Russland zeigt mit seinem größten Manöver militärische Stärke

Im Manöver kämpfen der Zentrale Wehrbezirk und die Nordflotte gegen den Fernöstlichen Wehrbezirk und die Pazifikflotte.

Mit dem größten Manöver seiner Geschichte demonstriert Russland seit Dienstag seine militärische Stärke. An der einwöchigen Übung "Wostok-2018" (Osten-2018) unter der Beteiligung Chinas und der Mongolei nehmen rund 300.000 Soldaten teil. 36.000 Militärfahrzeuge und Panzer, tausend Flugzeuge und 80 Kriegsschiffe sind bis zum Montag im Osten des Landes im Einsatz.

Die NATO beklagte, dass sich Russland auf einen "Großkonflikt" vorbereite. Am Dienstag veröffentlichte das Verteidigungsministerium in Moskau ein Video vom Beginn der Stationierung der Truppen in Ost-Sibirien und im Fernen Osten Russlands. Am Mittwoch sollte mit Übungen zum Luftabwehrkampf das eigentliche Manöver beginnen. Für Donnerstag wurde ohne nähere Angaben ein "Höhepunkt" angekündigt.

Die Soldaten sollen bei "Wostok-2018" nach den Worten von Verteidigungsminister Sergej Schoigu unter Bedingungen eingesetzt werden, "die so genau wie möglich einem echten Kampf ähneln". Präsident Wladimir Putin, der derzeit Gastgeber eines Wirtschaftsgipfels in Wladiwostok ist, wird auch zu dem Manöver erwartet. 

China mit dabei

Am Dienstag empfing Putin in Wladiwostok den chinesischen Präsidenten Xi Jinping und rühmte die Beziehungen zu Peking: "Wir haben vertrauensvolle Beziehungen in den Bereichen Politik, Sicherheit und Militär." Xi erwiderte, die "Freundschaft" beider Länder werde "ständig stärker".

China hat rund 3.500 Soldaten und rund 30 Flugzeuge oder Hubschrauber zu dem Manöver entsendet. Auch wenn die Beteiligung angesichts der Größe der chinesischen Volksarmee bescheiden ist, ist sie für Putin von großer symbolischer Bedeutung. Das wegen des Ukraine-Konflikts mit westlichen Sanktionen belegte Land möchte zeigen, dass es international nicht isoliert ist.

Seit einigen Jahren hat Russland die Taktzahl größerer Militärübungen deutlich erhöht. Im vergangenen Jahr hielt es gemeinsam mit Weißrussland das Manöver "Sapad-2017" im europäischen Teil des Landes ab. Nach russischen Regierungsangaben waren daran rund 12.700 Soldaten beteiligt. Nach Einschätzung der Ukraine und der baltischen Staaten war die Zahl weit höher. 

 Anfang September gab es ein NATO-Manöver in der westlichen Ukraine, an dem 2.200 Soldaten aus der Ukraine, den USA und anderen NATO-Staaten teilnahmen.

Übung für Großkonflikt?

Für die NATO zeigt das jüngste russische Manöver, dass Moskau den Schwerpunkt auf das "Einüben von Großkonflikten" lege, wie der Sprecher der westlichen Militärallianz, Dylan White, erklärte. Die russische Außenamtssprecherin Maria Sacharowa sagte, für den Westen bestehe kein Grund zur Beunruhigung, da "Wostok-2018" weit außerhalb des Zuständigkeitsgebiets der NATO liege.

Der Kreml beschuldigt die NATO, immer näher an seine Grenzen heranzurücken und Russlands nationale Sicherheit zu gefährden. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow betonte am Dienstag, es handle sich um eine "Routine"-Übung, die dennoch "sehr wichtig" sei.

Ende August hatte er gesagt, die Verteidigungsfähigkeit Russlands sei "gerechtfertigt, notwendig und alternativlos", da die gegenwärtige internationale Lage gegenüber Russland "häufig aggressiv und unfreundlich" sei.

Neues Material

Bei "Wostok-2018" setzt die russische Armee ihre neuesten Anschaffungen ein: Iskander-Raketen, die sich mit atomaren Sprengköpfen bestücken lassen, Kampfpanzer des Typs T-80 und T-90 sowie Suchoi Su-34- und Su-35-Jagdbomber. Auch mehrere Fregatten mit Kalibr-Raketen, die im Syrienkrieg zum Einsatz kamen, nehmen teil. Die Vorgänger-Übung "Wostok-2014" war mit 155.000 Soldaten noch bedeutend kleiner.

Die russische Armee vergleicht das Manöver mit der Militärübung "Sapad-81" (Westen-81), an der im Jahr 1981 bis zu 150.000 Soldaten des Warschauer Pakts teilnahmen. Es war das größte Militärmanöver zu Zeiten der Sowjetunion.

Vergangene Woche hielt Russland Militärübungen im Mittelmeer ab. Daran beteiligt waren mehr als 25 Kriegsschiffe und rund 30 Flugzeuge. Russland erhöhte zugleich seine militärische Präsenz in Syrien. Dort unterstützt Moskau die Regierung von Staatschef Bashar al-Assad seit 2015.

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