Russland-Wahl: Die Präsidentschaftskandidaten
Wenn Russland wählt, wählt der flächenmäßig größte Staat der Erde. 109 Millionen Menschen sind am Sonntag aufgerufen, ihre Stimme für den zukünftigen Präsidenten abzugeben. Schätzungen zufolge werden 67 bis 74 Prozent von ihnen tatsächlich an der Wahl teilnehmen. Das sind mehr als bei der letzen Präsidentenwahl im Jahr 2012. Damals lag die Wahlbeteiligung bei 65 Prozent, Putin gewann mit etwa 63 Prozent der Stimmen. Die Höhe der Wahlbeteiligung ist heuer aber insofern die zentrale Frage, als der nicht zur Wahl zugelassenen Oppositionspolitiker Alexej Nawalny zu einem Boykott der Wahlen aufgerufen hatte.
In jeden Fall gilt auch heuer die Wiederwahl Putins - und damit seine vierte Amtszeit - als gesichert. Laut dem staatlichen Insitut WZIOM werden ganze 70 Prozent der Wähler für ihn stimmen.
Doch es stehen noch sieben weitere Kandidaten zur Wahl, darunter eine Frau.
Die Kandidaten
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WLADIMIR PUTIN: "Ein starker Präsident, ein starkes Land" - so lautet der Wahlslogan des Amtsinhabers. Seit rund 18 Jahren ist Putin an der Macht - zwischen 2008 und 2012 regierte er als Ministerpräsident. Vor der Politik machte Putin im sowjetischen Geheimdienst KGB Karriere und war zu DDR-Zeiten in Dresden stationiert, weshalb er fließend Deutsch spricht. Umfragen staatlicher Institute schreiben dem 65-Jährigen große Beliebtheit bei der Bevölerkung zu.
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WLADIMIR SCHIRINOWSKI: Er gilt als Skandalpolitiker und ist bekannt für deftige nationalistische Parolen und für seine zahlreichen Versuche, in das Amt des Präsidenten gewählt zu werden. Den Namen des Rechtspopulisten fand man bereits fünf Mal auf der Wahlliste. Seinen größten Erfolg hatte der Duma-Abgeordnete 2008 mit rund neun Prozent. Der 71-Jährige gilt als verlässlicher Verbündeter des Kremls. Umfragen des staatlichen Umfrageinstituts sehen ihn diesmal bei 5,6 Prozent.
- PAWEL GRUDININ: Der 57 Jahre alte Geschäftsmann ist einer der Überraschungskandidaten im Rennen um die russische Präsidentschaft. Als Bewerber der Kommunistischen Partei (KP) galt Kader-Urgestein Gennadi Sjuganow als fix.
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Russian Communist party (CPRF) presidential candidate Pavel Grudinin (L) and Russian Communist party leader Gennady Zyuganov react during a pre-election rally in Moscow on March 11, 2018.
Russia will hold presidential elections on March 18. / AFP PHOTO / Kirill KUDRYAVTSEV
Beim Parteitag im Dezember wurde dann aber der Erdbeerbauer aus Moskau als parteiloser Kandidat nominiert. Experten sehen in dieser Personalentscheidung den Versuch, die Partei jenseits von Sowjet-Nostalgie für junge Wähler interessant zu machen. Dass er, wie bekannt wurde, Konten in der Schweiz verschwiegen hat, wäre eigentlich ein Ausschlussgrund von der Wahl. Doch ein Rauswurf würde die kommunistische Wählerschaft verprellen und die Beteiligung drücken. In den Umfragen liegt er bei 7,1 Prozent der Stimmen.
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GRIGORI JAWLINSKI: Seit knapp 25 Jahren kämpft er mit seiner linksliberalen Partei Jabloko für eine, wie er sagt, gerechtere Politik. Dabei hat der 65-Jährige schon etliche Niederlagen einstecken müssen. Zwei Mal kandidierte er bereits erfolglos für das Amt des Staatschefs; 2012 zerschlug die Wahlkommission seine Ambitionen wegen angeblich gefälschter Unterschriften. 2007 flog seine Partei aus dem Parlament. Laut Umfragen kann er heuer mit rund einem Prozent der Stimmen rechnen.
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XENIA SOBTSCHAK: Manche sehen in der Mode-Ikone ein Polit-Projekt des Kremls. Jung, weiblich, eloquent - damit will die liberale Journalistin politikverdrossene Menschen für die Wahl begeistern. Die 36-Jährige geht als "Kandidatin gegen alle" an den Start. Die Tochter von Putin-Mentor Anatoli Sobtschak kritisiert offen das Fehlen von Pluralismus und auch die Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim.
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Candidate in the upcoming presidential election So
Candidate in the upcoming presidential election Ksenia Sobchak addresses the media as she visits the headquarters of the Russian Central Election Commission in Moscow, Russia March 5, 2018. REUTERS/Maxim Shemetov
Sie tritt für die Rechte Homosexueller und die Legalisierung von Drogen ein. Sobtschak hat eine beachtliche Medienpräsenz, was laut Beobachtern ohne Zustimmung des Kremls gar nicht möglich wäre. Sie erfülle alle negativen Stereotype, die die gelenkten Medien über den dekadenten Westen verbreitet haben, erklärte auch Russland-Experte Stefan Meister. Damit legitimiere sie Putin als Kandidaten der konservativen Mehrheit. In Umfragen kommt sie auf rund ein Prozent.
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BORIS TITOW: Sein Unternehmen beliefert den Kreml mit Sekt. Mit seiner eigenen Marke, Abrau Durso, macht Titow einen Millionenumsatz. Der Unternehmer führt die sogenannte Wachstumspartei und setzt sich für kleine und mittlere Betriebe ein. Der 57-Jährige kennt Putin sehr gut und fungiert auf dessen Wunsch als Ombudsmann für Unternehmerrechte. Umfragen sagen Titow 0,3 Prozent der Stimmen voraus.
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SERGEJ BABURIN: Auch der 59-Jährige ist kein Unbekannter in der russischen Politik: Er war 1992/93 ein Wortführer des nationalistisch-altkommunistischen Widerstands gegen Präsident Boris Jelzin und saß bis 2007 im Parlament. Auch danach blieb der Rektor einer Moskauer Wirtschaftsuni politisch aktiv. Die russische Volksunion, ein Bündnis von Nationalisten, nominierte ihn für die Wahl. Dabei kann er laut Umfragen 0,2 Prozent erreichen.
- MAXIM SURAJKIN: Maxim Surajkin ging vor einigen Jahren auf Distanz zur KP. Seitdem versucht er seine Kleinpartei Kommunisten Russlands als Alternative aufzubauen. Dafür bekam er bei der Duma-Wahl 2016 zwei Prozent Zustimmung. Der 39-Jährige kandidierte erfolglos für verschiedene Gouverneursämter in der Provinz. Bei der Präsidentenwahl werden ihm 0,3 Prozent vorausgesagt.
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