Schalmeientöne zwischen Ankara und Moskau

Schalmeientöne zwischen Ankara und Moskau
Deals. Waffen und Atomtechnik für Erdoğan

Engere Kooperation in Wirtschaft, Rüstung, im Energiesektor und in der Geopolitik – das NATO-Land Türkei rückt näher an Russland heran . Dabei ist Einheit in allen diesen Fragen nicht selbstverständlich. Denn vor allem in Syrien, aber auch Zentralasien kreuzen sich die Vorstellungen Moskaus und Ankaras. Am Dienstag reiste Russlands Staatschef Wladimir Putin zu einem Besuch beim türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Und da schmeichelten Erdoğan und Putin einander nach einem bilateralen Treffen in höchsten Tönen.

Formeller Anlass des bilateralen Treffens: Der Spatenstich zum ersten türkischen Atommeiler Akkuyu in der Südtürkei. Russlands staatlicher Atomkonzern Rosatom ist an dem Projekt im Umfang von veranschlagten 20 Milliarden Dollar federführend beteiligt. Vereinbart worden war der Bau allerdings bereits im Jahr 2010. Also vor Beginn der sukzessiven Verschlechterung der Beziehungen zwischen der EU und der Türkei beziehungsweise Russland. Und vor Beginn des Bürgerkrieges in Syrien, in dem Moskau und Ankara völlig gegensätzliche Ziele verfolgen.

Darum ging es am Mittwoch. Da traf auch Irans Präsident Hassan Rouhani in Ankara ein. Besprochen werden sollte die Schaffung von sogenannten „Deeskalationszonen“, durch die ein kompletter Waffenstillstand in Syrien erreicht werden soll, so das formulierte Ziel. Solche Zonen waren auch bei vorangegangenen Treffen der Dreiergruppe definiert worden, gehalten hatten diese Vereinbarungen aber nie.

Dass Erdoğan Putin nach dem jetzigen Treffen als seinen „lieben Freund“ bezeichnete, während Putin die rascher als vereinbarte Lieferung des russischen Luftabwehrsystems S400 an die Türkei bekannt gab, spricht aber Bände. Der Ankauf des Systems hatte für schwere Spannungen vor allem zwischen der Türkei und den USA gesorgt. Und Gespräche über weitere Kooperationen zwischen der Türkei und Russland über Rüstungs-

deals fänden statt, wie Erdoğan sagte. Dabei hatte der Krieg in Syrien Russland und die Türkei 2015 an den Rand einer schwerwiegenden Eskalation gebracht. Damals hatte die Türkei einen russischen Kampfjet abgeschossen. Forcieren wollen Russland und die Türkei auch die Handelsbeziehungen sowie den Tourismus.

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