Was hinter den vielen Bombendrohungen gegen Versailles steckt

Binnen acht Tagen gingen sieben Mal die goldenen Tore für die Besucher in Versailles zu: Die Bombendrohungen häufen sich.
Das Schloss musste innerhalb von acht Tagen sieben Mal gesperrt werden. Geht das so weiter, befürchtet Paris schwere Folgen für den Tourismus.

von Simone Weiler

Es ist noch nicht einmal Mittag an diesem Sonntag, das Schloss von Versailles hat vor knapp drei Stunden geöffnet, da werden Tausende Besucher von Polizisten wieder nach draußen getrieben. Die großen, vergoldeten Tore schließen sich hinter ihnen.

Der Grund ist eine neuerliche Bombendrohung, die die siebente Räumung des weitläufigen Anwesens in Folge erfordert. Viele der Gäste sind von weither, aus den USA oder China, angereist. Sie sei „sehr enttäuscht“, sagt eine australische Touristin. „Wir wollten Versailles unbedingt sehen, aber werden in den nächsten Tagen leider keine Zeit mehr dafür haben.“

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Während das Schloss, das täglich bis zu 15.000 Besucher empfängt, keine Angaben über die durch die Warnungen entstandenen Verluste macht, klagen Gastronomen und Souvenirverkäufer in der einstigen Königsstadt bei Paris bereits über massive Ausfälle. Touristen könnten sich abwenden, befürchtet auch Bürgermeister François de Mazières. „Wenn das so weitergeht, kann das schwere Folgen für uns haben.“

Klima der Angst

Die Behörden setzen die Bombendrohungen in Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt, denn die Urheber nutzen das auch in Frankreich vorherrschende Klima der Angst. Seit der Ermordung eines Lehrers vor zehn Tagen in einer Schule im nordfranzösischen Arras durch einen Islamisten gilt die höchste Terror-Warnstufe in Frankreich.

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Auch andere Touristenattraktionen wie der Louvre, zahlreiche Schulen, Flughäfen und Bahnhöfe in ganz Frankreich mussten in der vergangenen Woche aufgrund von Warnungen evakuiert werden. Verkehrsminister Clément Beaune sagte, bei jeder der bis dahin fast 70 falschen Bombendrohungen gegen Flughäfen, die zu 170 Ausfällen und etlichen Verspätungen geführt hatten, sei systematisch Anzeige erstattet worden.

Dummheitswettbewerb

Bei den Verantwortlichen handelt es sich Beaunes Worten zufolge um „eine Mischung aus Leuten, die sich einen schlechten Witz erlauben, solchen, die wirklich Angst schüren wollen“, und manchmal gebe es „auch eine Art Dummheitswettbewerb zwischen Hackern“.

Bis zum Ende der Vorwoche wurden wegen Falsch-Warnungen 18 Personen festgenommen. Alle sind männlich, viele von ihnen noch minderjährig. Keinem einzigen der Verdächtigen gehe es um eine politische Botschaft, sagte Justizminister Éric Dupont-Moretti. „In den laufenden Untersuchungen hören wir als Rechtfertigung oft, es habe sich um einen üblen Scherz gehandelt.“ Doch alle „kleinen Spaßmacher“ würden entdeckt und bestraft – es drohten bis zu zwei Jahre Gefängnis und 30.000 Euro Bußgeld.

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Ein 37-Jähriger kam am Freitag in Untersuchungshaft, der zugegeben hat, auf einer Internet-Plattform behauptet zu haben, dass „der Thron von Ludwig XIV. in die Luft gehen“ werde.

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