Saakaschwili ist nach wie vor nicht zu fassen
Es ist ein surreales Versteckspiel, dass sich der Politiker Michail Saakaschwili mit den ukrainischen Behörden liefert. Die Protagonisten: Ukrainische Polizei- und Sondereinsatzkräfte als Speerspitze der offiziellen Ukraine, Saakaschwili und ein ganzer Haufen Leute – nennen wir sie Anhänger –, die sich um ihn scharen, ihn zuweilen retten, ihn mit sich zerren, von denen aber niemand so recht weiß, was die da genau tun.
Stand der Dinge am Mittwoch: Saakaschwili scheint nicht zu fassen zu sein. Er bewegte sich mehr oder weniger frei im Protestcamp seiner Anhänger, hielt Reden und tat, was er so tut, wenn er Reden hält: Er forderte die Absetzung von Präsident Petro Poroschenko – jenes einstigen Freundes, der den georgischen Ex-Präsidenten zum ukrainischen Staatsbürger gemacht hatte, ihn als Gouverneur der Region Odessa installierte; der Saakaschwili dann aber nach einem tiefgehenden Streit die Staatsbürgerschaft wieder entzog.
Mehr oder weniger an Poroschenkos Amtssitz vorbei hatten "die Anhänger" Saakaschwili am Diensteg zu dem Protestcamp vor dem Parlament gezerrt. Zuvor hatten Sondereinsatzkommandos des Geheimdienstes versucht, Sakaschwili zu verhaften, diesen vom Dach seines Hauses gezerrt (er hatte gedroht, sich in die Tiefe zu stürzen), um ihn abzuführen – was die Anhänger Sakaschwilis zu verhindern wussten. Es kam zu schweren Auseinandersetzungen.
In den Morgenstunden des Mittwoch versuchten es die Sicherheitskräfte erneut und durchsuchten das Protestcamps nach Saakaschwili – der war aber nicht aufzufinden. Es kam zu Auseinandersetzungen, bei denen mehrere Personen verletzt wurden.
Saakaschwili war unterschiedlichen Berichten zufolge entweder in einem Zelt versteckt oder verbrachte die Nacht in einem nahen Hotel – um am nächsten Tag wieder vor den Anhängern zu stehen. Die bauen inzwischen Barrikaden und sind auf Konflikt eingestellt. Noch sind es aber nur einige Hundert. Die Mehrheit der Ukrainer beobachtet das Treiben verwundert, wobei oft ein Wort fällt: Zirkus.
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