Sechs dramatische Appelle aus den Todeszonen der Ukraine

Trail of rocket smoke is seen in the sky over Kyiv
Der KURIER veröffentlicht die Texte von drei Autoren und drei Autorinnen. Sie dokumentieren die Brutalitäten des Krieges.
Von Uwe Mauch

Nachrichten aus der Ukraine, die einem sofort nahe gehen: Schilderungen aus dem Krieg, intime Befunde der Angst. Blankes Entsetzen, riesige Enttäuschung, Wut, ja, auch Hass. Sorge um das Leben der Liebsten, auch um das eigene. Analysen aus der Emotion, die für sich sprechen sollen. Sechs verzweifelte Hilferufe.

Die KURIER-Redaktion hat sich entschlossen, drei Autorinnen und drei Autoren zu Wort kommen zu lassen. Sie haben diese exklusiven Texte verfasst, während ihr Land, ihre Existenz zeitgleich in Schutt und Asche gebombt wird, während es jederzeit auch sie hätte treffen können.

Vergesst nicht auf uns!

Sie haben unser Angebot, ohne lange nachzudenken, angenommen, auch um der freien Welt auszurichten: Wir leben noch, vergesst nicht auf uns! Den Originalfassungen (zwei auf Russisch, vier auf Ukrainisch) ist jeweils auch die englische Übersetzung hinzugefügt.

Sie wissen nicht, sagen sie, was ihnen der morgige Tag bringen wird. Wir wissen nicht einmal, wie es ihnen heute geht. Passt bitte auf euch auf!

Besonderer Dank gilt dem ukrainisch-stämmigen und in Leipzig lebenden Lehrer und Übersetzer Pavel Gitin, der trotz vieler Verpflichtungen und großer Sorge in dieser Woche alle sechs Texte aus den Originalsprachen übersetzt hat. Eine große Hilfe war auch seine Frau, die Autorin Svetlana Lavochkina, die ihre Kollegen zur Mitarbeit gewonnen hat.

Sechs dramatische Appelle aus den Todeszonen der Ukraine

Lyuba Yakimchuk brachte  ihre Kinder aus der Stadt

In Kiew:

Vom Brot für territoriale Verteidiger und vom Benzin für „Kiewer Cocktails“

Ich bin im Norden von Kiew, am Stadtrand. Genau aus dieser Richtung sind seit Tagen die russischen Landstreitkräfte  im Anmarsch. Also fliegen alle Grad-Raketen über uns hinweg. Außerdem „arbeitet“ in unserer Nähe die Luftwaffe.

Wir wohnen in einem Haus mit eisernen Fensterläden, was sehr hilft. Wir haben das Haus erst vor Kurzem gekauft, wir konnten uns gar nicht vorstellen, dass uns die Fensterläden einmal nützlich sein werden, wollten sie schon demontieren. Jetzt schützen sie uns.

Am meisten waren wir bisher um die Sicherheit unserer Kinder besorgt. Heute haben wir sie mit der Hilfe von Freunden aus der Stadt rausbringen können. Im Moment sind sie in Sicherheit, falls man überhaupt von Sicherheit in der Ukraine sprechen kann. Hier in Kiew ist es jedenfalls richtig „heiß“: Es gibt ständig Artilleriebeschüsse und Straßenkämpfe.

Derzeit ist unsere einzige Sorge, mehr Benzin für die Molotowcocktails aufzutreiben. Wir nennen sie hier „Kiewer Cocktails“. Sie werden für die Straßenkämpfe benötigt. Vor dem Krieg haben mein Mann und ich ein bisschen vorgesorgt und 80 Liter Benzin gekauft. Doch dieses Benzin ist jetzt fast komplett  aufgebraucht. Auf den Tankstellen gibt es schon lange kein Benzin mehr, daher müssen wir jetzt neben Waffen auch Sprit importieren.

Morgen werde ich Brot für die Territoriale Verteidigung backen, weil es kein Brot mehr in Kiewer Läden gibt, und wir haben auch etwas Mehl vor dem Krieg eingekauft.

Ihre Bitte an die Welt

Russland hat Atomwaffen, mit denen uns und der Welt gedroht wird, also müssen wir uns vereinen. Im Moment muss man Putin mit allen Mitteln isolieren. Wir brauchen wirklich jede Hilfe. Das können Waffen sein oder Luftabwehrsysteme.

