83 russische Raketen auf Kiew und andere Städte + Stromausfälle in einigen Regionen

83 russische Raketen auf Kiew und andere Städte + Stromausfälle in einigen Regionen
Im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist es am Montag zu schweren Explosionen gekommen.

Russland hat nach offiziellen Angaben aus Kiew am Montag 83 Raketen auf verschiedene ukrainische Städte abgefeuert. 43 davon habe die ukrainische Luftabwehr abgeschossen, teilte der Berater des ukrainischen Präsidentenbüros, Mychajlo Podoljak, in einem Video in seinem Kanal im Nachrichtendienst Telegram mit.

Russland zeige damit nach zahlreichen Niederlagen in seinem Krieg gegen die Ukraine, dass es am Ende sei. „Das sind die Todeszuckungen eines verwundeten Tieres“, sagte er.

Anders sah das der russische Präsident Wladimir Putin, der die Raketenangriffe Moskaus gegen zahlreiche ukrainische Städte als Reaktion auf die "Terroranschläge" gegen russisches Gebiet bezeichnet. Zugleich drohte der russische Präsident Kiew am Montag bei einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrats mit einer noch härteren "Antwort", sollten die "ukrainischen Angriffe" fortgesetzt werden.

Die Angriffe auf die Stadt-Zentren hätten einmal mehr die „terroristische Natur des russischen Regimes“ gezeigt, meinte Podoljak hingegen. „Die Masken sind gefallen: Das ist gezieltes massenhaftes Töten von Zivilisten und die Zerstörung von ziviler Infrastruktur.“ Die russische Armee habe keine Ahnung, wie sie auf dem Schlachtfeld kämpfen solle und schieße deshalb mit Raketen auf Menschen. 

In der Großstadt Dnipro filmte ein Autofahrer den Einschlag einer Rakete:

Raketeneinschlag in der Großstadt Dnipro

Kiew

Im Zentrum der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist es am Montag zu schweren Explosionen gekommen. Es habe mehrere Einschläge gegeben, teilte Bürgermeister Witali Klitschko auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit.

Russland versuche, die Ukraine zu zerstören, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskji . Die Angriffe gelten als Reaktion des Kreml auf die Explosion an der Krim-Brücke.

Russland töte "unsere Leute, die zu Hause in Saporischschja schlafen. Sie töten Menschen, die in Dnipro und Kiew zur Arbeit gehen." In der ganzen Ukraine gebe es weiter Luftalarm und Raketeneinschläge. "Leider gibt es Tote und Verletzte."

Selenskji-Berater Andrij Jermak erklärte, die Raketenangriffe seien ein weiteres Signal an die zivilisierte Welt, dass die "russische Frage" mit Gewalt gelöst werden müsse.

"Die Hauptstadt wird von den russischen Terroristen angegriffen", schrieb Klitschko in sozialen Medien. Die Angriffe konzentrierten sich demnach auf die Innenstadt sowie den Stadtteil Solomjanskyj, Luftsirenen ertönten, die Menschen brachten sich soweit wie möglich in Schutzkellern in Sicherheit.

Rauchwolken waren über der Stadt zu sehen. An einem Verkehrsknotenpunkt standen zerbombte Autos. "Die Hauptstraßen von Kiew sind von Sicherheitskräften gesperrt worden, die Rettungskräfte sind im Einsatz", schrieb Klitschko. Es gab mindestens fünf Tote und zwölf Verletzte. "Zum jetzigen Zeitpunkt ist der Tod von fünf und die Verletzung von zwölf Kiewern bestätigt", teilte der Berater des Innenministeriums, Anton Geraschtschenko, am Montag auf seinem Telegram-Kanal mit. Es sei auch ein Kinderspielplatz getroffen worden.

Lwiw teilweise ohne Strom

Nach russischem Raketenbeschuss ist ein Teil der westukrainischen Großstadt Lwiw (Lemberg) nach Angaben von Bürgermeister Andrij Sadowyj ohne Energie. „Wegen des fehlenden Stroms wurde der Betrieb des städtischen Heizkraftwerks vorübergehend eingestellt“, teilte Sadowyj am Montag bei Telegram mit. Es gebe daher kein heißes Wasser.

