Schweiz: Aufregung um Interview mit Botschafterin Plassnik

Aufregung um Plassnik in der Schweiz
Zeitungen überspitzten Kritik an der Schweiz und schlagen empört zurück - eigentlich eine Mediengeschichte.

Riesenaufregung in einigen Schweizer Medien und in sozialen Netzwerken über die österreichische Botschafterin in Bern, Ursula Plassnik. Und über ein Schweiz-kritisches Interview. „Welcher Teufel ritt die Frau, dermaßen gegen ihr Gastland auszuteilen“, fragt etwa die Weltwoche. – Das inkriminierte Interview hat die ehemalige Außenministerin so freilich nie gegeben. Die Aufregung ist auch eine hübsche Mediengeschichte unserer Zeit.

Faktum ist: Plassnik, zum zweiten Mal auf dem Posten in Bern, hat der Denkfabrik „Avenir Suisse“ im Juli ein Interview gegeben. Darin schildert sie die Vorteile einer EU-Mitgliedschaft und äußert sich durchaus kritisch zum Schweizer Alleingang: „Die Schweiz hingegen erweckt gelegentlich den Eindruck, sie habe ihr Interesse an den anderen Europäern eingeschränkt primär auf wirtschaftliche Gesichtspunkte.“ Plassnik konstatiert eine immer stärkere „nationalkonservative Grundstimmung auch in der Medienlandschaft, Stichworte Weltwoche und Basler Zeitung“. Und sie gibt zu: „Der ständige Verweis auf den Sonderfall (Schweiz) nervt gelegentlich schon.“

Wochen später griff die Basler Zeitung das Interview auf und fasste die „erstaunlich frechen“ Aussagen der Botschafterin mehr als frei zusammen („Ihr gehen der schweizerische Alleingang und die notorische Nein-Sagerei auf den Senkel“). In österreichischen Medien ist davon die Rede, dass sie die Neutralität der Schweiz als „lächerlich“ bezeichnet habe. Diese Worte kommen in dem Interview nicht vor.

Neben der Weltwoche schäumt auch der linksliberale Tages-Anzeiger. Die Aussagen seien „undiplomatisch und scharfzüngig“. Im Netz machte sich aufgeregtes Kopfschütteln über die „verwirrte Botschafterin“ breit. Plassnik selbst wollte zur Aufregung nicht Stellung nehmen.

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