Besonders gut wäre es, das mobile Raketenabwehrsystem „Iron Dome“ zu besitzen, das uns Israel vor dem Krieg nicht verkaufen wollte. Mit ihm könnte man unseren Himmel vor Luftangriffen abschirmen, unter denen wir derzeit am meisten leiden.

Aber jeder kann uns jetzt unterstützen, zum Beispiel mit einer Geldspende. Es nützen 200 Euro, und 20 Euro nützen auch. Jede Spende kann uns vor der russischen Okkupation und die Welt vor dem dritten Weltkrieg retten.

Lyuba Yakimchuk wurde 1985 in der Stadt Pervomaisk in der Oblast Mykolajiw geboren. Sie arbeitet heute als Dichterin, als Drehbuchautorin und als Journalistin vorwiegend in Kiew. Zuletzt hat sie sich schweren Herzens von ihren eigenen Kindern getrennt.

Originalfassung:

Я зараз знаходжуся на півночі Києва, це окраїна. Саме з цього боку наступають с ухопутні війська РФ, тобто всі ракети російських ГРАДів літають через нас. Також тут працює авіація. Ми живемо в приватному будинку, який має залізні ставні, що дуже допомагає. Ми недавно купили своє житло і не думали, що ці ставні колись знадобляться, хотіли їх знімати. Зараз це захист.

Найбільше непокоїла безпека дітей. Але сьогодні ми вивезли наших з чоловіком дітей з Києва з допомогою друзів. Зараз вони знаходяться у безпеці, якщо так взагалі можна говорити про українські міста зараз, але не в Києві, де дуже гаряче та постійні артобстріли та вуличні бої.

Зараз нас турбує лише одне – де знайти більше бензину на коктейлі Молотова (ми їх називаємо коктейлі по-київськи). Вони потрібні для вуличних боїв. Перед війною ми з чоловіком підготувалися і закупили 80 літрів бензину, який зараз майже весь пішов на виробництво. На заправках бензину давно немає, і нам крім зброї потрібно ввозити паливо. Завтра я буду пекти хліб для територіальної оборони, бо хлібу в тих магазинах, які ще в Києві працюють, немає зовсім. А ми перед війною закупили також борошно.

Ihre Bitte an die Welt

Росія має ядерну зброю, якою загрожує нам та світові, тому ми маємо бути єдиними. Зараз потрібно ізолювати РФ та Путіна всіма способами. Будь-яка ваша підтримка дуже потрібна Україні. Це може бути і зброя, і ППО, особливо ми би хотіли мати всепогодну систему протиповітряної оборони “Залізний купол”, який нам відмовився продати Ізраїль ще до війни. Він здатен ефективно закрити наше небо від авіаударів, від яких зараз ми страждаємо найбільше. Але кожна людина також здатна допомогти, зокрема, грошовою підтримкою. Ми всією Україною скидаємося на підтримку армії. Істотними можуть бути і 20 євро, і 200. Це все здатне врятувати нас від російської окупації, а світ від Третьої світової війни.

In Kiev:

From Bread for Territorial Defenders and Petrol for "Kiev Cocktails"

I am in the north of Kiev, on the outskirts. Russian land forces have been approaching from this very direction for days. So all the Grad missiles are flying overhead. In addition, the air force "works" near us.

We live in a house with iron shutters, which helps a lot. We bought the house only recently, we couldn't imagine that the shutters would be useful to us one day, we wanted to dismantle them already. Now they protect us.

Until now, we were most concerned about the safety of our children. Today, with the help of friends, we were able to get them out of the city. At the moment they are safe, if one can speak of safety at all in Ukraine. Anyway, here in Kiev it is really "hot": there is constant artillery fire and street fighting.

At the moment, our only concern is to find more petrol for the Molotov cocktails. We call them "Kiev cocktails" here. They are needed for the street fighting. Before the war, my husband and I made a little provision and bought 80 litres of petrol. But this petrol is now almost completely used up. There has been no petrol at the petrol stations for a long time, so now we have to import petrol as well as weapons.

Tomorrow I will bake bread for the Territorial Defence, because there is no more bread in Kiev shops, and we also bought some flour before the war.

Her request to the world

Russia has nuclear weapons threatening us and the world, so we have to unite. Right now, we need to isolate Putin by all means. We really need all the help we can get. It can be weapons or air defence systems.

It would be especially good to have the mobile missile defence system "Iron Dome", which Israel refused to sell us before the war. It could be used to shield our skies from air attacks, from which we are currently suffering the most.

