt in der Zwischenzeit in Madrid. Die Hauptstadt ist für Venezolaner ein attraktives Ziel. Sie schätzen die Sicherheit und dass es keine Sprachbarriere gibt, wodurch sich ihnen berufliche Optionen auftun. Außerdem besteht eine kulturelle Verbundenheit, die auf eine gemeinsame Geschichte zurückgeht.
Bindeglied zwischen Europa und Südamerika
Spanien sieht sich als Bindeglied zwischen Europa und den ehemaligen Kolonien in Südamerika. Auch deshalb ist die Einwanderung für deren Bevölkerung leichter: Müssen Europäer zehn Jahre in Spanien gelebt haben, um die spanische Staatsbürgerschaft zu beantragen, so können das Südamerikaner schon nach zwei Jahren tun. Asylbewerber können in Spanien außerdem schon nach sechs Monaten eine Arbeitserlaubnis bekommen, wenn kein negativer Asylbescheid vorliegt.
Auch Spanien profitiert von der Einwanderung. Die Statistiken zeigen, dass die Zugewanderten, unter denen die Südamerikaner die größte Gruppe darstellen, die spanische Alterspyramide verjüngen, sie machen 14 Prozent der Arbeitskräfte aus, die in die Sozialversicherung einzahlen. Die meisten von Ihnen arbeiten in der Gastronomie, im Tourismus oder im Bau und damit in wichtigen spanischen Wirtschaftssektoren.
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