Das geistliche Oberhaupt der serbisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Porfirije Perić, besucht von 8. bis 11. Juni Österreich. Es ist dies eine der ersten Auslandsreisen des seit 2021 amtierenden Patriarchen – der 61-Jährige folgte dem 2020 an Covid-19 verstorbenen Patriarchen Irinej.
Porfirije wird unter anderem mit Kultusministerin Susanne Raab (ÖVP) und Vertretern des Nationalrats zusammentreffen. Ebenso steht eine Begegnung mit dem Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn auf dem Programm. Bei einem Pressegespräch im Vorfeld des Besuchs bezeugte der serbisch-orthodoxe Bischof von Österreich (sowie der Schweiz, Italien und Malta), Andrej Ćilerdžić, größte Hochachtung und tiefe Dankbarkeit gegenüber Schönborn für dessen Verdienste um das „christliche Erbe“.
Hohe Auszeichnung für Schönborn
Der Kardinal wird zum Abschluss des Besuchs, im Rahmen eines Empfangs im Belvedere, von Porfirije mit dem höchsten Orden der serbisch-orthodoxen Kirche, dem „Orden des Hl. Sava 1. Ranges“, geehrt werden. Der Heilige Sava (1174–1236) ist der Nationalheilige Serbiens. Schönborn bekommt diese Auszeichnung laut Bischof Andrej u. a. für seine tatkräftige Unterstützung der serbisch-orthodoxen Kirche in Österreich verliehen.
Ein Höhepunkt des Besuchs von Patriarch Porfirije wird die Einweihung der neuen serbisch-orthodoxen Gefängniskapelle auf dem Soldatenfriedhof in Mauthausen sein. Bereits zu Beginn des Ersten Weltkriegs, im September 1914, wurde in Mauthausen mit der Errichtung eines Kriegsgefangenenlagers begonnen. Auf dem Gelände waren zeitweise 40.000 Mann (Serben, Russen, Italiener) inhaftiert. Tausende von ihnen starben im Zuge einer Fleckfieber-Epidemie ab dem Jänner 1915. Ein Totenbuch mit den Namen der Opfer liegt in der Gedenkstätte auf. Ćilerdžić erwähnte in dem Zusammenhang auch den damaligen Linzer Bischof Rudolph Hittmair, der 1915 die Gefangenen besuchte, sich dabei ansteckte und ebenfalls am Fleckfieber starb. Insgesamt sind auf dem Soldatenfriedhof 10.845 Soldaten aus dem Ersten und 5.212 Tote aus dem Zweiten Weltkrieg bestattet.
„Mörderischer Überfall“
Bischof Andrej zeigte sich überzeugt, dass Patriarch Porfirije eine Vermittlerrolle im rund um die Ukraine ausgebrochenen Streit zwischen dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios und dem Moskauer Patriarchen Kirill einnehmen werde. Andrej sprach von einem „mörderischen Überfall“ Russlands auf die Ukraine, Präsident Putin sei „kein guter Diplomat“. Allerdings bezeichnete Andrej auch die Bombardierung des damaligen Jugoslawien durch die NATO („Operation Allied Force“) im Rahmen des Kosovo-Kriegs 1999 als „mörderischen Überfall“.
Zur aktuellen Eskalation im Nordkosovo meinte Andrej, der kosovarische Premier Albin Kurti agiere „wie ein Elefant im Porzellanladen“. Dieser setze sich über alle Vereinbarungen hinweg.
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