Schweiz setzt Wien auf Quarantäneliste

Schweiz setzt Wien auf Quarantäneliste
Wegen der stark gestiegenen Infektionszahlen in der Bundeshauptstadt. Auch Slowakei könnte Quarantänepflicht verhängen.

Die Schweiz setzt Wien auf ihre Quarantäneliste. Das beschloss der Schweizer Bundesrat am Freitag, wie mehrere Schweizer Medien online berichteten.

Das bedeutet, dass sich ab kommendem Montag alle, die sich in den letzten 14 Tagen vor der Einreise in die Schweiz in Wien aufgehalten haben, für zehn Tage in Quarantäne begeben müssen. Diese Quarantänepflicht wird auch von einem aktuellen, negativen Covid-19-Test nicht aufgehoben.

Der KURIER hatte bereits zuvor aus diplomatischen Kreisen von diesem geplanten Schritt unserer westlichen Nachbarn im Westen erfahren.

Doch warum nur Wien und nicht ganz Österreich?

Einerseits sind die Infektionszahlen in der Bundeshauptstadt zuletzt im Verhältnis zu Rest-Österreich überproportional gestiegen. Sowohl Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) als auch Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) hatten sich darum am Donnerstag für Ampel-"Orange“ in Wien ausgesprochen.

Und andererseits beschloss der Schweizer Bundesrat am Freitag, dass Nachbarländer nicht als Ganzes auf die Risikoliste gesetzt werden sollen. Stattdessen sollen nur einzelne Regionen, die über dem Grenzwert liegen, auf die Liste der Staaten und Gebiete mit erhöhtem Ansteckungsrisiko kommen.

Auf slowakischer roter Liste?

Auch die Slowakei könnte Österreich wie auch Tschechien auf die rote Liste der Corona-Risikoländer setzen. So lautet die Empfehlung des slowakischen Expertenrates, die aber noch von der Pandemiekommission bestätigt werden muss, wie der slowakische Nachrichtensender TA3 am Freitag berichtete.

"Es gibt die Befürchtung, dass Österreich und Tschechien zu roten Ländern erklärt werden könnten," bestätigte der Staatssekretär des slowakischen Außenressorts Martin Klus dem Sender gegenüber. Für Reisende aus roten Ländern gilt in der Slowakei Quarantänepflicht. Die definitive Entscheidung soll aber erst nach Tagungen der Pandemiekommission sowie in Anschluss des Krisenstabes der Slowakei fallen, die für Freitag und Montag nächster Woche angesetzt sind, fügte er hinzu.

Quarantänepflicht

In beiden Gremien müsse noch diskutiert werden, wie in diesem Fall das Grenzregime aussehen sollte. "Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass wir Bürger, die die österreichisch-slowakische oder die tschechisch-slowakische Grenze überqueren, in Quarantäne schicken," betonte Klus.

Eine Möglichkeit wäre Einreisen von Personen zu akzeptieren, die einen negativen Covid-19-Test nicht älter als 72 Stunden vorweisen könnten. Eventuell könnte es erneut "breite Ausnahmen" für kritische Infrastruktur, Ärzte und Pflegepersonal geben. Dies würde aber unausweichlich Beschwerden anderer Berufsgruppen nach sich ziehen, dass sie wie Bürger zweiter Kategorie behandelt werden. In jedem Fall würde die Slowakei laut Klus die Grenzen zu ihren Nachbarn nicht nach Vorbild Ungarns komplett sperren, nur den Grenzübertritt markant erschweren.

Empfehlungen der Stadt Wien

Bürgermeister Michael Ludwig, Gesundheitsstadtrat Peter Hacker und der ärztliche Direktor des Wiener Gesundheitsverbundes, Michael Binder, sprachen aufgrund der steigenden Infektionszahlen am Freitagvormittag über die weitere Vorgehensweise der Stadt Wien im Kampf gegen die Corona-Pandemie. 

Dabei wurden fünf Empfehlungen des medizinischen Krisenstabes der Stadt Wien ausgesprochen:

  1. Krankenanstalten und Pflegeheime: Wien setzt das routinemäßige Testen vor Aufnahme ins Spital und Pflegeheimen fort
  2. Handel: Tragen einer Maske für Kunden im gesamten Handel (jedenfalls für Kunden)
  3. Gastronomie: Masken in Restaurants bis zum Tisch tragen, auch an der Bar Masken tragen 
  4. Arbeitswelt: Sensibilisierung für Regeln in Sozialräumen von Arbeitsstätten (zum Beispiel: Masken in sozialen Begegnungsräumen, Abstand in Großraumbüros) 
  5. Regulierung für "geschlossene Veranstaltungen" in Gastronomiebetrieben, Vereinslokalen und Ähnlichem (Regulierungen wie in der Gastronomie).

Wien kann derartige Maßnahmen jedoch nicht umsetzen. Man hoffe nun auf österreichweite Regelungen oder dass der Bund die Möglichkeit schaffe, regional derartige Maßnahmen umzusetzen, betonten Ludwig und Hacker.

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