„An mehreren Pumpstationen wurden Ersatzstromgeneratoren in Betrieb genommen, um die Wasserversorgung der Stadt wiederherzustellen“, erklärte der Bürgermeister. Sadowyj rief die Bewohner auf, in Schutzräumen zu bleiben. Es würden Explosionen an wichtiger Infrastruktur registriert. „Die zuständigen Dienste sind ausgerückt.“

Luftalarm

In fast allen Landesteilen der Ukraine galt Luftalarm. "Ein massiver Raketenangriff auf das Gebiet, es gibt Tote und Verletzte", teilte der Militärgouverneur der Region Dnipropetrowsk um die Industriestadt Dnipr, Walentyn Resnitschenko, am Montag auf seinem Telegram-Kanal mit. Über Einschläge berichten auch die Behörden von Lwiw, Chmelnyzkyj, Ternopil und Schytomyr.

Vier Tote gab es Behördenangaben zufolge durch einen Raketenangriff in der ostukrainischen Großstadt Slawjansk im Gebiet Donezk. Der Einschlag sei im Stadtzentrum erfolgt, teilte Bürgermeister Wadym Ljach mit. In der westukrainischen Großstadt Lwiw seien schwere Explosionen zu hören, teilte der Bürgermeister Andrij Sadowyj mit. In mehreren Stadtteilen ist der Strom ausgefallen.

Auch Saporischschja beschossen

Die ukrainische Stadt Saporischschja, in deren Nähe Europas größtes Atomkraftwerk liegt, wurde in der Nacht erneut von Raketen beschossen. "Infolge eines Raketenangriffs im Zentrum von Saporischschja wurde erneut ein mehrstöckiges Wohnhaus zerstört", schrieb der Gouverneur der Region, Oleksandr Staruchin, in der Messaging-App Telegram. "Es gibt Verletzte."

Zuvor hatte der Vizechef des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, der Ukraine Vergeltung für die Explosionen auf der für Russland strategisch wichtigen Krim-Brücke angedroht. Medwedew hatte am Sonntag gesagt: "Alle Berichte und Schlussfolgerungen sind gemacht. Russlands Antwort auf dieses Verbrechen kann nur die direkte Vernichtung der Terroristen sein." Präsident Wladimir Putin hatte am Sonntag von einem "Terroranschlag" auf die Brücke gesprochen und - wie Medien in Kiew - den ukrainischen Geheimdienst SBU verantwortlich gemacht. Bestätigt hatte der SBU eine Beteiligung aber nicht.

Die SBU-Zentrale liegt im Stadtzentrum in Kiew. Die Machtzentrale in Moskau hatte wiederholt gedroht, Kommandostellen in der ukrainischen Hauptstadt ins Visier zu nehmen, wenn der Beschuss russischen Gebiets nicht aufhöre. Kiew ist seit Beginn des russischen Angriffskriegs bereits mehrfach von russischen Raketen getroffen worden. Es war der schwerste Vorfall dieser Art und der erste Angriff auf die Stadt seit Monaten.

Am Samstag hatte eine Explosion die 19 Kilometer lange Brücke erschüttert, die Russland und die 2014 von Moskau annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim verbindet. Dabei wurde rund siebeneinhalb Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine das für Russland strategisch und symbolisch wichtige Bauwerk schwer beschädigt. Offiziellen Angaben aus Moskau zufolge starben drei Menschen.

Schallenberg: "Abscheulich und feig"

Kritik kam auch aus Österreich. "Der russische Beschuss von ziviler Infrastruktur in Kiew und anderen Städten der Ukraine ist abscheulich und feig. Diese Attacken müssen sofort aufhören", schrieb Außenminister Alexander Schallenberg auf Twitter.

 

Er erklärte gleichzeitig, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der österreichischen Botschaft in Kiew in Sicherheit und wohlauf seien. Davon habe sich der Außenminister in einem Telefonat mit dem österreichischen Botschafter in Kiew, Arad Benkö, persönlich überzeugen können, erklärte der APA eine Sprecherin des Außenministeriums.

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