Schwarze Schafe unter 7000 Prinzen

Die saudischen Prinzen erhalten von Geburt an hohe Zahlungen, viele haben Stress beim Geldausgeben
Prinz als Dealer in Beirut festgenommen. 15 Millionen Captagon-Pillen für Dschihadisten.

Seit Montag sitzt der saudische Prinz Abdel Mohsen Bin Walid Bin Abdulaziz wegen Drogenschmuggels in Beirut fest. An Bord seines Privatflugzeugs wurden 15 Millionen Amphetamin(Captagon)-Tabletten und Kokain mit einem Gesamtgewicht von zwei Tonnen in 24 Umzugskartons und acht Koffern sichergestellt. Amphetamine werden im Libanon massenhaft hergestellt, da viele Zusatzstoffe auf dem freien Markt erhältlich sind, und dann außer Landes geschmuggelt. Sie sind ein wichtiges Kriegswerkzeug und im Nahen Osten gerade heiß begehrt.

Seit dem Vietnamkrieg schlucken US-Kampfpiloten Dexedrin, genannt "Go Pills", die auch als Speed bekannt sind. Die Krieger des IS und andere Dschihadisten bekommen eine brutalere Variante – Captagon. Bei regelmäßiger Einnahme spüren die Kämpfer nicht nur aufputschende Wirkung. Sie vergessen ihre eigenen Leiden und empfinden gar nichts mehr, wenn sie ihre Gegner foltern oder töten. Sie werden zu Kampfmaschinen.

Der Prinz sitzt indessen im kleinen Libanon zwischen den Fronten, denn der libanesische Geheimdienst wird von pro-iranischen Hisbollah-Leuten kontrolliert, die mit dem syrischen Diktator Assad verbündet sind. Saudi-Arabien wiederum will Assad stürzen und gilt als Unterstützer von Dschihadisten-Gruppen. Vor allem aber wird das Königreich vom Iran beschuldigt, den IS massiv aufzurüsten.

Der libanesische Fernsehsender al-Mayadin behauptet, der Beweis sei erbracht worden, dass Saudi-Arabien die mordenden syrischen Dschihadisten, die gegen Assad kämpfen, mit den Pillen versorgt. Die Saudis behaupten wiederum, die Durchsuchung des Diplomatengepäcks durch den libanesischen Geheimdienst sei ein "Teheraner Komplott". Der Prinz, der diplomatischen Status genießt, hatte nicht damit gerechnet, dass sein Flieger am Rafiq-Hariri-Flughafen kontrolliert würde. Er wollte mit vier Begleitern nach Riad abheben.

Geldgieriges Königshaus

Eigentlich hätte es der Prinz nicht notwendig zu schmuggeln. Wie aus Wikileaks-Depeschen der Amerikaner hervorgeht, alimentiert das saudische Königshaus inzwischen 7000 Prinzen jeweils ab der Geburt. Über das "Stipendienprogramm für die Königlichen" werden jährlich 40 Milliarden Dollar ausgeschüttet, zusätzlich bekommen die Prinzen "Bonus-Stipendien" von drei Millionen Dollar, wenn sie heiraten oder einen Palast bauen.

Eine weitere Methode, an Geld zu kommen: Die Prinzen leihen sich Geld bei einer Bank, ohne es zurückzuzahlen, sie verkaufen Visa für Wanderarbeiter aus Südostasien, oder sie konfiszieren Land und verkaufen es an die Behörden weiter. Vor dem Bau eines neuen Flughafens in Riad sicherte sich ein Bruder des Königs das Land und verkaufte es dann weiter.

Das Paradoxe dabei: Viele Prinzen beklagen den Druck, ständig Geld ausgeben zu müssen. In den Diplomatendepeschen wird berichtet, dass die Royals Saudi-Arabien als "Al Saud Inc." begreifen und es als ihr Geburtsrecht ansehen, üppige Zahlungen entgegenzunehmen und in die Staatskasse zu greifen.

Auch im Ausland benehmen sich die Prinzen oft daneben, ihre Frauen tragen unzüchtige Kleider, fahren Auto und hin und wieder marschiert einer der Royals sogar ins Gefängnis. Im September wurde der 28-jährige Prinz Majed Abdulaziz al-Saud in Los Angeles gegen Kaution enthaftet. Er muss sich wegen sexueller Übergriffe vor Gericht verantworten. Eine halb nackte und verletzte Hausangestellte war schreiend auf einer Mauer vor seinem Haus aufgefunden worden.

In Großbritannien verbüßt ein anderer Prinz eine lebenslange Haftstrafe. Ein homosexueller Enkel des verstorbenen Königs Abdullah hatte 2010 in London seinen sudanesischen Geliebten ermordet. Eine saudische Prinzessin, die von einem Briten ein Kind bekam, erhielt dagegen Asyl in England, weil ihr zu Hause in Riad die Steinigung droht.

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