But everyone can support us now, for example with a monetary donation. 200 euros are useful, and 20 euros are also useful. Every donation can save us from the Russian occupation and the world from the third world war.

Sechs dramatische Appelle aus den Todeszonen der Ukraine

Arkady Shtypel hatte eine Vorahnung und fuhr aus Moskau heim

In Odessa:

Von der Hoffnung eines weit gereisten Mannes

Ich bin derzeit in Odessa,  am Schwarzen Meer. Eigentlich wohne ich seit Langem in Moskau. Bin aber ukrainischer Herkunft, verstehe mich auch als Ukrainer. In der Vorahnung der Ereignisse bin ich hergefahren. Am meisten beunruhigen mich die aktuellen Lageberichte. Ich hoffe, dass die Ukraine den Angriffen standhält.

Seine Bitte an die Welt

Helfen Sie der Ukraine!

Arkady Shtypel  wurde 1944 in Katta-Kurgan in der usbekischen Provinz Samarkand geboren. Dichter, Übersetzer.

Originalfassung:

Я сейчас в Одессе. (Вообще-то давно живу в Москве, но родом с Украины, считаю себя украинцем и в предчувствии событий приехал сюда).

Больше всего меня беспокоят военные сводки. Надеюсь, что Украина выстоит.

Seine Bitte an die Welt

Помогите Украине!

In Odessa:

Of the hope of a well-travelled man

I am currently in Odessa, on the Black Sea. Actually, I have lived in Moscow for a long time. But I am of Ukrainian origin and consider myself Ukrainian. I came here in anticipation of the events. What worries me most are the current situation reports. I hope that Ukraine will withstand the attacks.

His request to the world

Help Ukraine!

Sechs dramatische Appelle aus den Todeszonen der Ukraine

Olena Zadorozhna schreibt jetzt an einem anderen Narrativ

In Kiew:

Vom Arbeiten an der Informationsfront

Ich bin derzeit in einem Randgebiet der Stadt, nahe an einer Verteidigungslinie. Bei uns ist es soweit ungefährlich, obwohl wir oft Explosionen hören. Weil ich mich beruflich auch mit PR und Kommunikation beschäftige, bin ich an der Informationsfront und teilweise bei der Logistik im Einsatz.

Gemeinsam mit vielen anderen Volontären füllen wir Telegram-Kanäle mit aktuellen Informationen über das Geschehen um uns herum. Wir verwenden nur geprüfte Fakten und reale Videoaufnahmen.

Wir schreiben auf Russisch, und zielen damit auf russische Leser ab, weil wir Putins Propagandamauer durchbrechen müssen, um zu zeigen, dass es  kein „Kampf gegen Nazis“ ist, wie die russische Propaganda verbreitet, sondern der Versuch, die Ukraine mithilfe des Militärs zu annektieren.

Schuld an diesem Krieg sind alle russischen Bürger, die bisher nichts unternommen haben, um etwas zu ändern. Auf ihrem Schweigen ist jenes Monstrum gewachsen, das jetzt die ganze Welt bedroht.

Am meisten fürchte ich um unsere Leute, Kämpfer, Freiwillige, territoriale Verteidiger, Zivilisten, die unter Beschuss verharren. Wir sehen Zustimmung aus der ganzen Welt. Wir sind ungebrochen. Aber ich will, dass wir den Sieg alle gemeinsam feiern, lebendig.

Ihre Bitte an die Welt

Ich möchte danken für die Unterstützung und für das Verständnis. Ich möchte bitten, über alle möglichen Kanäle die Information, was wirklich passiert, unter russischen Bekannten zu verbreiten. Wir kämpfen um unser Land, aber davon, was bei uns gerade passiert, hängt ab, wie die Welt von morgen aussieht. Ohne Übertreibung.

Olena Zadorozhna wurde im Jahr 1984 in der Stadt Poltava in der Zentralukraine geboren. Sie lebt und arbeitet in Kiew. Zwei Bücher hat sie bisher geschrieben: „Die Pfade der Eremiten“ sowie „Der es geschafft hat, wiederbelebtzu werden“.

Originalfassung:

Особисто я зараз під Києвом, неподалік однієї з ліній оборони. У нас поки безпечно, хоча систематично чуємо вибухи. Оскільки я по життю займаюся PR та комунікаціями, то зараз включилась в інформаційний фронт війни та частково логістичні моменти. Ми разом з багатьма волонтерами наповнюємо телеграм канали інформацією про те, що відбувається у нас - там лише перевірені факти, документальні зйомки і таке інше. Ми пишемо російською мовою і націлені на російську аудиторію, тому що нам принципово залежить пробити їхній пропагандистський щит і показати, що це не “війна політиків”, не “боротьба з нацистами” - всіма тими наративами, які поширює їхня пропаганда,, а спроба захоплення України регулярними військами. І вина в цьому лежить в тому числі на кожному росіянину, які не робили нічого для того, щоб змінити ситуацію і з мовчання яких виріс цей монстр, що зараз загрожує усьому світові.

