"Tagebuch eines Häftlings": Sarkozy schrieb Buch über Gefängnisaufenthalt

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Am Mittwoch erscheint das Buch, das der französische Ex-Präsident während seiner 20 Tage in Haft in Rekordgeschwindigkeit geschrieben hat. Vor allem eine politische Passage ließ aufhorchen.

Aus Paris von Simone Weiler

Nicolas Sarkozy galt stets als Mann, der es eilig und ein Händchen für gutes Timing hat. Beides stellte er nun einmal mehr unter Beweis. Nur 20 Tage verbrachte der frühere französische Präsident im Gefängnis, am 10. November kam er unter Auflagen vorzeitig frei und genau einen Monat später erscheint nun sein "Tagebuch eines Häftlings". Der Verlag Fayard seines Freundes, Milliardär Vincent Bolloré, tat das Seinige, um das Buch in Rekordgeschwindigkeit für die Adventszeit zu veröffentlichen – als ideales Weihnachtspräsent für Sarkozy-Anhänger.

Diese schickten ihm Tausende Briefe und Päckchen ins Gefängnis, manchmal sogar Geld, um im anstaltseigenen Supermarkt einzukaufen. Tatsächlich ernährte sich der 70-Jährige in Haft fast ausschließlich von Joghurts und Schokoriegeln. Die Inhaftierung, schreibt er, habe er als Prüfung empfunden, die er "so produktiv wie möglich" gestalten wollte – daher sein "Tagebuch".

Dreyfus-Vergleich

Im Oktober hatte ein Gericht Sarkozy aufgrund von Zahlungen des früheren libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi zur Unterstützung von seinem Wahlkampf 2007 zu insgesamt fünf Jahren Haft und einem Bußgeld von 100.000 Euro verurteilt. Er ging in Berufung, doch aufgrund der besonderen Schwere seiner Schuld musste er die Gefängnisstrafe sofort antreten. Zwei seiner engsten Vertrauten hatten sich 2005 in Tripolis mit al-Gaddafis Schwager und rechter Hand Abdallah as-Sanusi getroffen. As-Sanusi forderte mutmaßlich eine Intervention bei der Justiz, für Gegenleistungen. Er war 1999 in Paris in Abwesenheit als Hauptverantwortlicher für einen Terroranschlag auf ein französisches Flugzeug mit 170 Toten zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt worden.

Sarkozy beteuerte stets seine Unschuld. Im Buch vergleicht er sich sogar mit dem Offizier Alfred Dreyfus, der 1894 aufgrund einer antisemitischen Intrige zu Unrecht wegen Landesverrats verurteilt wurde. Die Übereinstimmungen seien "verblüffend“, schreibt Sarkozy: Sie beide wurden degradiert – er selbst verlor die höchste französische Auszeichnung, die Ehrenlegion – und eingesperrt, jeweils auf Basis falscher Anschuldigungen. Das ist allerdings nur im Fall von Dreyfus erwiesen. Sarkozy wurde bereits in zwei anderen Verfahren in letzter Instanz verurteilt.

Sarkozy klagt über Haftbedingungen

Im Buch beschreibt er auch einen Besuch in einem Krankenhaus für krebskranke Kinder kurz vor seiner Inhaftierung: Die kleinen Patienten hätten sich für ihn als echte Vorbilder erwiesen durch die Stärke, mit der sie ihr Schicksal ertrugen. Dennoch beklagt er sich reichlich – über die nächtlichen Schreie anderer Insassen, die er aufgrund seiner Isolationshaft nicht sah, aber hörte, den allzu dünnen Duschstrahl, die grauen, fensterlosen Mauern. In seiner Zeit als aktiver Politiker sprach sich Sarkozy nie für mehr Komfort in den stark überfüllten französischen Gefängnissen aus. Vielmehr forderte er, dass Verurteilungen über sechs Monaten nicht auf Bewährung ausgesetzt und Hafterleichterungen nicht ermöglicht werden sollten.

Doch wie die französische Rechtsextreme Marine Le Pen, die zu Jahresbeginn wegen Veruntreuung von EU-Geldern verurteilt wurde, erkennt er die Grundlage seiner Strafe nicht an, sondern greift die Justiz an. Mit Le Pen telefonierte er und versprach ihr seinen eigenen Worten nach, er werde bei Wahlen nicht zu einer Brandmauer zu den extrem Rechten aufrufen. Die Passage erhielt viel Aufmerksamkeit – denn trotz seiner diversen Affären verfügt Sarkozy noch immer über politischen Einfluss. Und den spielt er bis zum Letzten aus.

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