Wirtschaftskrise in der Ukraine: Nach Rekordschulden droht kalter Winter

Offiziell sind es Gesundheitsgründe, die Kyrylo Schevchenko zum Rücktritt veranlasst haben. Doch in Kiew gilt es als offenes Geheimnis, dass der Zentralbankchef als oberster Hüter der ukrainischen Währung mit Präsident Selenskij zunehmend über Kreuz war.
Die ukrainische Griwna hat gerade ein Viertel ihres Wertes verloren und ein weiterer Absturz droht. Schließlich steckt das Land mitten in einer galoppierenden Inflation, gegen die jene im Westen harmlos wirkt. Derzeit liegt man bei 25 Prozent.
Doch dabei wird es wohl nicht bleiben.
Horrende Zinsen
Die Ukraine braucht dringend weitere Geldmittel für den Krieg mit Russland. Auf dem Kapitalmarkt muss man sich die nötigen Milliarden zu horrenden Zinsen beschaffen. 25 Prozent werden inzwischen von Kiew bezahlt.
Es würden sich durch den Krieg eben die „fundamentalen Parameter“ der ukrainischen Wirtschaft verschieben, heißt es bei der Zentralbank. Simpler formuliert heißt das: Die Wirtschaft des Landes geht durch den russischen Angriffskrieg in die Knie.
Um 35 Prozent soll sie alleine heuer einbrechen. Zwar lassen die Erfolge an der Front manche Sparten inzwischen wieder Hoffnung schöpfen, doch grundsätzlich sind die Aussichten düster.
Fachkräfte fehlen
Die Zerstörungen durch das gnadenlose Vorgehen der russischen Armee im Osten des Landes sind katastrophal. Die Weltbank hat gerade eine erste Schätzung der Kosten für die Beseitigung der schlimmsten Kriegsschäden veröffentlich.
350 Milliarden Euro sind mehr als das eineinhalbfache des gesamten Jahresbudgets der Ukraine. Dazu kommt, dass auch viele der notwendigen Fachkräfte für diesen Wiederaufbau fehlen.
Nach acht Monaten Krieg haben sich viele der Millionen ins Ausland geflüchteten Ukrainer dort einigermaßen etabliert und könnten zögern, zurückzukommen.
Energie und Lebensmittel
Noch dringender als der Wiederaufbau ist die Versorgung mit Energie und Lebensmitteln für den nahenden Winter. Hunderte der zentralen Heizkraftwerke, die die Wohnblöcke in den Städten des Ostens versorgen, sind zerstört worden. Die Menschen horten Holz und kaufen elektrische Heizgeräte. Doch deren massenhafte Nutzung droht, das ohnehin instabile Stromnetz komplett zu überlasten.

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