Найбільше я переживаю за наших людей - бійців, добровольців, територіальну оборону, за цивільних, які перебувають під обстрілами. Ми відчуваємо підтримку всього світу. Ми незламні. Але хочеться, щоб перемогу ми зустрічали разом, живими.

Ihre Bitte an die Welt

Я хочу подякувати за підтримку, злагодженість і розуміння. Я хочу попросити поширювати усіма можливими каналами серед своїх російських знайомих інформацію про те, що тут насправді відбувається. Ми воюємо за свою землю, але від того, що відбувається у нас, без перебільшення залежить те, яким завтра буде весь світ.

In Kiev:

From working on the information front

I am currently in a peripheral area of the city, close to a defence line. So far it is not dangerous here, although we often hear explosions. Because I am also professionally involved in PR and communication, I am working on the information front and partly in logistics.

Together with many other volunteers, we fill Telegram channels with up-to-date information about what is happening around us. We use only verified facts and real video footage.

We write in Russian, targeting Russian readers, because we need to break through Putin's propaganda wall to show that it is not a "fight against Nazis", as Russian propaganda spreads, but an attempt to annex Ukraine with the help of the military.

The blame for this war lies with all Russian citizens who have done nothing to change anything so far. On their silence grew the monster that now threatens the whole world.

I fear most for our people, fighters, volunteers, territorial defenders, civilians who remain under fire. We see approval from all over the world. We are unbroken. But I want us all to celebrate the victory together, alive.

Her request to the world

I want to thank for the support and for the understanding. I would like to ask that through all possible channels the information of what is really happening be spread among Russian acquaintances. We are fighting for our country, but tomorrow's world depends on what is happening here. Without exaggeration.

Sechs dramatische Appelle aus den Todeszonen der Ukraine

Maria Galina fürchtet die russischen Fallschirmspringer

In Odessa:

Vom Ende einer wunderbaren europäischen Stadt

Wir sind jetzt wieder in Odessa. Hier leben meine nahen Verwandten, hier habe ich auch meine Jugend verbracht. Ich kann nicht behaupten, dass es für mich eine glückliche Zeit war. Übrigens ist die Jugend manchmal ziemlich tragisch. Jedenfalls konnte ich Odessa nicht lieb gewinnen.

Aber vor einem Jahr sind wir (ihr Mann und sie, Anm.) nach Odessa zurückgekehrt. Und ich sah mit Erstaunen, dass sich Odessa in eine wunderbare, eine komfortable europäische Stadt verwandelt hat. Ein wenig heruntergekommen vielleicht. Aber vor allem ist es auch eine zweisprachige Stadt.

Wie es mir in diesen Tagen persönlich geht? Nun, es geht mir wie allen anderen hier auch. Mir ist bange. Ich konnte mir nie im Leben vorstellen, dass ich einmal Angst vor russischen Fallschirmspringern und russischen Beschüssen haben werde. Aber die Angst ist da.

Ihre Bitte an die Welt

Ich bitte heute alle, die können: Helft der Ukraine, verbreitet diese Information! Russland führt einen ungerechten Krieg. Die Ukraine verteidigt sich.

Maria Galina wurde im Jahr 1958 in der Stadt Tver (im Westen Russlands) geboren. Dichterin, Schriftstellerin und Übersetzerin.

Originalfassung:

Мы в Одессе, тут у меня близкие родственники и тут прошла моя юность. Не могу сказать, что для меня это было счастливое время, кстати, юность бывает достаточно трагичной и Одессу я не смогла полюбить. Но год назад мы вернулись сюда надолго и я с удивлением увидела, что она превратилась в чудесный комфортный европейский город. Правда, немного запущенный. И, что главное, двуязычный.

Да как всех. Страшно. Никогда не думала, что буду бояться российского десанта и обстрелов. Но боюсь.

Ihre Bitte an die Welt

Пожалуйста, все, кто может, помогите Украине, распространяйте эту информацию. Это неправедная война, Украина защищается.

