Frankreich: 7.000 Soldaten für Patrouillen und höchste Terrorwarnstufe
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat nach dem tödlichen Messerangriff auf einen Lehrer 7.000 Soldaten für verstärkte Sicherheitspatrouillen mobilisiert. Diese sollten ab Montagabend bis auf weiteres Stadtzentren und touristische Orte regelmäßig kontrollieren, teilte das Büro des Präsidenten am Samstag mit.
In Frankreich war am Freitag die höchste Sicherheitsstufe ausgerufen worden, nachdem ein 20-jähriger ehemaliger Schüler in der nordfranzösischen Stadt Arras einen Lehrer erstochen und zwei weitere Personen schwer verletzt hatte. Die Polizei konnte lokale Medienberichte nicht bestätigen, wonach der Angreifer "Allahu Akbar" gerufen haben soll. Er stehe aber auf einer staatlichen Beobachtungsliste potenzieller Gefährder.
Innenminister Gerald Darmanin hatte am Freitag gesagt, der Anschlag in Arras stehe in Zusammenhang mit den Ereignissen im Nahen Osten, wo Israel mit einer Militäroffensive auf den Überfall von radikal-islamistischen Hamas-Kämpfern auf israelische Zivilisten reagiert.
Die Stufe "Notfall Attentat" kann unmittelbar nach einem Anschlag oder wenn eine identifizierte und nicht lokalisierte terroristische Gruppe aktiv wird, eingerichtet werden. Die höchste Warnstufe wird für einen begrenzten Zeitraum eingerichtet - und zwar für die Zeit des Krisenmanagements. Sie ermöglicht insbesondere die außergewöhnliche Mobilisierung von Mitteln, aber auch die Verbreitung von Informationen, die die Bürger in einer Krisensituation schützen können, teilte die französische Regierung mit.
Der 20-jährige ehemalige Schüler sei von der Polizei mit einem Taser außer Gefecht gesetzt und festgenommen worden, teilte Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin bereits am Freitag mit.
Macron sprach von "barbarischem islamistischen Terrorismus". Der Lehrer habe durch seinen Einsatz vermutlich viele Menschenleben gerettet. Macron war infolge der Bluttat nach Arras gereist. Bildungsminister Gabriel Attal forderte, die Sicherheit von Schulen zu verstärken. Premierministerin Élisabeth Borne sagte einen Besuch in Orléans ab und kehrte nach Paris zurück. Die französische Nationalversammlung unterbrach wegen des Messerangriffs ihre Sitzung.
Schülerinnen und Schüler wurden bei dem Angriff nicht verletzt.
"Er hat das Personal in der Kantine angegriffen. Ich wollte dazwischen gehen, da hat er sich gegen mich gerichtet und wollte wissen, ob ich Geschichte- und Geographielehrer sei", berichtete der Lehrer Martin Dousseau, der Philosophie unterrichtet. "Wir haben uns verbarrikadiert, dann ist die Polizei gekommen", sagte er.
Auf Videos, die in Onlinediensten verbreitet wurden, ist ein junger Mann mit einer Waffe in der Hand zu sehen, der auf dem Schulhof mit mehreren anderen Erwachsenen kämpft. Die Polizei rief dazu auf, aus Respekt vor den Angehörigen keine Bilder von der Tat zu verbreiten.
Die genauen Hintergründe der Tat waren zunächst unklar. Sie wecken in Frankreich Erinnerungen an die Ermordung des Lehrers Samuel Paty, der fast auf den Tag genau vor drei Jahren, am 16. Oktober 2020, Opfer eines dschihadistisch motivierten Anschlags geworden war. Der Täter hatte ebenfalls tschetschenische Wurzeln.
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