Iran: Wie eine TV-Moderatorin für das Regime zur Heldin wurde

Iranian TV presenter Sahar Emami declared as hero after live broadcast attack
Bei Angriffen auf das Gebäude des iranischen Staatssenders IRIB in Teheran sollen drei Menschen gestorben sein. Sahar Emamis Live-Moderation wurde von Explosionen unterbrochen.

Sahar Emami, die für den "Rundfunk der Islamischen Republik Iran" (IRIB) die Nachrichten präsentiert, ist schon länger eine der bekanntesten Fernseh-Persönlichkeiten des 90-Millionen-Einwohner-Landes. Seit Montag wird sie vom Mullah-Regime und dessen Anhängern aber auch als Nationalheldin und Gesicht des Widerstands gegen Israel gefeiert. 

Denn an diesem Tag wurde ihre Live-Berichterstattung aus Teheran von Explosionen unterbrochen. Das Publikum sah dabei zu, wie die israelische Armee den regimetreuen Staatssender angriff. Eine erste Attacke hielt Emami nicht davon ab, weiterzureden. „Das ist das Geräusch des Aggressors, wie er unser Heimatland angreift und die Wahrheit zu unterdrücken versucht“, kommentierte sie noch.

Eine zweite Detonation zwang sie dann aber doch, den Raum rasch zu verlassen. Die Beleuchtung fiel aus, Trümmerteile und Rauch waren zu sehen. Nur kurze Zeit später aber war Emami schon wieder auf den Bildschirmen zurück, von einem anderen Studio aus. Laut der iranischen Nachrichtenagentur "Mehr" starben drei Mitarbeiter des Senders bei der Attacke, weitere wurden verletzt. 

"Stimme des Iran"

Schnell verbreitete sich der Auftritt der Moderatorin in sozialen Netzwerken. Irans Präsident Massud Peseschkian bezeichnete sie als "Symbol für Widerstandsfähigkeit". Für Regierungssprecherin Fatemeh Mohajerani ist Emami eine "tapfere Tochter des Iran". Und Außenminister Abbas Araghi nannte sie eine "mutige iranische Frau vor der Kamera - furchtlos, standhaft und voller Liebe für ihr Heimatland". Sie sei in der Nacht des Angriffs "die Stimme des Iran" gewesen. Nicht mal einen Tag später erhielt Emami zu ihren Ehren ein riesiges Wandbild im Zentrum Teherans.

"Performance"

Selbst einige Bewohner des Iran, die das Mullah-Regime nicht gutheißen, hielten den Auftritt Emamis internationalen Medien zufolge für mutig. Der FT sagte eine Frau, sie fühle sich dadurch bestärkt, in Teheran zu bleiben und die Stadt "zu verteidigen". Eine andere hingegen sagte: "Für mich wirkte es wie eine Performance. Es hat davor einen Evakuierungsbefehl gegeben. Und sie kam mir mental vorbereitet vor." Israel hatte eine Stunde vor dem Angriff dazu aufgerufen, den Bezirk, in dem sich das Hauptquartier des Senders befindet, zu verlassen. 

Israels Armee erklärte, mit dem Sender ein "Kommunikationszentrum des iranischen Regimes" getroffen zu haben. Der Iran spricht von einem "Kriegsverbrechen".

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