In Odessa:

From the end of a wonderful European city

We are now back in Odessa. My close relatives live here, I also spent my youth here. I can't say it was a happy time for me. By the way, youth is sometimes quite tragic. Anyway, I couldn't grow fond of Odessa.

But a year ago we (her husband and her) returned to Odessa. And I was amazed to see that Odessa had turned into a wonderful, comfortable European city. A little run-down, perhaps. But above all, it is also a bilingual city.

How am I personally feeling these days? Well, I am like everyone else here. I feel anxious. I never imagined in my life that one day I would be afraid of Russian parachutists and Russian shelling. But the fear is there.

Her request to the world

Today I ask everyone who can: Help Ukraine, spread this information! Russia is waging an unjust war. Ukraine is defending itself.

Sechs dramatische Appelle aus den Todeszonen der Ukraine

Viacheslav Huk fordert die Aufnahme der Ukraine in die EU

Irgendwo, vielleicht auf der Krim:

Vom Trauma zum Traum

Ich bin in der Ukraine. Die Krim ist mein Schmerz, weil ich von dort bin. Umso mehr  beunruhigt mich, dass in den Nachrichten Stille herrscht über unsere Halbinsel, die durch russische Eindringlinge annektiert worden ist.

Meiner Meinung nach ist die Beendigung dieses Krieges erst dann möglich, wenn die Ukraine die volle Kontrolle über die Krim wiedererlangt, sowie auch über Luganskaja und Donezkaja Oblast.

Zudem schmerzt mich die Stadt Königsberg in Ostpreußen, die schon lange von den Russen okkupiert, vernichtet, verunstaltet und in die Fake-Stadt Kaliningrad verwandelt wurde, wie ein Kleinkind, das vom Körper Mutter-Deutschlands weggerissen wurde. Deswegen glaube ich auch, dass die vollständige Wiedervereinigung Deutschlands noch nicht abgeschlossen ist. Und daran sollte man arbeiten auf der höchsten diplomatischen Ebene. Zu diesem Thema habe ich meinen Roman „Simferopol – Virginii“ geschrieben, der mal in Israel verlegt wurde.

Seine Bitte an die Welt

Unser Land, die Ukraine, erweist sich in diesen Tagen als mächtige Mauer zwischen der Welt des Bösen und der Gewalt, Russland, und der Welt der Demokratie, Europa.

Daher hätte es die Ukraine meiner Meinung nach schon längst verdient, in der gemeinsamen europäischen Heimat, in  der Europäischen Union zu sein. Deswegen sollen wirklich alle Institutionen, von denen diese Entscheidung abhängig ist, einen vereinten politischen Willen zeigen und unser Land in die EU aufnehmen.

Viacheslav Huk wurde 1974 in der Ukraine geboren. Er gilt in seiner Heimat als moderner Poet, Autor und Essayist.

Originalfassung:

Я в Україні. Мені як кримчанину, звичайно, дуже болить Крим. Тому найбільше мене непокоїть у новинах мовчання про загарбаний російськими зайдами український Крим. На мою думку, закінчення російсько-української війни можливе лише після повернення повного контролю України над Кримом, а також Донецькою та Луганською областями. До того ж мені болить і місто Кенігсберг, Східна Пруссія, яке вже тривалий час окупований росіянами, повністю знищений і спотворений, перетворений на фейковий Калінінград, ніби дитинка, відірвана від тіла рідної матері - Німеччини, тому, вважаю, що повного об'єднання Німеччини ще й досі не відбулося! І над цим, звичайно, треба працювати на найвищому дипломатичному рівні!!! Саме на цю тему я маю роман "Сімферополь - Вірджинії, колись опублікований в Ізраїлі.

Seine Bitte an die Welt

На мою думку, Україна давно заслужила бути у єдиній європейській родині - ЄС, тому всі інституції, від яких це залежить, мають виявити єдину політичну волю і нарешті приєднати туди Україну, яка наразі стала єдиним потужним муром між світом зла і насилля - Росією і світом демократії - Європою.

Somewhere, perhaps in the Crimea:

From trauma to dream

I am in Ukraine. Crimea is my pain because I am from there. I am all the more disturbed that there is silence in the news about our peninsula, which has been annexed by Russian invaders.

In my opinion, the end of this war will only be possible when Ukraine regains full control over Crimea, as well as over Luganskaya and Donetskaya Oblast.

