Als Teil einer „Regenbogenfamilie“, wie Marin auf ihrer Homepage schreibt, seien „Menschenrechte und die Gleichheit aller Menschen“ für sie „keine Ansichtssache“. Das sei der Hauptgrund gewesen, in die Politik zu gehen: „Ich will beeinflussen, wie die Gesellschaft ihre Mitglieder und deren Rechte sieht.“
Vor zehn Jahren trat Marin während des Studiums an der Universität von Tampere der Sozialistischen Jugend bei, die am ehesten kompatibel mit ihren Vorstellungen war.
2012 stieg sie in ihrer Heimatprovinz Pirkanmaa in die Stadt- und Regionalpolitik ein, 2015 folgte der Einzug ins Parlament in Helsinki. Marin hatte ihre Beliebtheit in Tausende Vorzugsstimmen umgemünzt.
In der im Frühjahr 2019 geschmiedeten Fünf-Parteien-Koalition, die sie jetzt anführt, profilierte sich Marin als Verkehrs- und Kommunikationsministerin und streitbare Parteilinke.
Unbequem
Marin scheut sich nicht, unbequeme Wahrheiten anzusprechen. Sie prangert an, dass die Sozialdemokratie als „Bewegung der Gleichheit, Freiheit und des Friedens“ nicht mehr genug gegen die soziale Kluft in Finnland unternehme.
Wohlfahrtsstaat und Arbeiterrechte dürften nie als gegeben hingenommen werden, mahnt sie. Sie erkannte auch die enorme Bedeutung des Umweltschutzes für Wahlerfolge. „Klimawandel und der Verlust an Biodiversität sind zwei der größten Probleme unserer Zeit.“
Die charismatische, social-media-affine und auf Fotos stets strahlende Marin wirkt wie die weibliche Antwort auf Polit-Stars wie Justin Trudeau oder Sebastian Kurz. Großen Raum nimmt bei ihr die Familie ein: Ehemann Markus und Tochter Emma (1).
„Emmas Großeltern sind eine unschätzbare Hilfe im stressigen Alltag. Ich bin dankbar, dass sie so nahe wohnen“, gibt Marin auf ihrer Homepage Einblicke in das Familienleben – und sammelt so Sympathien.
Rechtspopulisten im Aufwind
Mit der jungen, unverbrauchten Parteichefin wollen die Sozialdemokraten enttäuschte Wähler zurückgewinnen, auch wenn das Regierungsprogramm großteils beibehalten werden soll. Die größte Bedrohung für die Partei kommt – wie in anderen Ländern auch – von rechts.
Die Turbulenzen rund um geplante Reformen bei der Post, die den bisheriger Premier Antti Rinne zum Rücktritt zwangen, haben rechten Kräften Auftrieb verschafft. Laut einer Studie würden derzeit 24 Prozent der Finnen die Rechtspopulisten wählen. Beim Urnengang im April waren es 17,5 Prozent.
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