Moreover, the city of Königsberg in East Prussia, which has long been occupied by the Russians, destroyed, disfigured and turned into the fake city of Kaliningrad, pains me like an infant torn away from the body of Mother Germany. That is why I also believe that the complete reunification of Germany is not yet complete. And it should be worked on at the highest diplomatic level. On this subject I wrote my novel "Simferopol - Virginii", which was once published in Israel.

His request to the world

Our country, Ukraine, is proving these days to be a mighty wall between the world of evil and violence, Russia, and the world of democracy, Europe. Therefore, in my opinion, Ukraine deserved to be in the common European homeland, in the European Union, long ago. Therefore, all institutions on which this decision depends should really show a united political will and accept our country into the EU.

Sechs dramatische Appelle aus den Todeszonen der Ukraine

Sergij Pantjuk patrouilliert jetzt in seiner eigenen Stadt

In Kiew:

Vom Aufspüren der Saboteure im 126. Bataillon

Ab heute bin ich dem Kader des 126. Bataillons der Territorialen Verteidigung von Kiew zugeteilt. Unsere Aufgabe wird das Patrouillieren auf dem uns anvertrauten Territorium sein, die Ermittlung von Saboteuren sowie von Personen, die für das russische Artilleriefeuer Ziele in der Stadt markieren. Auch sollen wir in unserem Territorium kontrollieren, ob es Markierungen gibt, die für den Beschuss aus Flugzeugen des Feindes dienen sollen.

Zwei Dinge tun mir weh: Erstens, dass überall Zivilisten leiden, unter unerwarteten Raketenbeschüssen und Fliegerbomben. Darunter sind alte Menschen, Frauen und Kinder. Es ist schrecklich. Zweitens, dass manche Männer, anstatt ihre Heimat zu verteidigen, über die Grenze fliehen. Aber ob solche „Verteidiger“ hier gebraucht werden?

Seine Bitte an die Welt

Ich will allen sagen: Ein gigantisches, aggressives Land hat uns heimtückisch bereits im Jahr 2014 überfallen. Diese Aggression jetzt ist nur eine Fortschreibung der vorhergehenden.

Wenn sich die Welt nicht vereinigt und Putins Russland nicht vernichtet, dann werden sein Appetit und seine Aggression nur weiter wachsen und sich gegen Europa und die Länder anderer Regionen richten. Deswegen, der Ruhm der Ukraine – und wir werden gemeinsam siegen!

Sergij Pantjuk wurde 1966 im Dorf Sokilets im Westen der Ukraine geboren. Er ist Schriftsteller, Übersetzer, auch Redakteur, Journalist und Herausgeber.

 

Originalfassung:

На сьогодні перебуваю у складі 126 батальйону Територіальної оборони Києва. Несемо службу по патрулюванню ввіреної нам території, займаємося виявленням та знешкодженням диверсантів та наводчиків, перевіряємо територію на наявність міток для артилерійських та авіаударів ворога.

Перше, що мене непокоїть, це те, що довкола страждають мирні люди - від спонтанних ракетних та бомбових ударів. Це переважно старші люди, жінки та діти. І це страшно. Друге - що деякі чоловіки, замість того, щоб стати на захист своєї країни, утікають за її межі. Але чи потрібні країні такі захисники?

Seine Bitte an die Welt

Я хочу сказати усім: велетенська агресивна країна віроломно напалала на нас ще 2014 р. Сьогоднішня агресія - лише розвиток попередньої. Якщо світ не об'єднається і остаточно не знищить путінську Росію, її апетити та агресія лише розростатимуться і спрямовуватися на Європу та країни інших регіонів. Тому - слава Україні й разом переможемо!

In Kiev:

From tracking down the saboteurs in the 126th Battalion

As of today, I am assigned to the cadre of the 126th Battalion of the Territorial Defence of Kyiv. Our task will be to patrol the territory entrusted to us, to identify saboteurs as well as people who mark targets in the city for Russian artillery fire. We are also to check in our territory whether there are any markings that are to be used for firing from the enemy's aircraft.

Two things hurt me: first, that civilians are suffering everywhere, from unexpected rocket fire and aerial bombs. Among them are old people, women and children. It is terrible. Secondly, that some men, instead of defending their homes, are fleeing across the border. But whether such "defenders" are needed here?

His request to the world

I want to tell everyone: a gigantic, aggressive country insidiously invaded us back in 2014. This aggression now is just a continuation of the previous one. If the world does not unite and destroy Putin's Russia, then his appetite and aggression will only continue to grow and be directed against Europe and the countries of other regions. Therefore, the glory of Ukraine - and we will win together!

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